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Nicht nur Gluten kann Zotten schrotten

Als Autoimmunkrankheit hat die Zöliakie ein relativ eindeutiges Kennzeichen: Bei entsprechendem Verdacht ist als erste Maßnahme ein Test auf IgA-Anti-Transglutaminase-Antikörper angezeigt, schreiben Dr. Claire Jansson-Knodell und ihre Kollegen von der Mayo Klinik in Rochester. Fällt die Serologie positiv aus, folgt eine Endoskopie mit Entnahme mehrerer Biopsien aus dem Bulbus duodeni und dem distalen Zwölffingerdarm.
Auch bei einem negativen Antikörpertest wird die Entnahme von Gewebeproben empfohlen – zumindest bei hochverdächtigem Beschwerdebild. Denn in 5–10 % der Fälle ist die Zöliakie seronegativ, das heißt, nur in der Biopsie zu erkennen.
Tropische Sprue lässt den Darm laut knurren
Aber nicht alles, was eine Atrophie der Dünndarmzotten auslöst, ist eine Zöliakie. Mögliche Differenzialdiagnosen rechtzeitig zu erkennen, kann für den Patienten lebensrettend sein. Als Beispiel nennen die Autoren die HIV-Enteropathie – eine weniger bekannte, aber häufige Komplikation dieser Virusinfektion. Derzeit ist noch unklar, ob die Enteropathie durch einen viralen Mukosaschaden oder durch Störungen im Immunsystem ausgelöst wird. Eine frühzeitige Diagnose ist in jedem Fall wichtig, sie eröffnet dem Patienten Therapiechancen und verhindert eine Weiterverbreitung des Virus.
Die tropische Sprue sollte ebenfalls nicht übersehen werden. Betroffen sind meist Reisende, die einen Monat oder länger in den Tropen verbracht haben. Auch bei dieser Krankheit ist die Pathogenese noch nicht völlig geklärt. Wahrscheinlich folgt auf eine noch recht blande Infektion eine sekundäre bakterielle Überwucherung mit nachfolgender Schädigung von Dünndarmstrukturen. Zu den typischen Folgen zählen Absorptionsstörungen vor allem von Kohlenhydraten, Vitamin B12 und Folsäure. Infolgedessen kommt es zu Nährstoffdefiziten und von außen hörbarem Darmknurren (Borborygmi). Therapeutisch empfehlen die Autoren Antibiotika (zum Beispiel Tetrazykline) und eine Folsäure-Supplementierung über drei bis sechs Monate.
Eine weitere wichtige Differenzialdiagnose der Zöliakie ist die Infektion mit Giardia lamblia, einem Lebensmittel- und Wasserparasiten, der in weiten Teilen des Globus verbreitet ist. Blähungen, abdominelle Krämpfe, wässrige Durchfälle und Gewichtsverlust gehören zum typischen Bild der Krankheit. Die Diagnose wird gesichert durch den Nachweis von Giardia-Antigen im Stuhl oder durch die Detektion des Erregers in der intestinalen Biopsie. Die Infektion ist auch in den vereinigten Staaten von Amerika sehr häufig und lässt sich gut Nitroimidazolen behandeln.
Ebenfalls nicht übersehen werden sollte der Morbus Whipple. Mit Gewichtsverlust verbundene Fettstühle und Durchfälle gehören zu den typischen Erkennungszeichen. Ursache ist eine Störung des Lymphtransports infolge der Infektion mit Tropheryma whipplei. Dabei bleibt es allerdings oft nicht, das Bakterium kann auch Arthritiden, Herzklappenschäden und ZNS-Probleme bis hin zur Demenz auslösen. Wenn die Krankheit nicht rechtzeitig erkannt (Dünndarmbiopsie) und antibiotisch behandelt wird, droht dem Patienten eine ungünstige Prognose, eventuell sogar ein letaler Verlauf.
Auch Viren kürzen die Villi
Zum Abschluss ihrer differenzialdiagnostischen Überlegungen erinnern die US-Kollegen daran, dass die meisten Enteropathien durch eine aktive Viruserkrankung oder ein postvirales Syndrom ausgelöst werden. Dazu zählen beispielsweise Infektionen mit Noroviren, Rotaviren, Adeno- und Astroviren.
Erbrechen, Durchfall und Fieber sind zwar meist in wenigen Tagen überstanden, aber die gastrointestinalen Störeffekte können wesentlich länger anhalten. So können Viren zu einer Verkürzung der Dünndarmzotten führen. Auch für bakterielle Erkrankungen (Salmonellen, Shigellen, Yersinien etc.) wurde inzwischen belegt, dass sie den Dünndarm attackieren, wenn auch nicht so oft wie virale Infektionen.
Quelle: Jansson-Knodell C et al. Mayo Clin Proc 2018; 93: 509-517
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