
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
Mit einem medianen Erkrankungsalter von 75 bis 80 Jahren gehört das Merkelzellkarzinom zu den Tumoren des höheren Lebensalters. Die Inzidenz liegt in den USA bei rund 0,6 pro 100.000 Einwohnern und Jahr. Damit ist es zwar seltener als das maligne Melanom, aber deutlich aggressiver. Ein Drittel der Patienten weist bei Diagnose bereits Lymphknotenmetastasen und 10 % Fernmetastasen auf. Auch die Mortalität ist mit einer Fünf-Jahres-Überlebensrate zwischen 41 % und 77 % höher als beim malignen Melanom.
Neben dem Alter gehört die chronische UV-Exposition zu den wichtigsten Risikofaktoren, wie Prof. Dr. Erwin Schultz von der Klinik für Dermatologie am Klinikum Nürnberg schreibt. Daher finden sich Merkelzellkarzinome typischerweise auf sonnenexponierten Hautpartien wie Kopf, Hals und Unterarmen. Nicht selten treten gleichzeitig weitere UV-induzierte Hauttumoren wie aktinische Keratosen oder Plattenepithelkarzinome auf. Besonders gefährdet sind zudem Personen, deren Immunsystem supprimiert ist, sei es aufgrund einer Erkrankung wie Leukämie, Lymphom oder HIV oder durch Medikamente (z.B. nach Organtransplantationen). Auch Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen haben ein erhöhtes Merkelzellkarzinom-Risiko. Diese Risikofaktoren und weitere Merkmale des Tumors lassen sich über das Akronym „AEIOU“ zusammenfassen. Es steht für:
- Asymptomatisch
- Expandiert rasch
- Immunsuppression
- (Older) Älter als 50 Jahre
- UV-exponierte Haut
Ein typisches Merkelzellkarzinom zeigt sich als derber, schmerzloser, dermal bzw. subkutan gelegener, hautfarbener oder rötlich-violetter Tumor. Er weist keine Ulzerationen oder Krustenauflagerungen auf und wächst rasch. In der Histologie erscheinen die Zellen rund bis oval mit wenig Zytoplasma und hyperchromatischen und gelappten Zellkernen.
Sonne, Viren und Tumoren
Bei einem Teil der Patienten – in den USA 80 % und in Australien 25 % – lässt sich in den Tumorzellen das Polyomavirus 5 (Merkelzell-Polyomavirus) nachweisen. Man infiziert sich mit dem Virus meist in der Kindheit, die akute Infektion verläuft unauffällig. Die viral veränderten Tumorzellen haben nur wenige somatische Mutationen. Dagegen finden sich in Merkelzellkarzinomen ohne Virus-Beteiligung zahlreiche UV-bedingte Genmutationen in den Tumorzellen.
Resektion mit großzügigem Sicherheitsabstand
In der Immunfärbung sind die Zellen meist positiv für Zytokeratin 20 und negativ für TTF-1. Die Beurteilung der Lymphknoten erfolgt sonographisch; Fernmetastasen lassen sich mittels PET-CT und im ZNS mittels MRT aufspüren.
Bei resezierbaren Tumoren wird bei der Entfernung stadienabhängig ein großzügiger Sicherheitsabstand empfohlen, gleichzeitig sollte aufgrund der hohen Rate an Lokalrezidiven immer auch eine Schildwächterlymphknotenbiopsie erfolgen. Zudem raten die Experten zu einer adjuvanten Bestrahlung des Tumorbettes.
Ausgenommen davon sind ggf. Tumoren unter 1 cm Größe ohne Lymphknoteninvasion, die mit ausreichendem Sicherheitsabstand reseziert werden konnten. Die systemische Therapie im fortgeschrittenen Stadium erfolgte traditionell mit einer Chemotherapie. Inzwischen gewinnt auch die Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren an Bedeutung. Aktuell sind Avelumab und Pembrolizumab zur Behandlung des Merkelzellkarzinoms zugelassen; weitere Substanzen befinden sich in klinischen Studien.
Quelle: Schultz ES. „Merkelzellkarzinom“, Akt Dermatol 2022; 48: 149-154; DOI: 10.1055/a-1739-4701; © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York
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