Colchicin senkt kardiovaskuläres Risiko nach Herzinfarkt

Dr. Elke Ruchalla

Das Herbstzeitlosen-Alkaloid hemmt Entzündungszellen. Ob das Herz deshalb profitiert, ist unklar. Das Herbstzeitlosen-Alkaloid hemmt Entzündungszellen. Ob das Herz deshalb profitiert, ist unklar. © iStock/Nadezhda_Nesterova

Entzündungsprozesse spielen eine wesentliche Rolle, wenn eine Atherosklerose und in der Folge Herzinfarkte entstehen. Möglicherwiese ergibt sich daraus ein therapeutischer Ansatz für die sekundäre Prävention, etwa mit Cochicin, dem Alkaloid aus der Herbstzeitlosen.

Möglicherweise kommt ein altbekannter Entzündungshemmer zu neuen Ehren: Eine Gruppe um Professor Dr. Jean-Claude Tardif vom Montreal Heart Institute untersuchte, ob Colchicin in der Sekundärprophylaxe eines Myokardinfakts Herz und Gefäße schützen kann. Die Forscher nahmen mehr als 4700 Patienten innerhalb von 30 Tagen nach einem akuten Herzinfarkt in eine randomisierte Doppelblindstudie auf. Die eine Hälfte bekam Colchicin in niedriger Dosis (0,5 mg, eine Tablette pro Tag), die anderen Placebo. Dazu erhielten fast alle Teilnehmer eine doppelte Plättchenhemmung und Statine. Bei 93 % hatten die Ärzte den Infarkt mit einer perkutanen Koronarintervention (PCI) behandelt.

Über durchschnittlich knapp zwei Jahre traten in der Colchicin-Gruppe signifikant seltener Ereignisse des primären Endpunkts auf (5,5 % vs. 7,1 %), also kardiovaskulärer Tod, die Notwendigkeit der Reanimation bei Herzstillstand, Myokardinfarkt, Schlaganfall und dringliche PCI wegen instabiler Angina. Der Vorteil des Colchicins war dabei vor allem den selteneren Schlaganfällen (minus 74 %) und der geringeren Zahl an Notfall-PCI (minus 50 %) geschuldet.

Nebenwirkungen betrafen in beiden Gruppen vor allem den Magen-Darm-Trakt. Schwere Pneumonien traten zwar nur wenige auf, waren aber unter Colchicin mehr als doppelt so häufig wie unter Placebo (0,9 % vs. 0,4 %).

Und ein erheblicher Teil der Behandelten brach die Studie vorzeitig ab, räumen Prof. Tardif und sein Team ein: In beiden Behandlungsarmen beendete fast jeder Fünfte die Therapie nach etwas mehr als einem halben Jahr.

Liegt der positiven Wirkung des Herbstzeitlosen-Alkaloids aber tatsächlich eine Entzündungshemmung zugrunde? Professor Dr. Laura Kristin Newby von der Abteilung für Kardiologie des Duke University Medical Center in Durham äußert sich in ihrem Editorial zurückhaltend. Anhand der Ergebnisse lasse sich das nicht eindeutig sagen, stellt sie klar. Denn bei den wenigen Patienten, von denen entsprechende Daten vorliegen, habe das Colchicin das CRP als Entzündungsmarker keineswegs senken können. 

Quellen:
1. Tardif JC et al. N Engl J Med 2019; DOI: 10.1056/NEJMoa1912388
2. Newby LK. A.a.O.; DOI: 10.1056/NEJMe1914378

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Das Herbstzeitlosen-Alkaloid hemmt Entzündungszellen. Ob das Herz deshalb profitiert, ist unklar. Das Herbstzeitlosen-Alkaloid hemmt Entzündungszellen. Ob das Herz deshalb profitiert, ist unklar. © iStock/Nadezhda_Nesterova