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Neue Einsatzmöglichkeiten für Colchicin bei kardiovaskulären Krankheiten

Bereits 1987 erkannten Kardiologen das Potenzial von Colchicin und sahen eine mögliche Indikation bei akuten und rezidivierenden Perikarditiden. Bis zu den ersten randomisierten Studien, die letztlich den Weg zur Leitlinienempfehlung bereiteten, dauerte es allerdings noch fast 20 Jahre. Aus klinischer Sicht ist das Alkaloid ein attraktives Medikament für Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen, schreiben Professor Dr. Massimo Imazio vom Universitätsklinikum Santa Maria della Misericordia in Udine und Dr. Mark Nidorf von Genesis Care in Perth. Niedrig dosiert beeinflusst die Therapie weder Blutungsrisiko noch Blutdruck oder QT-Intervall.
Positiver Effekt auf diverse kardiovaskuläre Endpunkte
In den letzten 15 Jahren kamen deshalb zahlreiche klinische Studien hinzu, in denen die folgenden Einsatzmöglichkeiten von Colchicin überprüft wurden:
- Sekundärprävention bei KHK
- Prävention von Vorhofflimmern in speziellen Fällen
- Herzinsuffizienz
Die Untersuchungen lieferten bei unterschiedlicher Dauer und Dosierung (i.d.R. 0,5–1 mg täglich) teilweise widersprüchliche Ergebnisse. Insgesamt zeigte sich aber ein positiver Effekt auf diverse kardiovaskuläre Endpunkte.
Kardiovaskuläres Potenzial von Colchicin | |
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Indikation | Therapieeffekt |
Perikarditis | Colchicin als Add-on zur antiinflammatorischen Standardtherapie halbiert das Risiko eines (erneuten) Perikarditisrezidivs. Ebenso halbiert die Gabe das Risiko eines Postperikardiotomie-Syndroms |
akutes und chronisches Koronarsyndrom | Randomisierte Studien mit insgesamt über 11 000 Patienten und einem Follow-up von bis zu fünf Jahren ergaben u.a. eine mehr als 30%ige Risikoreduktion von kardiovaskulärem Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall und Revaskularisierung. |
Prävention von Vorhofflimmern | Die Einnahme könnte das Risiko eines postoperativen Vorhoffl immerns nach einer Bypass-OP senken. Nach Pulmonalvenenisolation zeigten zwei randomisierte Studien eine Reduktion früher Rezidive. |
Herzinsuffizienz | Keine Verbesserung der NYHA-Klasse und linksventrikulärer Parameter bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion. Zwei weitere laufende Studien widmen sich dem ventrikulären Remodelling bzw. dem Outcome nach Myokardinfarkt. |
In der Kardiologie genutzte Dosierungen sind sicher
Drei weitere Untersuchungen laufen noch und liefern in den nächsten drei bis fünf Jahren Ergebnisse von mehr als 9000 Patienten. Natürlich haben auch die vier wichtigsten unabhängigen randomisierten Studien, die bis dato bei akutem oder chronischem Koronarsyndrom durchgeführt wurden, Schwächen. Z.B. wurden bei der Patientenselektion weder die Inflammation, noch biochemische und klinische Risikomarker berücksichtigt. Nichtsdestotrotz legen sie den Autoren zufolge den Grundstein für eine Indikationserweiterung von Colchicin zusätzlich zu Statin und Plättchenhemmung. Zumal: Bei umsichtigem Einsatz sind die in der Kardiologie genutzten Dosierungen sicher. Insbesondere steigt das Risiko für Sepsis, Krebs, Neutropenie oder Myotoxizität nicht. Auch bei längerer Behandlung vertragen speziell Herzpatienten die Einnahme von 0,5–1 mg/d gut. Allerdings muss man bei etwa jedem Zehnten mit einem Therapieabbruch aufgrund von gastrointestinalen Nebenwirkungen rechnen.Lange Geschichte
Quelle: Imazio M, Nidorf M. Eur Heart J 2021; DOI: 10.1093/eurheartj/ehab221
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