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Obinutuzumab/Venetoclax mit oder ohne Ibrutinib schlägt Chemoimmuntherapie bei fitten CLL-Erkrankten

Fitte CLL-Patient:innen mit günstigem genetischem Risiko erhalten nach wie vor standardmäßig eine Chemoimmuntherapie mit FCR* oder BR**. Bei weniger fitten Personen hat sich die zeitlich begrenzt gegebene Kombination aus Obinutuzumab und Venetoclax (GV) bewährt. Studien deuten darauf hin, dass sich mit Dreifachtherapien, die einen BTK-Inhibitor beinhalten, eine vielversprechende Wirksamkeit erzielen lässt, gerade im Hinblick auf eine MRD-Negativität, konstatierte Prof. Dr. Barbara Eichhorst, Uniklinik Köln.
Sie und ihre Kolleg:innen prüften in der GAIA/CLL13-Studie, wie sich eine zeitlich limitierte Behandlung mit GV +/- Ibrutinib im Vergleich zum Standard bei fitten Personen schlägt. Die 920 Teilnehmenden erhielten 1:1:1:1 randomisiert
- eine Chemoimmuntherapie (CIT) mit FCR/BR
- Rituximab + Venetoclax (RV)
- GV oder
- GV + Ibrutinib (GIV)
In einer vorangegangenen Analyse war sowohl die Behandlung mit GV als auch mit GIV dem Standard im Hinblick auf eine nicht-detektierbare MRD nach 15 Monaten, dem ersten koprimären Endpunkt der Studie, überlegen gewesen.
Rund 90 % leben nach drei Jahren ohne Progress
Die Referentin präsentierte neue Daten zum progressionsfreien Überleben, dem zweiten koprimären Endpunkt. Nach einem medianen Follow-up von 38,8 Monaten war das mediane PFS weder unter GV noch unter GIV erreicht, während es unter CIT und RV jeweils rund 52 Monate betrug. Prof. Eichhorst bezifferte die 3-Jahres-PFS-Raten mit 90,5 % (GIV), 87,7 % (GV), 80,8 % (RV) und 75,5 % (CIT). Die Hazard Ratios für GIV bzw. GV versus CIT lagen bei 0,32 bzw. 0,42. Der PFS-Unterschied zwischen RV und der Kontrolle war statistisch nicht-signifikant (HR 0,79).
Eine weitere Analyse ergab, dass Patient:innen mit unmutiertem IGVH besonders von der zielgerichteten Behandlung profitierten. Personen mit mutiertem IGVH wiesen in den unterschiedlichen Armen ähnliche 3-Jahres-PFS-Raten auf. 98,3 % bzw. 94,1 % der Teilnehmenden unter GIV bzw. GV benötigten auch nach drei Jahren noch keine weitere Therapie. Mit RV bzw. CIT waren die Raten mit 92,9 % bzw. 87,2 % etwas geringer. Das Gesamtüberleben nach drei Jahren bewegte sich in allen drei Armen um rund 95 %.
Mehr Infektionen und febrile Neutropenien mit CIT und GIV
Hinsichtlich des Sicherheitsprofils gab es keine großen Unterschiede, so die Referentin, insbesondere nicht zwischen G(I)V vs. CIT. Schwere Nebenwirkungen traten unter RV seltener auf als in den anderen Armen, die vor allem auf eine geringere Rate von Toxizitäten des Blut- und lymphatischen Systems zurückgingen. Infektionen und febrile Neutropenien gab es sowohl unter CIT als auch mit GIV häufiger als in den beiden anderen Gruppen.
Die Phase-3-Studie erreichte beide koprimären Endpunkte, resümierte Prof. Eichhorst. Mit den GV-basierten Regimen würden bessere PFS-Raten als mit dem Standard erreicht. Sie betonte zudem, dass RV der CIT in Bezug auf das 3-Jahres-PFS nicht überlegen war. Der Standard FCR sei aber noch nicht Geschichte, sagte die Referentin in der anschließenden Diskussion, vielmehr müsse die Therapieentscheidung individuell mit dem Erkrankten getroffen werden.
* Fludarabin, Cyclophosphamid, Rituximab
** Bendamustin, Rituximab
Kongressbericht: EHA2022 Congress
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