Bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz einen Defi implantieren?

Dr. Angelika Bischoff

Sicherheit und Nutzen einer Defi-Implantation bei Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche sind zweifelhaft. Sicherheit und Nutzen einer Defi-Implantation bei Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche sind zweifelhaft. © iStock/Fodor90

Die Implantation eines Defibrillators soll Leben retten. Bei älteren Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz stellt der Eingriff selbst aber ein Risiko dar.

Wie komplikationsträchtig ist die Implantation von Cardioverter-Defibrillatoren (ICD) und kardialen Resynchronisations-Defibrillatoren (CRT-D) bei älteren Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz? Dieser Frage sind Dr. ­Marat Fudim­ vom Duke University Medical Center im US-amerikanischen Durham und Kollegen in einer Kohortenstudie nachgegangen. Die Datenbasis lieferte das National Cardiovascular Data Registry ICD.

Für den Einschluss in die Studie mussten die Patienten folgende Kriterien erfüllen: Linksventrikuläre Ejektionsfraktion ≤ 35 %, fortgeschrittene Herzinsuffizienz (NYHA IV), inotrope Therapie in den letzten 60 Tagen, implantiertes linksventrikuläres Unterstützungs­system oder Listung für Transplantation. Die Patienten waren im Schnitt 74 Jahre alt. Die Vergleichsgruppe bildeten Patienten mit NYHA-II-Herzinsuffizienz, die im letzten Jahr nicht im Krankenhaus behandelt worden waren und weder ein Unterstützungssystem trugen noch für eine Transplantation gelistet waren oder kürzlich Inotropika erhalten hatten.

Hohe Komplikationsrate, schlechte Langzeitprognose

Alle bekamen erstmals einen ICD oder CRT-D implantiert zur Primärprävention des plötzlichen Herztods. Die Kriterien für die Studiengruppe erfüllten 3343 von 81 492 Patienten (4,1 %), die für die Kontrollgruppe 19 424 Patienten (23,8 %).

Die 30-Tage-Mortalität der Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz nach der Implantation lag mit 3,1 % versus 0,5 % signifikant höher. Periprozedurale Komplikationen traten bei 3,7 % versus 1,1 % auf. Die Einjahresmortalität in der Studiengruppe betrug 22 % und war damit dreimal höher als in der Kontrollgruppe. Ein besonders hohes Risiko, zu sterben, hatten Patienten mit NYHA IV, ischämischer Herzkrankheit oder Diabetes.

Nur ein kleiner Teil der Patienten, die einen ICD oder CRT-D erhielten, wies eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz auf. Diese Gruppe hatte eine erhöhte Komplikationsrate und Mortalität. Die schlechte Langzeitprognose und das durch das fortgeschrittene Pumpversagen ohnehin erhöhte Mortalitätsrisiko dieser Patienten sollten Anlass sein, die Sicherheit und Wirksamkeit von ICD und CRT-D bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz nochmals gründlich in randomisierten, kontrollierten Studien zu untersuchen, schließen die Autoren.

Quelle: Fudim M et al. JAMA Cardiol; DOI: 10.1001/jamacardio.2020.0391

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Sicherheit und Nutzen einer Defi-Implantation bei Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche sind zweifelhaft. Sicherheit und Nutzen einer Defi-Implantation bei Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche sind zweifelhaft. © iStock/Fodor90