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Exazerbationsschutz per Bakterienspray

Täglich zwei sublinguale Hübe eines Sprays aus hitzeinaktivierten Bakterien sollen COPD-Patienten vor Exazerbationen schützen. Sechs Bakterienspezies stecken in dem Spray, drei grampositive Kokken (Streptococcus pneumoniae, Staphylococcus aureus und Staphylococcus epidermidis) und drei gramnegative Keime (Klebsiellen, Moraxella catarrhalis und Haemophilus influenzae). Der Gedanke ist, eine mukosale und systemische Immunreaktion auszulösen. Auf sublingualem Weg lässt sich der Respirationstrakt schützen, was nicht gelingt, wenn man die Bakterien gastrointestinal appliziert, erklärte Professor Dr. Luis Puente-Maestu von der Pneumologie am Universitätsklinikum Gregorio Marañón in Madrid.
Anzahl der schweren Exazerbationen halbiert
Seine Arbeitsgruppe hat das eine Milliarde Bakterien pro Milliliter enthaltende Bakteriengemisch, MV130 genannt, in einer Phase-3-Studie an knapp 200 COPD-Patienten mit häufigen Exazerbationen in der Anamnese in sieben spanischen Kliniken erprobt. Die Teilnehmer benutzten ein Jahr lang täglich ein Spray, das entweder MV130 oder Placebo enthielt. An die zwölfmonatige Behandlungsphase schlossen sich sechs Monate Follow-up an.
Primärer Endpunkt war die Zahl der Exazerbationen. Sie sank in der Verumgruppe um ein Drittel (zwei statt drei in 18 Monaten). Vor allem moderate und schwere Ausbrüche verminderten sich, die schweren sogar um die Hälfte, berichtete Prof. Puente-Maestu. Halbiert wurde auch die Dauer der einzelnen Exazerbationen von median 20 auf 10 Tage, Antibiotikaeinnahmen gingen um 60 % zurück (12 statt 29 Tage). Das Immuntherapeutikum erwies sich dabei als gut verträglich, die einzige systemische Reaktion, die von den Untersuchern als medikationsassoziiert eingestuft wurde, war mildes Hautjucken.
Der Charme der Immuntherapie liegt darin, dass die Effekte die Anwendung überdauern, auch wenn das in dieser Studie nicht geprüft wurde, kommentierte Professor Dr. Guy Brusselle, Pneumologe von der Universität Gent. Die Zahlen, die sein Kollege Prof. Puente-Maestu vorgelegt hat, fand er eindrucksvoll, allerdings auch „zu gut, um wahr zu sein“. Weitere und größere Studien werden zeigen müssen, ob das Spray mit dem Bakteriengemisch hält, was es verspricht.
Quelle: ERS* International Congress 2021 – virtual
* European Respiratory Society
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