Legionellen tummeln sich zunehmend in unseren Häusern

Dr. Barbara Kreutzkamp

Das gram-negative Stäbchenbakterium Legionella pneumophila in einer kolorierten elektronenmikroskopischen Aufnahme. Das gram-negative Stäbchenbakterium Legionella pneumophila in einer kolorierten elektronenmikroskopischen Aufnahme. © Science Photo Library/CDC

Trockener Husten, Fieber und Luftnot: Das kommt Ihnen bekannt vor? Klar, momentan ist vor allem an eine Coronainfektion zu denken. Experten haben jedoch auch die Legionellose auf dem Schirm. Sie präsentiert sich ganz ähnlich und wird immer häufiger.

Dank menschlicher Baukunst hat das im Inneren von Amöben und im Erdboden lebende Bakterium Legionella pneumophila schon lange neue, günstige Biotope gefunden: Warmwasserleitungen, Bäder und Klimaanlagen. Diese bieten ihm neben ausreichend Wasser die für die Vermehrung notwendigen Temperaturen zwischen 25 und 40 Grad Celsius. Außerdem trotzt der Erreger durch seinen Aufenthalt in den Amöben gängigen Mitteln zur Wasserdesinfektion.

Die orale Legionellenaufnahme z.B. durch Trinkwasser ist für den Menschen ungefährlich. Gelangen die Keime allerdings via Nebeltröpfchen in die Lunge, können vor allem vorbelastete ältere sowie immunsupprimierte Menschen mit einer Pneumonie reagieren. Beschrieben wurde die Legionellose erstmals 1976.

Diese Risikofaktoren ­begünstigen die Ansteckung

  • Alter > 50 Jahre
  • Tabakrauchen
  • Immunsuppression (z.B. onko­logische Krankheiten, HIV-Infektion, Z.n. Transplantation)
  • chronische Herz-Lungen­erkrankungen
  • Diabetes
  • Niereninsuffizienz
  • immunmodulierende Therapien

Die Inzidenz der in westlichen Ländern vor allem durch die Legionella-pneumophila-Serogruppe 1 ausgelösten Krankheit hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, schreiben Dr. Anca Tulbu vom Service de médecine interne et soins intensifs, Hôpital Riviera-Chablais in Rennaz und Kollegen. Die Spitzenzeiten der Meldungen liegen in den Sommermonaten und zum Herbstbeginn. Anfangs ließ sich der Anstieg auf bessere diagnostische Methoden zurückführen, aktuell ist der Hintergrund unklar.

Extrapulmonale Symptome bei Immunsupprimierten

Die Inkubationszeit liegt zwischen zwei und zehn Tagen. Fieber, trockener Husten und Atemnot dominieren das klinische Bild, daneben können gastrointestinale oder neurologische Symptome wie Verwirrtheit oder Ataxie vorkommen. Vor allem bei immunsupprimierten Patienten manifestiert sich die Infektion oftmals auch extrapulmonal, z.B. an den Gelenken oder als Endo- bzw. Myokarditis. Das Röntgenbild zeigt – evtl. beidseits – alveoläre Infiltrate mit fortschreitender Konsolidierung, ein für die Legionellose spezifischer radiologischer Nachweis fehlt allerdings. In schweren Fällen schließt sich ein Labor an. Hier fallen meist erhöhte Werte von CRP und Laktatdehydrogenase (LDH) sowie eine Hyponatriämie und Thrombozytopenie auf. Sichern lässt sich die Dia­gnose durch Molekulardiagnostik und Mikrobiologie. Diese Diagnostik wird vor allem bei Patienten mit schweren Pneumonieverläufen sowie Nichtansprechen auf Beta-Laktam-Antibiotika empfohlen.

Sputumkultur für die Praxis nicht geeignet

Zur Verfügung steht ein einfach und schnell durchführbarer Test zum Antigennachweis im Urin sowie eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zum Aufspüren der Legionellen-DNA aus dem tiefen Bronchial­sekret. Beide Methoden haben eine nahezu 100%ige Spezifität, die Sensitivität liegt bei der PCR zwischen 83–90 % und beim Antigentest zwischen 70 und 80 %. Alternativ kann der Nachweis auch aus der klassischen Sputumkultur gelingen. Die Sensitivität dieser Methode schwankt allerdings sehr stark (10 – 80 %), weshalb sie heute lediglich bei epidemiologischen Fragestellungen in Hinblick auf Legionellenart und Serogruppe Bedeutung hat. Die Blutserologie dient ebenfalls vor allem epidemiologischen Untersuchungen. Die Legionellose hat eine Mortalität von 5–15 %, eine frühe Therapie kann sie senken. Die Einleitung erfolgt meist mit Chinolonen oder Makroliden. Als Mittel der ersten Wahl nennen die Autoren Levofloxacin, zweite Wahl sind Moxifloxacin oder Ciprofloxacin. Bei den Makroliden steht Azithromycin an erster Stelle, Clarithromycin an zweiter. Generell sollte die orale Gabe bevorzugt werden. Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Schweregrad der Pneumonie und liegt in leichteren Fällen und/oder gutem Ansprechen zwischen fünf und sieben Tagen. Bei schweren Verläufen, Komplikationen sowie bei immunsupprimierten Patienten kann man sie auf bis zu 21 Tage ausdehnen. Allgemein gilt aber wie bei anderen bakteriellen Pneumonien: je kürzer, desto besser.

Quelle: Tulbu A et al. Swiss Med Forum 2020; 20: 214-218; DOI: 10.4414/smf.2020.08482

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Das gram-negative Stäbchenbakterium Legionella pneumophila in einer kolorierten elektronenmikroskopischen Aufnahme. Das gram-negative Stäbchenbakterium Legionella pneumophila in einer kolorierten elektronenmikroskopischen Aufnahme. © Science Photo Library/CDC