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Obinutuzumab schlägt Rituximab auch im Langzeitverlauf

Die Chemoimmuntherapie mit Rituximab hat die Prognose von zuvor unbehandelten Patient:innen mit follikulärem Lymphom signifikant verbessert. Allerdings sind ein Rezidiv oder eine Progression im späteren Verlauf meist vorprogrammiert. Forschende prüften in der Phase-3-Studie GALLIUM, ob der neuere Anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab bessere Ergebnisse bringt.
Rund 1.200 Personen mit neu diagnostiziertem, behandlungsbedürftigem follikulärem Lymphom von Grad 1–3a wurden 1:1 auf sechs oder acht Zyklen einer Immunchemotherapie mit Obinutuzumab oder Rituximab randomisiert, erinnerte Dr. William Townsend, University College London Hospitals. Die Chemo konnte dabei aus CHOP*, CVP** oder Bendamustin bestehen. Teilnehmende mit kompletter oder partieller Remission erhielten zwei Jahre lang oder bis zur Progression alle zwei Monate eine Erhaltungstherapie mit dem jeweiligen Antikörper. Primärer Endpunkt war das von den behandelnden Ärzt:innen beurteilte progressionsfreie Überleben. Der Referent präsentierte die finale Auswertung der Studie nach median 7,9 Jahren.
Die Überlegenheit von Obinutuzumab erwies sich mit einer 7-Jahres-PFS-Rate von 63,4 % gegenüber 55,7 % unter Rituximab weiterhin als signifikant (Hazard Ratio [HR] 0,77; 95%-KI 0,64–0,93; p = 0,006). Mit Ausnahme der Erkrankten mit niedrigem FLIPI-Score (0–1) profitierten alle Subgruppen.
Auch die Zeit bis zur nächsten Lymphomtherapie war unter Obinutuzumab länger (HR, 0,71; 95%-KI 0,58–0,87; p = 0,001). 74,1 % bzw. 65,4 % der Teilnehmenden hatten nach sieben Jahren noch keine weitere Behandlung begonnen. Lediglich 4,2 % bzw. 6,0 % der Patient:innen waren gestorben, die Überlebensraten betrugen 88,5 % vs. 87,2 % (HR 0,86; 95%-KI 0,63–1,18; p = 0,36). Die Studie war aber nicht zur OS-Analyse gepowert gewesen, betonte Dr. Townsend.
Die Ergebnisse bestätigen dem Referenten zufolge die Immunchemotherapie mit Obinutuzumab als Standard für behandlungsbedürftige Personen mit neu diagnostiziertem follikulärem Lymphom.
Sicherheitsprofil in der GALLIUM-Studie
Schwerwiegende Nebenwirkungen traten unter Obinutuzumab mit 48,9 % vs. 43,4 % kaum häufiger als unter Rituximab auf, Gleiches galt für tödliche Nebenwirkungen (4,4 % vs. 4,5 %). In beiden Armen war die Bendamustin-Chemotherapie aber etwas häufiger mit letalen Toxizitäten assoziiert. Neue, bislang nicht bekannte Nebenwirkungen wurden nicht registriert.
Kurzinfusion durch Pandemie kaum behindert
Obinutuzumab wird normalerweise über drei bis vier Stunden infundiert. In der Phase-4-Studie GAZELLE prüften Forschende die Kurzinfusion über 90 Minuten, für die eine frühere Analyse bereits ähnliche Ansprechraten und eine größere Präferenz des Personals in Kliniken und Praxen ergeben hatte. Die Zeitersparnis könnte sich gerade während der SARS-CoV2-Pandemie als besonders vorteilhaft erweisen, so die Vermutung der Autor:innen. In einer aktuellen Analyse, die Prof. Dr. Miguel A. Canales, Hospital Universitario La Paz, Madrid, vorstellte, wurde untersucht, ob die Pandemie den Studienverlauf beeinträchtigte und ob die Patient:innen möglicherweise einer Gefahr ausgesetzt waren.
Im Rahmen von GAZELLE erhielten 113 Erkrankte mit zuvor unbehandeltem follikulärem Lymphom im ersten Zyklus zunächst eine Standardinfusion mit Obinutuzumab über 3–4 Stunden. Traten keine infusionsbedingten Reaktionen vom Grad ≥ 3 auf, wurde der Antikörper ab dem zweiten Zyklus und auch in der Erhaltung als Kurzinfusion appliziert. Zum Zeitpunkt der Analyse im Januar 2022 hatten 35 Personen (31,0 %) eine COVID-19-Impfung erhalten. In der vakzinierten Gruppe waren mit 48,6 % vs. 34,6 % mehr Patient:innen 65 Jahre oder älter.
Unter den Geimpften unterbrach nur ein Teilnehmender die Obinutuzumab-Gabe vs. 21 in der unigeimpften Gruppe. Eine COVID-19-Erkrankung erlitten fünf Betroffene (darunter ein Geimpfter) – einmal während der Induktion und viermal während der Erhaltung. Drei Personen mussten wegen der Infektion medikamentös behandelt werden und drei der fünf Infizierten erholten sich. Die zwei übrigen (beide ungeimpft) starben an Atemwegskomplikationen. Bei etwa jedem Sechsten (16,8 %) war mindestens eine größere Protokollabweichung im Zusammenhang mit der Pandemie erforderlich; in acht Fällen kam es zu einer Verzögerung, in sieben zum Auslassen einer Infusion.
Diese explorative Analyse deute darauf hin, so Prof. Canales, dass die Pandemie die Durchführung der GAZELLE-Studie nicht wesentlich beeinträchtigte. In einem Zeitraum von sieben Tagen nach der Impfung traten keine unerwünschten Ereignisse auf, die man mit der Obinutuzumab-Infusion in Zusammenhang hätte bringen können.
* Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison
** Cyclophosphamid, Vincristin, Prednison
Townsend W et al. EHA 2022; Abstract S206
Canales MA et al. EHA 2022; Abstract PB2083
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