Mammakarzinom in besonderen Situationen adäquat behandeln

AGO Mamma 2022 Birgit-Kristin Pohlmann

Möchte eine Frau nach überstandenem Mammakarzinom schwanger werden, gibt es keine Daten, die auf einen schlechteren Krankheitsverlauf hinweisen. Möchte eine Frau nach überstandenem Mammakarzinom schwanger werden, gibt es keine Daten, die auf einen schlechteren Krankheitsverlauf hinweisen. © iStock/cerro_photography

Was ist bei der Therapie von Brustkrebs-Erkrankten zu beachten, die sich in besonderen Situationen befinden? Hierzu zählen beispielsweise Schwangerschaft und Stillzeit oder brustimplantatassoziierte anaplastische großzellige Lymphome. Die AGO Mamma hat das entsprechende Kapitel in ihren Empfehlungen kürzlich aktualisiert.

Explizit rät die AGO Mamma davon ab, schwangere Brustkrebs-Patientinnen (neo)adjuvant mit einem Checkpoint-Inhibitor zu behandeln, betonte Prof. Dr. Sibylle­ Loibl, Onkologie Bethanien, Frankfurt. Die Expert:innen vergaben hier eine doppelte Verneinung (LoE GR AGO 4 D --), die aufgrund zahlreicher Nachfragen neu aufgenommen wurde. Unverändert bleibt die Empfehlung für die (neo)adjuvante Chemotherapie ab dem zweiten Trimenon, analog zu Nicht-Schwangeren (++).

Familienplanung nach Brustkrebs

Möchte eine Frau nach überstandenem Mammakarzinom schwanger werden, gibt es keine Daten, die auf einen schlechteren Krankheitsverlauf hinweisen, so die Referentin. Das gilt aufgrund neuerer Studienergebnisse jetzt auch unabhängig davon, ob eine Keimbahnmutation in einem der BRCA-Gene vorliegt (3a D +). Eine schlechtere Prognose haben allerdings Mütter, die während der Stillzeit bzw. im ersten Jahr nach einer Schwangerschaft an Brustkrebs erkranken, erläuterte Prof. ­Loibl.

Inflammatorisches Mammakarzinom

Die (neo)adjuvante Systembehandlung des primären inflammatorischen Mammakarzinoms (IBC, cT4d) erfolgt analog zur nicht-inflammatorischen Erkrankung (2c B ++). Als operativer Standard nach Chemotherapie gilt weiterhin die Mastektomie (2c B +), betonte Prof. Dr. Tanja ­Fehm, Universitätsfrauenklinik Düsseldorf. Neu ist die Empfehlung, aufgrund des hohen Rezidivrisikos die Rekonstruktion zweiseitig durchzuführen (3b C +) und unabhängig vom Ansprechen postoperativ die Brustwand, inklusive der Lymphabflusswege, zu bestrahlen (2c B ++).

Radiotherapieassoziiertes sekundäres Angiosarkom

Bei Erkrankten mit einem radiotherapieassoziierten sekundären Angiosarkom der Brust verbessert eine höhere operative Radikalität nicht die Prognose (3a C +). Sind tumorfreie Resektionsränder möglich, ist daher laut Prof. ­Fehm auch die brust­erhaltende Operation ein adäquates Vorgehen. Aufgrund der geringen Sensibilität stellt eine (neo)adjuvante Chemotherapie nur im Einzelfall eine Option dar (2a C +/-). Werden Fernmetastasen nachgewiesen, erfolgt die Behandlung analog zu den Weichteilsarkomen (4 C ++).

BIA anaplastisches Großzell-Lymphom

Standard beim brustimplantat­assoziierten anaplastischen Großzell-Lymphom (BIA-ALCL) ist unverändert, das Implantat zu entfernen, inklusive vollständiger Kapsulektomie und Tumorresektion (3a C ++). Im Fall einer beidseitigen Implantat-Einlage rät die AGO Mamma, mit der Patientin auch die kontralaterale Implantatentfernung (plus Kapsulektomie) zu besprechen (4 D +/-). „Wir wissen, dass in 2–4 % aller Fälle die Lymphome bilateral auftreten“, erläuterte Prof. ­Fehm. Bei extrakapsulärer Tumorausbreitung ist eine Poly-Chemotherapie indiziert. Laut AGO Mamma stellt jetzt auch der CD30-Antikörper Brentuximab-Vedotin in Kombination mit Chemotherapie (CHP: Cyclophosphamid, Doxorubicin, Prednison) eine Option dar (4 D +).

Metaplastisches hochgradiges Mammakarzinom

Für die Behandlung des sehr seltenen metaplastischen high-grade Mammakarzinoms raten die Expert:innen zu einer adjuvanten Chemotherapie nur noch im Einzelfall – in Abhängigkeit von Risikofaktoren (4 C +/-).

Sie sprachen sich gegen eine neoadjuvante Chemotherapie (NACT) aus (4 C -). Prof. Fehm begründete dies mit der geringen Chemotherapiesensitivität des metaplastischen Mammakarzinoms. Unter NACT bestehe das Risiko, dass ein primär operabler Befund bei Progression möglicherweise nicht mehr operabel ist.

Quelle: AGO Mammakarzinom – State of the Art Meeting 2022

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Möchte eine Frau nach überstandenem Mammakarzinom schwanger werden, gibt es keine Daten, die auf einen schlechteren Krankheitsverlauf hinweisen. Möchte eine Frau nach überstandenem Mammakarzinom schwanger werden, gibt es keine Daten, die auf einen schlechteren Krankheitsverlauf hinweisen. © iStock/cerro_photography