
Interstitielle Zystitis: Nicht nur eine überaktive Blase

Die interstitielle Zystitis, auch als Blasenschmerzsyndrom bezeichnet, gehört zur Gruppe der chronischen Beckenschmerzsyndrome. Ein mindestens sechs Monate anhaltender urogenitaler Schmerz plus wenigstens ein Problem mit der Harnblase (Algurie/Pollakisurie) kennzeichnet laut Definition die langsam progrediente Entzündung. Die Blasenbeschwerden korrelieren dabei in der Regel mit dem Füllungszustand, schreiben Dr. Andreas Gonsior von der Urologischen Universitätsklinik Leipzig und Kollegen. Die meisten Patienten geben eine Pollakisurie mit 10–20 Miktionen/Tag an, manche müssen aber auch 40 Mal in 24 Stunden zur Toilette.
Die Pathogenese ist bis heute nicht genau geklärt. Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Chronifizierung spielt in jedem Fall die gestörte Barrierefunktion der mit Glykosaminoglykanen (GAG) bedeckten Mukosa. Durch die epitheliale Dysfunktion gelangen Ionen, vorwiegend Kaliumionen, aus dem Urin in die Blasenwand. Das aktiviert Detrusorzellen und begünstigt eine neurale Hyperaktivität. Es scheint eine autoimmune genetische Prädisposition zu geben und schwere rezidivierende bakterielle Zystitiden triggern die Erkrankung.
Was im Alltag hilft
- Patientenselektion
- Ausschluss von Differenzialdiagnosen
- histologischer Nachweis und Klassifikation
Anticholinergika haben in der Therapie wenig Bedeutung
Therapeutisch empfehlen die Autoren ein multimodales Vorgehen, das Verhaltenstherapie (s. Kasten), medikamentöse Schmerztherapie und Instillationen umfasst. Zur Instillation stehen verschiedene GAG-reparierende und antiinflammatorische Substanzen zur Verfügung. Oft werden mehrere Wirkstoffe gleichzeitg eingebracht und mit einer gezielten Dehnung der Blase mit isotonischer Kochsalzlösung kombiniert. Bei Instillationen handelt es sich zunächst um Selbstzahlerleistungen, bei gutem Ansprechen übernehmen aber einige Kassen die Kosten.Die geeignete Infektionsprophylaxe
Quelle: Gonsior A et al. Der Urologe 2017; 6: 811-827
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