Im Endometrium bei hohem Risiko zur Radiochemotherapie greifen

Dr. Judith Lorenz

Mit der Radiochemotherapie steigt das Gesamtüberleben von 76 % auf 81 %. Mit der Radiochemotherapie steigt das Gesamtüberleben von 76 % auf 81 %. © magicmine – stock.adobe.com

Insbesondere Patientinnen mit einem Stadium-III-Endometriumkarzinom und/oder einer serösen Histologie profitieren von einer Chemotherapie zusätzlich zur pelvinen Radiatio. Das bestätigt nun auch eine Post-hoc-Analyse der Studie PORTEC-3. Zudem gibt es Neuigkeiten zum Erscheinungsmuster von Rezidiven.

In der randomisierten Phase-III-Studie PORTEC-3 sollte überprüft werden, ob eine Kombination aus Chemo- und Radiotherapie im Gegensatz zur alleinigen Bestrahlung einen Vorteil für Frauen mit Hochrisiko-Endometriumkarzinom bringt. Dazu wurden an weltweit 103 Zen­tren insgesamt 660 Patientinnen mit einem high-risk Endometriumkarzinom untersucht.

Bei allen Teilnehmerinnen erfolgte zunächst eine operative Therapie. Diese umfasste die Hysterektomie mit bilateraler Salpingo-Oophorektomie sowie ggf. die pelvine und/oder para­aortale Lymphonodektomie. Gemäß Randomisierung erhielten je 330 Frauen eine Beckenradiatio bzw. eine platin- und pacli­taxelhaltige kombinierte Radiochemotherapie (zwei Zyklen Cisplatin während der Strahlentherapie plus vier adjuvante Zyklen Carboplatin/Paclitaxel).

Was gilt als hohes Risiko?

Die Definition eines high-risk Endometriumkarzinoms umfasste endometrioide Tumoren im FIGO-Stadium I Grad 3 mit tiefer Myometrium- und/oder lymphovaskulärer Invasion, endometrioide Tumoren im Stadium II/III sowie seröse bzw. klarzellige Endometriumkarzinome im Stadium I-III.

Größter Vorteil besteht bei Tumoren im Stadium III

Ko-primäre Studienendpunkte waren das Gesamtüberleben sowie das failure-free survival. Dies steht für das Überleben ohne Tumor- oder therapiebedingte Ereignisse (Rezidiv/Tod). Die sekundären Parameter umfassten das Auftreten vaginaler, pelviner sowie distanter Metastasen. Die erste Auswertung ergab: Nach einem medianen Follow-up von rund 60 Monaten überlebten signifikant mehr Patientinnen unter Radio­chemotherapie ohne tumor- oder therapiebedingte Ereignisse (76 % vs. 69 %). Jedoch ergab sich daraus kein signifikanter Vorteil bezüglich des Fünf-Jahres-Gesamt­überlebens (82 % vs. 77 %). Der deutlichste Behandlungsvorteil der Radiochemotherapie bezüglich des failure-free survivals bestand bei einem Tumorstadium III. Nun stellen die Studieninitiatoren um Dr. Stephanie M. de Boer, Leiden University Medical Center, Leiden, eine Post-hoc-Analyse vor. Hierbei konzentrieren sie sich insbesondere auf das Muster von Tumorrezidiven und präsentieren aktuelle Prognosedaten nach einem weiteren Follow-up-Jahr.

Mittlerweile auch deutlicher Benefit im Gesamtüberleben

Nach einer medianen Nachbeobachtung von 72,6 Monaten zeichnet sich ein Vorteil der Radiochemotherapie sowohl beim Fünf-Jahres-failure-free-survival (76,5 % vs. 69,1 %; adjustierte HR 0,70; p = 0,016) als auch beim Fünf-Jahres-Gesamtüberleben (81,4 % vs. 76,1 %; adjustierte HR 0,70; p = 0,034) ab, so die Autoren. Bei den aufgetretenen Rezidiven handelte es sich in beiden Gruppen hauptsächlich um Fernmetastasen (Fünf-Jahres-Wahrscheinlichkeit unter Radiochemotherapie bzw. Radiatio: 21,4 vs. 29,1 %; adjustierte HR 0,74; p = 0,047). Die lokale und regionale Tumorkontrolle war in beiden Armen sehr gut: Vaginale und pelvine Rezidive beobachteten die Forscher jeweils nur selten. Fünf Jahre nach der Tumorbehandlung verzeichneten sie lediglich eine viertgradige Nebenwirkung (Ileus/Obstruktion) bei einer mittels Radio­chemotherapie behandelten Teilnehmerin. Drittgradige Komplikationen traten in beiden Kollektiven ähnlich häufig auf (8 % vs. 5 %). Am häufigsten handelte es sich hierbei um einen Bluthochdruck. Mindes­tens zweitgradige Nebenwirkungen erlitten signifikant mehr Patientinnen unter Radiochemotherapie (38 % vs. 23 %). Die zytostatisch behandelten Frauen entwickelten insbesondere häufiger persistierende sensorische Neuropathien. Therapiebedingte Todesfälle traten nicht auf.

Suche nach Biomarkern zur Therapieentscheidung läuft

Angesichts der besseren onkologischen Prognose nach Radiochemotherapie im Vergleich zur alleinigen Radiatio, so das Fazit der Forscher, sollte insbesondere beim Stadium-III-Endometriumkarzinom und/oder einer serösen Histologie die Kombination erwogen werden. An Gewebeproben der Teilnehmerinnen wird zurzeit geprüft, wie gut sich anhand molekularer Tumorcharakteris­tika diejenigen identifizieren lassen, die am stärksten von einer Zytostatikabehandlung profitieren.

Quelle: de Boer SM et al. Lancet Oncol 2019; doi: doi.org/10.1016/S1470-2045(19)30395-X

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