Forschungskosten sind nicht alles

Symposium Vision-Zero Prof. Dr. Christof von Kalle

Prof. Dr. Christof von Kalle, Translationale Onkologie, DKFZ Heidelberg kommentiert die Lage der Investitionen in die Krebsforschung. Prof. Dr. Christof von Kalle, Translationale Onkologie, DKFZ Heidelberg kommentiert die Lage der Investitionen in die Krebsforschung. © Stefan Redel – stock.adobe.com; NCT/Philip Benjamin

Wie einfach wir es uns doch bisweilen machen. Da sehen die meisten von uns einen großen Bedarf für Innovationen in der Onkologie, wir fordern mehr Forschung und wollen die Versorgung unserer Patienten verbessern – nur investieren wollen wir dafür möglichst nichts.

So viel dürfte klar sein: Veränderung ist nicht zum Nulltarif zu haben. Jeder zweite Mensch erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs, jeder vierte stirbt daran. Können wir da allen Ernstes davon ausgehen, dass wir dieser riesigen He­rausforderung alle Jahre wieder mit einem Fünfzehntel der Ausgaben im Gesundheitsbereich begegnen können? Genau diese Haltung hat sich nämlich in unserem Verteilungssystem etabliert. Wie gebannt starren wir auf die seit Langem prognostizierte, aber nie eingetretene Kostenexplosion und haben stattdessen eine Implosion des Gestaltungswillens erhalten.

Ich meine, wir sollten erstens anerkennen, dass man in einer alternden Bevölkerung nicht gleichzeitig eine moderne Medizin anbieten und die Ausgaben kon­stant halten kann. Zweitens sollten wir mögliche Fehlinves­titionen innerhalb des Systems nicht gerade bei den Haupttodesursachen suchen. Im Gegenteil: Bei ihnen gilt es zu investieren, die Prävention und Früherkennung zu stärken und innovative Verfahren der Diagnostik sowie moderne, vielfach auch personalisierte Therapien einzusetzen.

Und drittens sollten wir nicht immer nur auf die Kosten dieser modernen Medizin schielen, sondern auch den Return-on-Investment in die Kalkulationen einfließen lassen – das heißt ein langes Leben, bei guter Gesundheit und Lebensqualität. Aus dieser Perspektive könnte sich die Vision-Zero – also krebsbedingte Todesfälle so weit wie irgend möglich zu verhindern – sogar als ein Kostendämpfungskonzept erweisen. Nur eben nicht vom ersten Tag an.

Expertenkommentar

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Prof. Dr. Christof von Kalle, Translationale Onkologie, DKFZ Heidelberg kommentiert die Lage der Investitionen in die Krebsforschung. Prof. Dr. Christof von Kalle, Translationale Onkologie, DKFZ Heidelberg kommentiert die Lage der Investitionen in die Krebsforschung. © Stefan Redel – stock.adobe.com; NCT/Philip Benjamin