KRASG12C-Inhibitor verlängert PFS gegenüber Docetaxel beim vorbehandelten NSCLC

Rosalia Rutter

Mit dem KRASG12C-Inhibitor wird Patient:innen mit KRASG12C-mutiertem NSCLC eine zielgerichtete Therapie geboten. Mit dem KRASG12C-Inhibitor wird Patient:innen mit KRASG12C-mutiertem NSCLC eine zielgerichtete Therapie geboten. © C Malambo/peopleimages.com – stock.adobe.com

Mit Sotorasib steht vorbehandelten Patient:innen mit KRASG12C-mutiertem NSCLC eine zielgerichtete Therapie zur Verfügung. In der Phase-3-Studie CodeBreaK 200 lebten die Betroffenen unter dem KRAS-Inhibitor länger progressionsfrei als unter dem Standard Docetaxel. Gleichzeitig war das Sicherheitsprofil günstiger.

Adenokarzinome der Lunge weisen in 13–16 % der Fälle eine KRASG12C-Mutation auf, die mit dem spezifischen Inhibitor Sotorasib adressiert werden kann. In der Phase-1/2-Studie CodeBreaK 100 wurde bei vorbehandelten Erkrankten mit ­KRASG12C-mutiertem, fortgeschrittenem NSCLC eine Ansprechrate von 41 % und ein Zwei-Jahres-Überleben von 33 % erzielt.

In der offenen Phase-3-Studie CodeBreaK 200 verglichen Forschende um Dr. Dr. ­Adrianus Johannes­ de ­Langen vom Netherlands Cancer Institute, Amsterdam, nun Wirksamkeit und Sicherheit des KRASG12C-Inhibitors mit Docetaxel. Die Studie wurde an 148 Zentren in 22 Ländern durchgeführt und inkludierte 345 Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem und inoperablem oder metastasiertem NSCLC und ­KRASG12C-Mutation, die zuvor bereits eine platinbasierte Chemotherapie und PD(-L)1-Hemmer erhalten hatten. Die Randomisierung erfolgte zu Sotorasib (oral, 960 mg, einmal täglich) oder Docetaxel (intravenös, 75mg/m², einmal alle drei Wochen). Primärer Endpunkt war das PFS, wobei die klinischen Daten zentral durch ein unabhängiges Komitee ausgewertet wurden.

Nach einer medianen Beobachtungszeit von 17,7 Monaten erreichte die Studie ihren primären Endpunkt: Das mediane PFS verlängerte sich auf 5,6 Monate unter Sotorasib vs. 4,5 Monate mit Docetaxel (HR 0,66; 95%-KI 0,51–0,86; p = 0,0017). Der Benefit zeigte sich in allen untersuchten Subgruppen. Das Ein-Jahres-PFS im experimentellen Arm betrug 24,8 % und war damit mehr als doppelt so hoch als in der Kontrolle mit 10,1 %. Die Gesamtansprechrate belief sich auf 28,1 %, respektive 13,2 %. Zudem sprachen die Patient:innen auf den KRAS-Inhibitor rascher (median 1,4 Monate vs. 2,8 Monate) und länger an (median 8,6 Monate vs 6,8 Monate) als auf Docetaxel.

Studie nicht für OS gepowert

Hinsichtlich des Gesamtüberlebens ergab sich kein Unterschied zwischen beiden Gruppen (HR 1,01; 95%-KI 0,77–1,33). Das mediane OS betrug in Prüfarm vs. Kontrolle 10,6 Monate vs. 11,3 Monate. Die Autor:innen wiesen jedoch darauf hin, dass die Studie keine ausreichende statistische Power für das OS besaß. Zudem erhielten 34 % der Patient:innen der Kontrollgruppe im Verlauf einen KRASG12C-Inhibitor.

Weniger schwere Nebenwirkungen

Unter Sotorasib kam es im Vergleich zum Standard zu weniger ≥ Grad 3 (33 % vs. 40 %) und schweren therapiebedingten Nebenwirkungen (11 % vs. 23%). Die häufigsten behandlungsbedingten Nebenwirkungen ≥ Grad 3 im Prüf­arm waren Diarrhö (12 %) sowie ein Anstieg der Alanin-Aminotransferase (8 %) und Aspartat-Aminotransferase (5 %). CodeBreaK 200 sei die erste positive Phase-3-Studie für eine zielgerichtete KRASG12C-Therapie mit Sotorasib, resümieren die Studienautor:innen.

In ihrem Kommentar heben Prof. Dr. ­Sarah B. ­Goldberg und Prof. Dr. Dr. Roy S. ­Herbst, beide von der Yale School of Medicine, New Haven, die Bedeutung des KRAS-Inhibitors in der Zweitlinie hervor.2 Für Sie ergeben sich aber eine ganze Reihe offener Fragen:

  • Welche Patient:innen profitieren am meisten von der Behandlung? Dies wird gerade untersucht und könnte etwa für Betroffene mit Co-Mutationen in STK11 und KEAP1 der Fall sein
  • Können sich KRASG12C-Inhibitoren auch in der Erstlinie behaupten? Eine Kombination mit CPI wäre denkbar, wobei die Toxizität möglicherweise eine Hürde darstellt 
  • Ist Sotorasib der beste ­KRASG12C-Inhibitor? Die Therapie mit Adagrasib, einem weiteren KRAS-Hemmer, führte zu ersten ermutigenden Ergebnissen. Daneben befinden sich weitere Substanzen in der Entwicklungsphase

Nicht zuletzt sei die Frage zu klären, ob Kombinationen mit etwa EGFR-, SHP2- oder SOS1-Inhibitoren dazu beitragen könnten, einer frühen Resistenzentwicklung gegen Sotorasib entgegenzuwirken.

Quellen:
1. de Langen AJ et al. Lancet 2023; 401: 733-746; DOI:  10.1016/S0140-6736(23)00221-0
2. Goldberg SB, Herbst RS. Lancet 2023; 401: 706-707; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)00288-X

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