Gemischte Gefühle beim Blutdruck-Selbstcheck

Warum nehmen manche Patienten das Angebot zum Blutdruck-Selbstcheck im Wartezimmer in Anspruch und manche nicht? Um das herauszufinden, führte das Team um Alice C. Tompson vom Nuffield Department of Primary Care Health Sciences an der Universität Oxford Interviews mit 16 Männern und 14 Frauen durch. 14 der Teilnehmer hatten zuvor die Möglichkeit zum Selbstscreening genutzt, die übrigen 16 nicht. Bei sechs Patienten lag ein bekannter Bluthochdruck vor. Gründe für einen Test waren „weil das Gerät gerade dastand“, Neugier oder um sich die Zeit im Wartezimmer zu vertreiben. Andere wollten ihren Hausarzt unterstützen.
Keine Lust, sich zu Hause mit Hypertonie zu befassen
Patienten mit bekannter Hypertonie griffen teilweise zur Selbstmessung, um den „Weißkitteleffekt“ zu vermeiden. So antwortete eine Patientin: „Wenn der Doktor meinen Blutdruck misst, schießen die Werte in die Höhe, weil ich nervös bin.“ Andere hatten das Gefühl, die Sache selbst in die Hand nehmen und kontrollieren zu können. „Ich kann einfach ins Wartezimmer gehen und, ohne zu fragen, meinen Blutdruck messen, so oft ich will“, betonte eine Teilnehmerin.
Ein für die Forscher überraschendes Ergebnis war, dass manche Patienten angaben, lieber im Wartezimmer des Hausarztes ihren Blutdruck zu checken als zu Hause. Sie hielten das Gerät in der Praxis für hochwertiger und die Ergebnisse für präziser. Andere lehnten es rundweg ab, sich eins für den Hausgebrauch anzuschaffen, weil sie sich daheim nicht ständig mit ihrem Blutdruck beschäftigen wollten. Die Nutzer des Selbstscreenings fanden grundsätzlich die Handhabung einfach.
Viele überlassen die Messung lieber den Profis
Und warum nutzten manche Praxisbesucher das Angebot nicht? Einige hatten das Messgerät gar nicht bemerkt, andere waren der Ansicht, dass sie es schon spüren würden, wenn ihr Blutdruck zu hoch sei – sie hielten das Screening für überflüssig. Ein weiteres Argument lautete, dass man aus einem ganz anderen Grund die Praxis aufgesucht hätte. Einige fanden, Blutdruckmessen sei ein Job für Profis, oder sie wollten sich nicht vor den anderen Wartenden mit einer falschen Messtechnik blamieren. Eine Frau verzichtete, damit andere Patienten nicht denken würden, sie hätte ein Blutdruckproblem.
Die Autoren empfehlen Ärzten, die Selbstmessungen anbieten, ihre Patienten zu motivieren und sich nach den Ergebnissen zu erkundigen.
Tompson AC et al. Br J Gen Pract 2017; online first
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