Jedoch kein Einfluss auf Gesamtüberleben und akute Graft-versus-Host-Erkrankungen

EBMT 2024 Dr. Claudia Schöllmann

Durch eine Kombinationstherapie kann der Auftritt von chronischen GvHD verringert werden.
Durch eine Kombinationstherapie kann der Auftritt von chronischen GvHD verringert werden. © Dzmitry – stock.adobe.com

Die Addition von Antithymozytenglobulin (ATG) zu Posttransplantat-Cyclophosphamid bei Erkrankten mit haploidenten Spender:innen beeinflusst das GvHD-freie Überleben nicht. Es kann aber offenbar die Inzidenz chronischer extensiver GvHD verringern. 

Bisher galt Posttransplant-Cyclophosphamid (PTCy) als Goldstandard zur Prävention einer Graft-versus-Host-Erkrankung nach haploidenter Transplantation. Wie Dr. Antoine Capes, Saint-Antoine Hospital, Paris, berichtete, legten einige retrospektive Studien bereits im Vorfeld einen weiteren GvHD-präventiven Vorteil nahe, wenn PTCy dafür durch Antithymozytenglobulin ergänzt wird. 

Chronische GvHD dank ATG um ein Drittel reduziert

Eine kleinere Untersuchung auf Basis des EBMT-Registers mit AML-Erkrankten im haploidenten Setting hatte bereits auf eine niedrigere Rate an chronischer GvHD (keine extensiven Formen) hingedeutet – ohne Vorteile im Hinblick auf das Überleben. Da prospektive Studien zu haploidenten Spender:innen fehlen, sollte nun eine weitere retrospektive Untersuchung, basierend auf Daten des EBMT-Registers, Klarheit bringen.

Die Forschenden analysierten die Daten von Erwachsenen mit hämatologischen Malignomen (ca. 60 % akute Leukämien), die zwischen 2014 und 2021 eine haploidente Transplantation erhalten hatten – entweder mit PTCy alleine (n = 4.639) oder mit PTCy + ATG (n = 687). Primärer Endpunkt war das GvHD-freie Überleben (GRFS). 

Laut Dr. Capes betrug die Zwei-Jahres-GRFS-Rate unter PTCy 39,5 % vs. 36,1 % unter PTCy + ATG (p = 0,09). Für das rezidivfreie Überleben (RFS) belief sie sich auf 52,5 % vs. 46,9 % (p = 0,006). 

Akute GvHD traten mit 11,5 % vs. 13,5 % unter PTCy vs. PTCy + ATG ähnlich häufig auf (p = 0,131), doch chronische GvHD waren in der Gruppe mit zusätzlichem ATG deutlich seltener (31,4 % vs. 21,2 %; p < 0,001). Eine multivariate Analyse ergab eine signifikant niedrigere Inzidenz chronischer GvHD unter PTCy + ATG vs. PTCy (HR 0,66; p < 0,001), einschließlich extensiver Formen (HR 0,75; p = 0,042), zum Preis einer leicht erniedrigten RFS-Rate (HR 1,16; p = 0,015). Unterschiede im Gesamtüberleben sowie in der Rate von akuten GvHD und GFRS gab es nicht. 

In weiteren Studien muss man laut Dr. Capes nun klären, ob die leicht erniedrigte RFS-Rate unter der ergänzenden Gabe von ATG möglicherweise abhängig von der Risikokonstellation der Erkrankten ist. Eine niedrige Dosis des Antithymozytenglobulins komme ebenfalls als Einflussfaktor infrage.

Quelle:
Capes A. EBMT Annual Meeting 2024; Vortrag „OS7-04 - PTCY plus ATG compared to PTCY alone in haploidentical transplantation with PBSCS: A retrospective study on behalf of the CTIWP of the EBMT“

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Durch eine Kombinationstherapie kann der Auftritt von chronischen GvHD verringert werden.
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