Legionellose: Bei hartnäckigen Pneumonien PCR und Kultur veranlassen

Dr. Angelika Bischoff

Da Legionellen feuchte Biotope bevorzugen, fühlen sie sich auch in der Lunge wohl. Klinisch ist die Legionärskrankheit nicht von anderen Formen der Lungenentzündung zu unterscheiden. Da Legionellen feuchte Biotope bevorzugen, fühlen sie sich auch in der Lunge wohl. Klinisch ist die Legionärskrankheit nicht von anderen Formen der Lungenentzündung zu unterscheiden. © wikimedia/Hellerhoff

Sommerzeit ist Legionellosezeit – und die Inzidenz steigt jedes Jahr an. Offenbar stark unterschätzt werden die Erreger als Auslöser von Lungenentzündungen.

Nach Daten aus Deutschland beträgt der Anteil der Legionellen als Erreger in mikrobiologisch bestätigten Fällen von ambulant erworbenen Pneumonien (CAP) 16,6 %. Auf alle CAP hochgerechnet, werden 3,4 % durch Legionellen verursacht, so Dr. Hartmut Stocker, St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof.

Legionellen lauern auch in Gartenerde

Doch die tatsächliche Bedeutung der Legionellen im Pneumoniegeschehen wird vermutlich unterschätzt –Experten vermuten etwa um den Faktor 10. Die echte Legionellen-Last werde nicht erfasst, weil bestenfalls ein Antigentest durchgeführt wird, auch dies geschehe aber nur selten, so Dr. Stocker. Kulturen oder PCR-Tests als Diagnosesicherung sind dagegen eine Rarität. Doch der Antigentest erfasst nur L. pneumophila SG1, den Haupterreger. Doch es gibt noch andere humanpathogene Legionellen, z.B. L. longbeachae. Es kommen auch nicht alle aus dem Trinkwasser: Speziell L. longbeachae fühlt sich in trockener Gartenerde wohl und kommt auf der ganzen Welt vor. Erst 2018 kam es zu einem Legionellen-Ausbruch in Schweden, der durchwegs Gartenarbeiter betraf.

Was für Legionellen spricht

  •  Patient war kürzlich auf Reisen
  • Fieber > 38 °C
  • Diarrhö
  • Hyponatriämie

Metaanalysen haben allerdings gezeigt, dass eine zusätzliche Gabe von Antibiotika zur Abdeckung atypischer Erreger den Verlauf leichter Pneumonien nicht beeinflusst. Auch wenn sie in Einzelfällen die Übeltäter sind. Daher nennt die S3-Leitlinie zur Behandlung von Erwachsenen mit ambulant erworbenen Pneumonien Amoxicillin als Mittel der ersten Wahl bei leichter Pneumonie ohne Komorbiditäten. Bei stabiler Komorbidität soll Amoxicillin-Clavulansäure eingesetzt werden. Anders sieht dies aus bei schwereren Pneumonien. Liegt der CRB-65-Score ≥ 2, scheint eine Betalaktam-Monotherapie mit einer höheren Mortalität assoziiert zu sein als die Betalaktam-Makrolid-Kombinationstherapie, wie Metaanalysen und retrospektive Daten nahelegen. Eine Alternative zum Makrolid wäre ein Fluorchinolon, z.B. Levofloxacin. Direkte Head-to-Head-Studien fehlen, doch verschiedene Metaanalysen ergaben entweder Gleichwertigkeit oder eine Überlegenheit der Fluorchinolone. Pneumologe Professor Dr. Tobias Welte von der medizinischen Hochschule Hannover sagte dazu: „Wir bevorzugen bei einer schweren Pneumonie eindeutig ein Fluorchinolon, und zwar Moxifloxacin. Denn Legionellen sind Erreger, bei denen ein hoher Gewebespiegel entscheidend ist. Unter diesem Aspekt steht Moxifloxacin an erster Stelle.“ Abschließend plädierte Stocker für eine intensivere Diagnostik: „Spätestens wenn eine Pneumonie nicht besser wird, sollte man über den Legionellen-Antigentest hinaus auch eine PCR und eine Kultur veranlassen.“ In Entwicklung seien auch Antigentests, die mehrere Spezies erfassen.

Quelle: 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (Online-Veranstaltung)

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Da Legionellen feuchte Biotope bevorzugen, fühlen sie sich auch in der Lunge wohl. Klinisch ist die Legionärskrankheit nicht von anderen Formen der Lungenentzündung zu unterscheiden. Da Legionellen feuchte Biotope bevorzugen, fühlen sie sich auch in der Lunge wohl. Klinisch ist die Legionärskrankheit nicht von anderen Formen der Lungenentzündung zu unterscheiden. © wikimedia/Hellerhoff