Herzinsuffizienz: Periphere Ödeme mit Schleifendiuretika behandeln

Dr. Angelika Bischoff

Wichtig für die Beurteilung sind Dauer und Ausdehnung des Ödems sowie die Dynamik seiner Entstehung. Wichtig für die Beurteilung sind Dauer und Ausdehnung des Ödems sowie die Dynamik seiner Entstehung. © iStock/bbbrrn

Eine altbekannte Patientin mit chronischer Herzinsuffizienz konsultiert Sie, weil ihre Knöchelödeme in letzter Zeit zugenommen haben. Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion im letzten Echo lag bei 25 %. Was ist zu tun?

Nahe liegt natürlich die Vermutung, dass die Herzinsuffizienz dekompensiert ist, wenngleich man auch an andere Ursachen für periphere Ödeme wie Niereninsuffizienz, Hypoalbuminämie oder chronisch-venöse Insuffizienz denken muss. Meist helfen schon die genaue Anamnese und klinische Untersuchung weiter in der Ursachensuche, schreiben Dr. Daniel Bromage vom King’s College London British Heart Foundation Centre of Excellence und Kollegen.

Wichtig für die Beurteilung sind Dauer und Ausdehnung des Ödems sowie die Dynamik seiner Entstehung. Herzinsuffizienzbedingte Ödeme treten in der Regel bilateral auf und sind eindrückbar. Viele Patienten wiegen sich selbst regelmäßig. Hat das Gewicht in der letzten Zeit progredient zugenommen? Auch nach Dyspnoe, Fatigue, Palpitationen und Brustschmerzen sollte man fragen. Weiter ist von Interesse, ob die Schwellung dieses Mal stärker ist als sonst, ob es neue Symptome gibt, die Einnahme der Herzmedikation vergessen oder zu viel getrunken wurde und ob der Patient evtl. neue Medikamente nimmt.

Die kardiologische Untersuchung umfasst die Prüfung von Herzfrequenz, Rhythmus und Blutdruck sowie Zeichen der Volumenüberlastung wie erhöhter Jugularvenendruck und inspiratorische Rasselgeräusche – typischerweise bilateral.

Wann das Herz schlapp macht

Die häufigsten Ursachen für die Dekompensation einer Herzinsuffizienz sind
  • Non-Adhärenz
  • exzessive Flüssigkeitszufuhr
  • Unterdosierung von Diuretika
  • akute Niereninsuffizienz
  • akutes Koronarsyndrom
  • hypertensive Entgleisung
  • kardiale Arrhythmien, z.B. Vorhofflimmern
  • Infektionen
  • Medikamente (z.B. NSAR, Steroide)

Bei herzinsuffizienzbedingten peripheren Ödemen raten die Autoren dazu, so früh wie möglich Schleifendiuretika zu geben. Die European Society of Cardiology empfiehlt, mit kleinen Dosen zu beginnen und bis zur Euvolämie zu steigern. Erhält der Patient bereits Schleifendiuretika, verdoppelt man im ersten Schritt die Dosis. Die Höchstdosis für Furosemid beträgt im Allgemeinen 80–120 mg pro Tag. Der Effekt sollte anhand der Gewichtsabnahme kontrolliert werden und innerhalb von 24 Stunden eintreten. Funktioniert es nicht, lohnt zunächst ein Versuch mit Alternativen wie Torasemid. Nächste Option wäre die Kombination mit Spironolacton bzw. Eplerenon oder einem Thiazid. An diesem Punkt ist zu raten, einen Spezialisten hinzuzuziehen, insbesondere bei Hypokaliämie, Niereninsuffizienz oder Hypotonie. Verliert der Patient anfangs nicht mindestens 1–2 kg pro Tag, heißt es, über eine Krankenhauseinweisung nachzudenken, insbesondere wenn ernsthafte Komorbiditäten bestehen wie eine Niereninsuffizienz. Der Betroffene muss wissen, dass die Diuretikatherapie das Ödem ausschwemmt und womöglich Durst und Schwindel hervorruft. Das Trinklimit liegt trotzdem bei 1,5 l pro Tag.

Ein Kreatininanstieg um 25 % ist tolerierbar

NSAR sind tabu, Nierenfunktion und die Elektrolyte werden in kurzen Abständen kontrolliert. Einen Kreatininanstieg um 25 % als Folge der Entstauung kann man hinnehmen, ohne dass man die Diuretikatherapie beendet. Alles was darüber hinausgeht, könnte ein akutes Nierenversagen bedeuten und bedarf der Abklärung. Generell gilt, dass die prognoseverbessernde Medikation der Herzinsuffizienz auch während der Therapie der Dekompensation fortgesetzt werden muss.

Quelle: Bromage D et al. BMJ 2020; 369: m2099; DOI: 10.1136/bmj.m2099

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Wichtig für die Beurteilung sind Dauer und Ausdehnung des Ödems sowie die Dynamik seiner Entstehung. Wichtig für die Beurteilung sind Dauer und Ausdehnung des Ödems sowie die Dynamik seiner Entstehung. © iStock/bbbrrn