Körpergewicht und Blutzucker profitieren stärker von langwirksamen Präparaten

Dr. Judith Lorenz

Inkretinmimetika können die Therapie bei Typ-2-Diabetes ergänzen, wenn Basalinsulin allein nicht zum erhofften Ergebnis führt. Inkretinmimetika können die Therapie bei Typ-2-Diabetes ergänzen, wenn Basalinsulin allein nicht zum erhofften Ergebnis führt. © iStock/SENKORN

In Kombination mit Basalinsulin haben Inkretinmimetika einen festen Platz in der Therapie des Typ-2-Diabetes. Fraglich blieb bislang, ob Behandelnde ihren Patienten langwirk­same GLP1-Rezeptoragonisten oder kurzwirksame Präparate verschreiben sollen.

GLP1-Rezeptoragonisten (-RA) stehen als kurz- sowie als langwirksame Formulierungen zur Verfügung. Von welchen Präparaten basalinsulinpflichtige Patienten mit Typ-2-Diabetes stärker profitieren, blieb allerdings bis dato unklar. Zu dünn war die Studienlage über den direkten Vergleich beider Varianten. Auch zum Thema Sicherheit konnten bisher kaum Aussagen getroffen werden. Mit einer umfangreichen Metaanalyse der verfügbaren Literatur wollte eine Forschergruppe um Jessica­ A. Huthmacher­ vom St. Josef-Hospital Bochum diese Lücke schließen.

Fokus auf Wirksamkeit und Sicherheit

Mittels systematischer Literaturrecherche identifizierte das Forschungsteam 14 thematisch relevante randomisierte kontrollierte Studien. Acht Studien hatten die Kombinationstherapie aus kurzwirksamen GLP1-RA plus Basalinsulin, sechs die Kombinationstherapie aus langwirksamen GLP1-RA plus Basalinsulin getestet. Die Patienten der Kontrollgruppen erhielten entweder Basalinsulin allein oder in Kombination mit einem Placebo. Als primärer Studienendpunkt wurde die Veränderung des HbA1c-Wertes im Behandlungsverlauf definiert. Ferner prüfte das Forscherteam, wie viele Diabetespatienten HbA1c-Zielwerte von < 7,0 % bzw. ≤ 6,5 % erreichten, inwiefern sich die Therapie auf die Nüchternblutzuckerwerte und das Körpergewicht auswirkte und welche Nebenwirkungen auftraten. Hierbei interessierte besonders die Hypoglykämieproblematik.

Dabei gingen sie der Frage nach, wie sich die Kombination von lang- respektive kurzwirksamen GLP1-RA mit Basalinsulin in der Therapie eines Typ-2-Diabetes auswirkt.

Mehr Magen-Darm-Probleme und Hypoglykämien

Nach Sichtung der Daten hatte sich gezeigt, dass beide Formulierungen einer alleinigen Behandlung mit Basalinsulin in puncto Abnahme des HbA1c signifikant überlegen waren (Differenz: -0,7 Prozentpunkte). Auch die Hinzunahme eines Placebos änderte nichts an dem Ergebnis. Langwirksame GLP1-RA zeigten zudem einen stärkeren Effekt auf den HbA1c-Wert als kurzwirksame Formulierungen (Differenz: -0,5 Prozentpunkte). Ferner senkten sie den Nüchternblutzucker stärker (Differenz: -0,7 mmol/l) und führten zu einer ausgeprägteren Gewichtsreduktion (Differenz: -1,4 kgKG). Auch der Anteil der Studienteilnehmer, die die genannten HbA1c-Zielwerte erreichten, war in der Gruppe mit den langwirksamen GLP1-RA signifikant höher. Diese Effektivität führen die Autoren u.a. darauf zurück, dass mit den langwirksamen Medikamenten höhere nächtliche Wirkstoffkonzentrationen erreicht werden. Die mit GLP1-RA behandelten Patienten litten im Vergleich zu den Kontrollen deutlich häufiger unter gastrointestinalen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Die kurzwirksamen GLP1-RA führten dabei im Vergleich signifikant häufiger zu Übelkeit und Erbrechen. In Bezug auf Diarrhö unterschieden sich die beiden Typen nicht voneinander. GLP1-RA begünstigten jedoch im Gegensatz zu Basalinsulin allein bzw. in Kombination mit Placebo das Auftreten symptomatischer Hypoglykämien. Die mit kurzwirksamen Medikamenten behandelten Patienten waren davon etwas häufiger betroffen (27,3 % vs. 24,4 %).

Forschende raten zu langwirksamen Präparaten

Bezüglich der Rate schwerer Hypoglykämien unterschieden sich die kurz- und langwirksamen GLP1-RA jedoch nicht wesentlich. Bei der Kombination eines GLP1-RA mit Basalinsulin, so die Empfehlung der Forschergruppe, sollte bevorzugt auf langwirksame Präparate zurückgegriffen werden.

Quelle: Huthmacher JA et al. Diabetes Care 2020; 43: 2303-2312; DOI: 10.2337/dc20-0498

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Inkretinmimetika können die Therapie bei Typ-2-Diabetes ergänzen, wenn Basalinsulin allein nicht zum erhofften Ergebnis führt. Inkretinmimetika können die Therapie bei Typ-2-Diabetes ergänzen, wenn Basalinsulin allein nicht zum erhofften Ergebnis führt. © iStock/SENKORN