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Endometriumkrebs: Einsatz von Multigen-Panels nach Diagnose gefordert

Genetische Tests werden schon seit mehreren Jahren eingesetzt, um hereditäre Karzinome mit Keimbahnmutationen zu identifizieren. Auch als Hilfe bei der Therapieentscheidung werden sie genutzt. Mittlerweile weist vieles darauf hin, dass solche Tests routinemäßig bei allen soliden Tumoren durchgeführt werden sollten, erklärte Dr. Monica Levine vom Wexner Medical Center der Ohio State University in Columbus.
So hat sich die Mismatch-Reparatur-Defizienz als Charakteristikum des Lynch-Syndroms beim Endometriumkarzinom als wichtiger Marker für eine Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren erwiesen. Die Testung mittels Multigen-Panels direkt bei Diagnose eines Endometriumkarzinoms bietet zudem die Möglichkeit, weitere potenziell therapeutisch angreifbare Keimbahnmutationen zu identifizieren.
47-Gen-Panel findet angreifbare Mutationen
Den tatsächlichen Nutzen dieses Vorgehens evaluierte die Arbeitsgruppe um Dr. Levine im Rahmen einer prospektiven Multicenter-Studie. Zwischen 2017 und 2020 waren dafür 961 nicht selektierte Frauen mit pathologisch gesichertem Endometriumkarzinom auf derartige Keimbahnvarianten getestet worden. Mithilfe eines 47-Gen-Panels wurden in 10 % der Fälle therapeutisch angreifbare genomische Alterationen identifiziert.
Bei 29 von 961 Frauen wurde ein Lynch-Syndrom nachgewiesen; am häufigsten – in 11 Fällen – lag dem Syndrom eine PMS2-Mutation zugrunde. Die weiteren 68 Treffer bezogen sich auf andere Krebs-Suszeptibilitätsgene, am häufigsten Keimbahnmutationen in BRCA1 (n = 4) und BRCA2 (n = 6). Bei diesen Tumoren handelte es sich überwiegend um die aggressiven, therapeutisch problematischen und daher prognostisch ungünstigen Typ-II-Endometriumkarzinome.
Varianten stehen für erhöhtes Krebsrisiko
Die Expertin wies darauf hin, dass BRCA-Keimbahnmutationen beim Ovarialkarzinom bekanntlich ein prädiktiver Biomarker sind und auch beim Endometriumkarzinom als attraktives therapeutisches Target dienen könnten.
Außerdem wurden Mutationen in BRIP1 (n = 6), PALB2 (n = 2) und in einem Fall in RAD51C identifiziert. In weiteren 21 Fällen konnten wahrscheinlich oder definitiv pathogene Varianten in den Suszeptibilitätsgenen ATM, CHEK2, NBN und NF1 nachgewiesen werden. Diese gehen mit einer moderaten Risikoerhöhung für Karzinome einher. Auf Basis ihrer Daten forderte Dr. Levine bei allen Frauen nach Diagnose eines Endometriumkarzinoms routinemäßig eine Multigen-Testung durchzuführen, da das Ergebnis das klinische Vorgehen beeinflussen kann.
Quelle: Levine M. 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell); Abstract 5577; DOI: 10.1200/JCO.2021.39.15_suppl.5577
Kongressbericht: 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell)
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