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Neue Substanzen im Check

Follikuläre Lymphome (FL) sind durch wiederholte Rezidive charakterisiert. Wird die Erkrankung weniger als zwei Jahre nach Beginn der Initialtherapie progredient (POD24) oder refraktär, ist die Prognose besonders schlecht. Bispezifische Antikörper und CAR-T-Zellen stellen vielversprechende Behandlungsstrategien dar, die zurzeit in Studien geprüft werden.
Glofitamab
Der bispezifische Antikörper Glofitamab wirkt als T-Zell-Engager und bindet gleichzeitig an CD20 auf Lymphom-Zellen und an CD3 auf T-Lymphozyten. Der enge räumliche Kontakt ermöglicht es Letzteren, die maligne Zelle zu eliminieren.
Prof. Dr. Franck Morschhauser vom Centre Hospitalier Universitaire de Lille stellte eine Phase-1/2-Studie vor, in der Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem FL Glofitamab zunächst entweder als Monotherapie in verschiedenen Aufdosierungs-Schemata (n = 53) oder in Kombination mit dem CD20-Antikörper Obinutuzumab (n = 19) erhielten.1 Auf alleiniges Glofitamab sprachen 81 % der Teilnehmer an, wobei 70 % eine komplette metabolische Remission (CMR) erreichten; unter der Kombinations-Kohorte betrug die Ansprechrate 100 % und die CMR 73,7 %. Diese für ein so fortgeschrittenes Stadium hohen Werte und eine gute Verträglichkeit rechtfertigen es, die Erprobung in der Phase 2 der Studie fortzuführen, resümierte der Referent.
Mosunetuzumab
Die Autoren einer zweiten, ebenfalls von Prof. Morschhauser präsentierten Phase-1b-Studie kombinierten den CD20xCD3-Antikörper Mosunetuzumab mit dem Immunmodulator Lenalidomid.2 Ersterer hatte als Monotherapie bereits Wirkung bei rezidivierten/refraktären FL-Erkrankten, die zuvor mindestens zwei vorangegangene Behandlungen erhalten hatten, gezeigt. 89,7 % der Teilnehmer sprachen auf die duale Therapie an, rund zwei Drittel mit einer kompletten und ein Viertel mit einer partiellen metabolischen Remission. Aufgrund dieser Ergebnisse und der guten Verträglichkeit wurde die Phase-3-Studie CELESTIMO initiiert, in der die Autoren die Kombination randomisiert gegen das Rituximab-Lenalidomid-Protokoll testen wollen.
Epcoritamab
Epcoritamab, ein weiterer bispezifischer CD20xCD3-Antikörper, wird in einer europäisch-amerikanischen Phase-1/2-Studie mit dem R2-Protokoll (Rituximab/Lenalidomid) kombiniert.3 Laut Dr. Kim Linton, The Christie NHS Foundation Trust and Manchester Cancer Research Centre, konnte keine dosislimitierende Toxizität für die Substanz identifiziert werden. Alle 21 bislang auswertbaren Patienten sprachen auf die Therapie an, 17 von ihnen erreichten eine CMR und es gab bisher keine Rezidive. Weiterhin traten keine Fälle von Zytokinfreisetzungssyndromen oder Neurotoxizitäten auf. In die Phase-2b-Kohorte sollen nun noch bis zu 80 Personen aufgenommen werden, berichtete Dr. Linton.
Tisagenlecleucel
In der Phase-2-Studie ELARA erhielt ein ähnliches Kollektiv von 94 Betroffenen mit rezidiviertem oder refraktärem FL das CAR-T-Zell-Präparat Tisagenlecleucel.4 Teilweise hatten die Erkrankten bereits eine autologe Stammzelltransplantation hinter sich. Prof. Dr. Catherine Thieblemont vom Hôpital Saint-Louis in Paris zufolge ergab sich nach median 17 Monaten Beobachtungsdauer eine Gesamtansprechrate von 86,2 % mit 69,1 % kompletten Remissionen. 76 % der Patienten waren auch nach neun Monaten noch in Remission, unter den Teilnehmern mit kompletten Remissionen sogar 86,5 %. Personen mit hohem Risiko (POD24), hohem metabolischem Tumorvolumen (TMTV) und fünf oder mehr vorangegangenen Therapielinien hatten deutlich niedrigere Gesamtansprechraten. In der multivariaten Analyse zeigten sich POD24 und ein hohes TMTV mit einem kürzeren progressionsfreien Überleben assoziiert. Patienten mit beiden Faktoren gingen nur zu 16,7 % in eine komplette Remission und nach einem Jahr waren nur 36 % von ihnen progressionsfrei.
Wirksamkeit und Verträglichkeit der CAR-T-Zellen in dieser Indikation sind damit vielversprechend, die Rolle des Tumorvolumens muss aber noch genauer untersucht werden, so das Fazit der Referentin.
Quellen:
1. Morschhauser F et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 128
2. Morschhauser F et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 129
3. Linton K et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 3535
4. Thieblemont C et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 131
2021 ASH Annual Meeting
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