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Hereditäres Angioödem: Vorbeugen statt abschwellen

Ursache des hereditären Angioödems (HAE) Typ I und Typ II ist ein mutationsbedingter Mangel an funktionsfähigem C1-Inhibitor. Dieser Inhibitor reguliert verschiedene Proteasen u.a. im Komplement- und im Kallikrein- Kinin-System, schreiben Dr. Paula J. Busse von der Division of Clinical Immunology and Allergy der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, und Dr. Sandra C. Christiansen vom Department of Medicine der University of California, San Diego. Die Aktivierung des Kallikrein-Kinin-Systems durch C1-Inhibitor-Mangel fördert die Bradykinin-Bildung, was eine Vasodilatation und erhöhte Gefäßpermeabilität nach sich zieht. Die seltenen Erbkrankheiten gehen mit rezidivierenden Ödem-Attacken in verschiedenen Körperregionen einher (s. Kasten).
Häufig nicht erkannt
- Beim hereditären Angioödem handelt es sich um eine seltene, autosomal-dominante Erbkrankheit (Prävalenz ca. 1:50 000).
- Klinik: episodische Attacken von kutanen und submukösen Schwellungen (asymmetrisch, entstellend, nicht-juckend, ohne Urtikaria) z.B. im Gesicht oder an den Extremitäten; schmerzhafte abdominale Attacken. Larynxödeme können tödlich enden.
- Zu den Triggerfaktoren zählen Stress, Traumata, medizinische Interventionen, Infektionen u.a.
- Die Erkrankung manifestiert sich oft im Kindesalter und verschlechtert sich in der Pubertät.
- Sie wird häufig nicht erkannt oder als histaminvermitteltes Angioödem fehlgedeutet.
- Glukokortikoide, Antihistaminika und Noradrenalin sind beim HAE durch C1-Inhibitor-Mangel wirkungslos!
- ein aus humanem Plasma hergestellter C1-Inhibitor (Applikation: i.v.)
- ein rekombinanter C1-Inhibitor (Applikation: i.v.)
- ein B2-Bradykinin-Rezeptor-Antagonist (Applikation: s.c.)
- ein Kallikrein-Inhibitor (Applikation: s.c., in Europa nicht zugelassen)
Nach wie vor Ängste und Einschränkungen im Alltag
Die Verfügbarkeit von On-demand-Therapien bei akuten Attacken stellt für die betroffenen Patienten eine Erleichterung dar, dennoch gibt es nach wie vor Einschränkungen im Alltagsleben und psychische Belastungen wie die Angst vor dem Ersticken. Soll eine Langzeitprophylaxe erfolgen, eignen sich folgende Behandlungsoptionen:- intravenöse C1-Inhibitor-Gabe
- subkutane C1-Inhibitor-Gabe
- Lanadelumab (monoklonaler Antikörper-Inhibitor von Plasma-Kallikrein)
- Hormonbehandlung z.B. mit attenuierten Androgenen
- Tranexamsäure (Antifibrinolytikum)
Quelle: Busse PJ, Christiansen SC. N Engl J Med 2020; 382: 1136-1148; DOI: 10.1056/NEJMra1808012
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