Mehr Anämien und Mukositiden

Dr. Miriam Sonnet

Das Multiple Myelom zeigt sich bezüglich Krankheitsbiologie und Toxizitäten genderspezifisch. Das Multiple Myelom zeigt sich bezüglich Krankheitsbiologie und Toxizitäten genderspezifisch. © luchschenF – stock.adobe.com

Die Überlebenszeiten beim Multiplen Myelom hängen nicht vom Geschlecht ab. Unterschiede zwischen Männern und Frauen scheint es aber in Krankheitsbiologie und Toxizitäten nach ASCT zu geben.

Studien legen nahe, dass Frauen zum Zeitpunkt der Dia­gnose eines Multiplen Myeloms älter sind als Männer und ein höherer Anteil Hochrisiko­eigenschaften aufweist. Um den Unterschieden, auch in Sachen Toxizität, genauer auf den Grund zu gehen, analysierte ein Team um PD Dr. ­Annamaria ­Brioli, Universitätsmedizin Greifswald, Patient:innen, die zwischen 2003 und 2018 aufgrund ihres Multiplen Myeloms behandelt wurden.

In die nach Geschlecht aufgeschlüsselte Analyse gingen die Daten von 655 Erkrankten, davon 363 Männer und 292 Frauen, ein. 86 % erhielten eine myelomspezifische Behandlung. Das mediane Gesamtüberleben erreichte 72 Monate in der Gruppe der männlichen Teilnehmenden vs. 83 Monate bei den weiblichen, wobei der Unterschied nicht signifikant ausfiel.

Männer wiesen häufiger Komorbiditäten wie eine koronare Herz­erkrankung (19 % vs. 11 %; p = 0,006) und COPD (11 % vs. 3 %; p < 0,001) auf. In Bezug auf die Biologie der Erkrankung gab es keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern, bis auf eine Ausnahme: Weibliche Personen erlitten mit 46 % vs. 32 % signifikant häufiger eine moderate bis schwere Anämie (p < 0,001). Numerisch detektierten die Autor:innen bei Frauen mit 27 % vs. 23 % öfter Hochrisiko-Myelome. Einen Trend gab es auch zu einer vermehrt auftretenden Plasmazellinfiltration des Knochenmarks (45 % vs. 40 %) zum Zeitpunkt der initialen Diagnose.

Prognose fällt für beide Gruppen ähnlich aus

313 Patient:innen, darunter 179 Männer und 134 Frauen, erhielten eine autologe Stammzelltransplantation. Letztere entwickelten nach der ASCT mit 40 % vs. 22 % häufiger eine schwere Mukositis (p = 0,001). Ansprechen, PFS und OS nach ASCT unterschieden sich nicht zwischen den Geschlechtern.

Die gesteigerte Inzidenz von schweren Anämien bei Frauen sei möglicherweise mit der tendenziell höheren Plasmazellinfiltration des Knochenmarks zu erklären, schreiben die Kolleg:innen in ihrem Fazit. Eine andere Begründung könnte ein unterdiagnostizierter Eisenmangel oder andere Nährstoffdefizienzen sein. Ein generelles Screening für einen Nährstoffmangel solle man in Betracht ziehen, fordern die Autor:innen, auch in solchen Personengruppen mit „offensichtlichen“ Gründen für eine Anämie wie einem Multiplen Myelom. Dass Frauen häufiger unter einer schweren Mukositis nach der ASCT litten, führen die Forschenden auf den Einsatz von Melphalan zurück – die Dosierung entsprechend der Körperoberfläche sei möglicherweise für weibliche Erkrankte nicht geeignet. Die Unterschiede in Krankheitsbiologie und Verträglichkeit von Therapien sollten beachtet und in prospektiven Studien weiter untersucht werden.

Quelle: Brioli A et al. Oncol Res Treat 2022; 45: 494–502; DOI: 10.1159/000525493

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