"Ein Viertel von allem gegen Hypertonie, bitte"

Die meisten Hypertoniker erhalten ein einziges Antihypertensivum, nicht selten auch noch dann, wenn der Zielblutdruck verfehlt wird. Vorschläge zu Alternativmedikationen bzw. Kombinationstherapien gibt es zuhauf, dennoch besteht offensichtlich weiterer Bedarf an neuen, wirksamen und vor allem gut verträglichen Konzepten, mutmaßte ein australisches Ärzteteam um Professor Dr. Clara K. Chow, The George Institute for Global Health, Universität Sydney. Sie durchforsteten die Literatur und fanden zwei wichtige Erkenntnisse:
- Halbiert man die Antihypertensiva-Normdosis, führt dies lediglich zu einem 20%igen Wirkverlust.
- Die Kombination von mehreren Antihypertensiva-Klassen zeigt additive Wirkung, bei gleichzeitig reduzierten Nebenwirkungen.
Auf dieser Erkenntnisbasis entwickelten die Ärzte ihr "Quadrupel-Konzept", bei dem vier Antihypertensiva mit unterschiedlichen Wirkmechanismen* mit jeweils nur einem Viertel der Normdosis kombiniert werden.
Sartan, Kalziumantagonist,Diuretikum und Betablocker
In einer ersten Proof-of-Concept-Studie testeten die Autoren die Therapievariante mit 7,5 mg Irbesartan, 1,25 mg Amlodipin, 6,25 mg Hydrochlorothiazid und 12,5 mg Atenolol, kombiniert in einer Kapsel. Dazu erhielten 21 Patienten mit einem durchschnittlichen 24-Stunden-Blutdruck von 140/87 mmHg (diastolisch) und 154/90 mmgH (systolisch) randomisiert und doppelblind entweder die Wirkstoff- oder eine Placebokapsel über vier Wochen. Danach wurde die Medikation für den gleichen Zeitraum getauscht.
Placebokorrigiert reduzierte die Vierer-Kombination den systolischen und den diastolischen 24-h-RR hochsignifikant um 19 mmHg bzw. 14 mmHg. Dadurch erreichten alle Patienten während der jeweiligen Verum-Therapiephasen einen (systolischen und diastolischen) Ziel-Blutdruck von weniger als 140/90 mmHg. In der Placebophase traf das nur auf ein Drittel zu. Die Herzfrequenz sank unter der Vierfachkombi um sieben Schläge pro Minute. In Laboranalysen fanden sich während der Quadrupel-Therapie leichte Anstiege von Kreatinin, Urat und Glukose. Schwere Nebenwirkungen traten nicht auf. Die Patienten würden die Therapie – falls die Tablette auf den Markt käme – weiterführen, so die Autoren.
In einem Kommentar merkt Professor Dr. Alan H. Gradman von der Temple University School of Medicine in Philadelphia an, dass ein direkter Vergleich zu Einzelmedikationen und zu Zweier- oder Dreier-Kombinationen fehlt. Diese Kombinationen hätten sich in früheren Studien bereits ähnlich wirksam wie die Quadruple-Therapie gezeigt. Zwar sind weitere Studien notwendig, dennoch reicht der Evidenzgrad der aktuellen Studien laut Dr. Gradman aus, um eine Medikation mit mehreren Wirkstoffen in Betracht zu ziehen.
*Diuretikum, AT1-Antagonist, Betablocker, Calciumkanal-Hemmer
Quelle:
1. Chow CK et al. Lancet 2017; online first
2. Gradman AH. A.a.O.
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