Mut zum Nichtstun bei malignen Tumoren - Bösartig bedeutet nicht immer lebensgefährlich

Muss ein bösartiger Tumor stets entfernt oder zerstört werden? Nein, glauben Dr. Megan Haymart von der Abteilung für Innere Medizin der Universität Michigan und Kollegen. Gerade bei Schilddrüsen- und Prostatakrebs sowie dem ductalen Carcinoma in situ der Brust erlebe man in der Klinik zunehmend Tumoren, deren Überlebensraten auch nach fünf Jahren an die einhundert Prozent heranreichen. Eine Therapie verlängert damit nicht die Lebenszeit des Patienten, setzt ihn aber oft gefährlichen Nebenwirkungen aus.
Betroffene sind oft vergleichsweise jung
Männern mit Niedrig-Risiko-Karzinomen in der Prostata wird deshalb teilweise schon seit Jahren als Alternative zu Operation oder Bestrahlung die intensive Überwachung des Tumors als „Watchful Waiting“ oder „Active Surveillance“ angeboten. Prinzipiell, schreiben die Autoren, wäre ein ähnliches Vorgehen auch für das ductale Carcinoma in situ und differenzierte Schilddrüsentumoren im Niedrig-Risiko-Stadium denkbar. Erste japanische Studien sprechen tatsächlich dafür, dass dies zumindest im Bereich der Schilddrüse nicht mit einer zusätzlichen Gefahr verbunden wäre; beim Mammakarzinom sind die entsprechenden Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.
Gerade beim Brust- und Schilddrüsenkrebs kommt der Antwort auf diese Frage besondere Bedeutung zu. Die Betroffenen sind oft vergleichsweise jung und wären damit einem längeren und oft höheren Risiko für besonders aggressive Karzinome ausgesetzt. Die ersten Erfahrungen beim Prostatakrebs zeigen zudem, dass langfristig nicht jeder Kranke die notwendige Compliance zeigt – wie soll man mit solchen Fällen umgehen?
Und schließlich gilt es die Ängste zu berücksichtigen, die eine Krebsdiagnose auslöst. Sie könnten dazu führen, dass die Betroffenen eine intensivere Therapie oder mehr Überwachung wünschen. Die größte Herausforderung, auch das lehrt das Beispiel Prostata, dürfte aber eine andere werden.
Die meisten glauben: je radikaler, desto besser
Patienten und Ärzte lassen sich oft schwer davon überzeugen, dass die weniger invasive die bessere Alternative sein kann. So hat noch immer jeder zweite Niedrig-Risiko-Tumor eine radikale Prostatektomie zur Folge.
Quelle: Aus der Fachliteratur
Quelle: Haymart MR et al. N Engl J Med 2017; 377: 203-206
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