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KHK-Vortestwahrscheinlichkeit entscheidet über das diagnostische Verfahren

Die ischämische Kaskade beginnt mit nicht-kalzifizierten und kalzifizierten Veränderungen der koronaren Gefäßwand, schreibt Professor Dr. Michael J. Zellweger von der Kardiologischen Universitätsklinik Basel. Wenn das Gefäßlumen der Koronararterie um mehr als 50 % eingeengt ist, kann eine schlechtere Myokarddurchblutung resultieren, die zu einer Dysfunktion des linken Ventrikels führt. Dann werden oft auch EKG-Veränderungen und Thoraxschmerzen beobachtet.
Ziel ist eine optimale präventive Therapie
Patienten mit Koronarveränderungen ohne Einschränkung des Blutflusses sind in der Regel asymptomatisch und können von einer Risikostratifizierung mit dem Ziel einer optimalen präventiven und – in einigen Fällen – medikamentösen Therapie profitieren. Bei symptomatischen Patienten muss abgeklärt werden, ob die Beschwerden auf eine KHK zurückzuführen sind. Falls ja, ist zu prüfen, ob die Patienten mit einer optimalen medikamentösen Therapie gut versorgt sind oder ob sie eine invasive Diagnostik und Revaskularisation benötigen.
In der täglichen Praxis muss jede Evaluation mit der Bewertung der Wahrscheinlichkeit beginnen, dass bei einem Patienten eine KHK vorliegt. In diese Bewertung fließen Faktoren wie Geschlecht, Alter und Symptome des Patienten ein. Auf diese Weise ergibt sich eine geringe, intermediäre oder hohe Vortest-Wahrscheinlichkeit für eine KHK.
Bei einer geringen KHK-Wahrscheinlichkeit (< 15 %) sollte keine weitere koronare Abklärung erfolgen, Betroffene können jedoch von einer Modifikation von Risikofaktoren profitieren. Patienten mit einer intermediären KHK-Wahrscheinlichkeit (15–85 %) sollten sich einer weiteren nicht-invasiven Diagnostik unterziehen. Bei Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine KHK (> 85 %) liefert die nicht-invasive Diagnostik hinsichtlich der KHK-Diagnose nicht viele Zusatzinformationen, sie kann aber helfen, das individuelle Risiko des Betroffenen besser einzuschätzen.
Gesamte ischämische Kaskade lässt sich beurteilen
Patienten mit hoher Vortest-Wahrscheinlichkeit für KHK können daher direkt einer invasiven Koronarangiographie zugeführt werden, mit der Option, damit auch gleich eine Therapie durchzuführen.
Die kardiale Bildgebung zeigt bei der Diagnose oder beim Ausschluss einer KHK im Vergleich zu einem alleinigen Stresstest eine höhere Sensitivität und Spezifität. Der Einsatz einer hybriden Bildgebung, die zusätzliche Informationen über die funktionelle Testung hinaus liefert (z.B. PET/CT), bietet die höchste diagnostische und prognostische Genauigkeit, die für die KHK-Evaluation bisher zur Verfügung steht.
Hauptsache mehr als EKG
Schweregrad und Ausdehnung der Pathologie bestimmen
Die koronare CT-Angiographie (CCTA) ist ein exzellentes Verfahren zum Ausschluss einer KHK, betonte Prof. Zellweger, sie hat einen negativen prädiktiven Wert von 97–99 %. Auch eine normale funktionelle Bildgebung (PET, myokardiale Perfusions-SPECT, kardiale MRT und Stress-Echokardiographie) spricht für eine gute Prognose, die kardiale Mortalität liegt im Allgemeinen unter 1 % pro Jahr. Wenn ein Patient eine auffällige Bildgebung aufweist, ist es für die Risikostratifizierung wichtig, den Schweregrad und die Ausdehnung der Veränderung zu bestimmen, also z.B. das Ausmaß des Perfusionsdefekts oder der veränderten Wandmotilität. Die Symptome des Patienten, das Ausmaß der Ischämie und der Narbe sowie die Reduktion der Ejektionsfraktion helfen bei der Wahl der geeigneten Strategie: Entweder eine Optimierung der medikamentösen Therapie oder eine weitere invasive Evaluation. Wenn mehr als 10 % des Myokards ischämisch sind, profitiert der Patient sehr wahrscheinlich von einer Revaskularisierung.Quelle: Zellweger MJ. Swiss Med Wkly 2019; 149: w20014
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