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MRSA: Persistierende Erreger mittels Tonsillektomie loswerden

Mit den beruflichen Folgen einer persistierenden MRSA-Kolonisation haben Mediziner, die den Keim mit sich herumschleppen, besonders zu kämpfen. So ging es auch einem 53-jährigen Anästhesisten, der sich am Marienhospital in Gelsenkirchen von Professor Dr. Philipp Dost und dessen Team behandeln ließ. Der MRSA-besiedelte Kollege litt seit Jahren fast permanent unter nasopharyngealem Schleimfluss. Gelegentlich bestanden Halsschmerzen und eine behinderte Nasenatmung.
Nase und Epipharynx negativ, rechte Tonsille positiv
Wegen eines Asthma bronchiale nahm der Anästhesist täglich Mometason-Spray. Zudem waren in der Vergangenheit bereits mehrere Eingriffe an den Nasennebenhöhlen erfolgt. Hinweise für rezidivierende Tonsillitiden gab es anamnestisch nicht, die Gaumenmandeln erschienen altersentsprechend atroph und oberflächlich reizlos.
Nach dem dritten erfolglosen Eradikationsversuch mit Mupirocin-Salbe, Octenidin-Körperwaschungen, Hexetidin-Ethanol-Mundspülungen und oraler Moxifloxacintherapie entschlossen sich die behandelnden Kollegen zu einer differenzierten mikrobiologischen Diagnostik. Während die Abstriche aus Nasenvorhof und Nasopharynx negativ ausfielen, fanden sich in der rechten Tonsille weiterhin Methicillin-resistente Staphylokokken.
Nach zwei Jahren komplett MRSA-frei
Damit kam eine unkonventionelle Off-Label-Option ins Spiel. Aufgrund der anhaltenden Beschwerden entfernten die HNO-Ärzte im Sinne einer Herdsanierung die Gaumenmandeln. Und tatsächlich: Die in den folgenden zwei Jahren entnommenen Abstrichserien blieben allesamt negativ. Der pharyngeale Schleimfluss sistierte, der Patient berichtete lediglich über seltene Halsschmerzen.
Aus pathophysiologischer Sicht überrascht es das Team um Prof. Dost nicht, dass ein MRSA-Reservoir trotz Eradikationsversuch in den Tonsillenkrypten schlummert. Schließlich bediene sich die Sanierung überwiegend oberflächendesinfizierender Maßnahmen.
Durchaus als individueller Heilungsversuch gerechtfertigt
Leitet sich die Indikation zur Tonsillektomie also von der Überlegung ab, dass Bakterien in den Krypten mehrfache Antibiotikatherapien überstehen, schließt das auch chronische MRSA-Infektionen mit ein, schreiben die HNO-Ärzte. Sie halten eine chirurgische Sanierung als individuellen Heilungsversuch durchaus für gerechtfertigt. An Voraussetzungen nennen sie
- eine mehrfach erfolglose Standardbehandlung sowie
- gesundheitliche, soziale oder berufliche Einschränkungen durch eine persistierende Kolonisation.
Die gleiche Strategie wählten bereits Kollegen aus den Niederlanden in fünf therapierefraktären Fällen. Mittels einer Tonsillektomie bekamen sie ihre Patienten ebenfalls MRSA-frei.
Quelle: Dost P et al. HNO 2019; 67: 51-53
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