Hitzschlag: Multiorganversagen droht noch Tage später

Elisabeth Breuer

Insbesondere Senioren mit Herzinsuffizienz droht ein Multiorganversagen durch Hitzschlag. Insbesondere Senioren mit Herzinsuffizienz droht ein Multiorganversagen durch Hitzschlag. © fotolia/Robert Kneschke

Nicht nur an exotischen Orten besteht die Gefahr eines Hitzschlags. Ist es im Sommer hierzulande besonders heiß, geraten z.B. auch Senioren im Altenheim in Gefahr. Die Ersttherapie basiert auf zwei einfachen Regeln: Kühlen und Flüssigkeitszufuhr.

Ausschlag, Synkope, Erschöpfung – es gibt viele durch große Wärme ausgelöste Erkrankungen. Die folgenschwerste ist der Hitzschlag. Er gilt als medizinischer Notfall und kann sich schleichend aus einer Hitzeerschöpfung entwickeln. Zu den ersten Warnzeichen gehören Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und ein gerötetes Gesicht nach erhöhter Wärmeexposition. Gefährdet sind z.B. Senioren mit einer Herzinsuffizienz. Ihr Herzzeitvolumen reicht nicht aus, um ausreichend Wärme abzuführen. Oft besteht bei ihnen auch ein reduziertes Plasmavolumen.

Gleiche Symptome, aber kein Hitzschlag 

Erhöhte Körpertemperatur von über 40,5 °C und ZNS-Symptome können auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Diese Differenzialdiagnosen sind u.a. zu beachten:
  • Infektion (z.B. Sepsis, Enzephalitis, Tetanus, Malaria)
  • Maligne Hyperthermie
  • Malignes neuroleptisches Syndrom
  • Vergiftung
  • Entzugssymptome
  • Hypothalamischer Apoplex
  • Status epilepticus
  • Endokrine Erkrankungen (z.B. Thyreotoxikose, diab. Ketoazidose)

Trinken Betroffene nicht genug und kühlen sie sich nicht ausreichend ab, kommt es zu Tachykardie, Fieber und letztendlich zum Hitzschlag mit neurologischen Symptomen. Bei hohen Außentemperaturen verliert der Patient meist plötzlich das Bewusstsein. „Aber es gibt auch progrediente Verläufe. Das sieht man vermehrt in Altenheimen bei Senioren, die unbeachtet bleiben – wie bei der Hitzewelle vor ein paar Jahren in Frankreich“, erklärt Dr. Fritz Holst vom Tropen- und Reisemedizinischen Zentrum Marburg. Mit der Zeit wird der Betroffene immer verwirrter, entwickelt Ataxie, Halbseitenlähmung oder Epilepsie gefolgt von Bewusstlosigkeit.

Endotoxine aus dem Darm landen im Blut

Der Körper zeigt Kompensationsversuche gegen die Wärme. Die Hautgefäße weiten sich, die gastrointestinalen Gefäße kontrahieren. Die darauf folgende Ischämie führt zu einer erhöhten Permeabilität des Darms, sodass Endotoxine in die Blutbahn gelangen und das Immunsystem aktivieren. Mit der Zeit entwickelt sich ein systemisches inflammatorisches Response-Syndrom. „Also ein Sepsis-Syndrom ohne Bakterien“, betonte der Reisemediziner. Zusätzlich denaturieren die Endothelzellen der Haut aufgrund der erhöhten Temperatur. Das Multiorganversagen stellt das letzte Stadium des Hitzschlags dar. Dr. Holst warnte: „Dieses kann auch drei, vier Tage später auftreten.“ Deshalb brauchen die Patienten eine stationäre Überwachung.

Ein bis zwei Liter NaCl in der ersten Stunde infundieren

Die Ersttherapie hat größte Bedeutung. Legen Sie den Patienten in den Schatten, ziehen Sie ihm die heiße Kleidung aus und fächeln Sie ihm Luft zu. Übergießen Sie ihn zusätzlich mit kaltem Wasser, damit er schneller abkühlt. Überprüfen Sie zwischendurch immer wieder die Körpertemperatur. „Innerhalb einer halben Stunde sollte sie auf unter 39 °C sinken“, erklärte der Referent. Injizieren Sie dem Patienten innerhalb der ersten Stunde i.v. ein bis zwei Liter Kochsalzlösung. Je schneller die stationäre Therapie erfolgt, umso besser ist die Prognose. Denn trotz guter Erstversorgung liegt die Krankenhaus-Mortalitätsrate noch bei 20–60 %.

123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin Mannheim

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Insbesondere Senioren mit Herzinsuffizienz droht ein Multiorganversagen durch Hitzschlag. Insbesondere Senioren mit Herzinsuffizienz droht ein Multiorganversagen durch Hitzschlag. © fotolia/Robert Kneschke