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„Zum Zweiten“ klappt nicht immer

Tisagenlecleucel, eine gegen CD19 gerichtete CAR-T-Zell-Therapie, ist zugelassen für Erwachsene mit rezidiviertem/refraktärem diffus großzelligem B-Zell-Lymphom nach mindestens zwei vorangegangenen Behandlungslinien. Prof. Dr. Michael Bishop von der Universität Chicago stellte nun die Daten der globalen Phase-3-Studie BELINDA vor, in der die CAR-T-Zellen in der zweiten Linie bei Personen mit rezidivierten/refraktären aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen (aNHL) gegen den Standard of Care (SOC) geprüft wurden. Die Autoren schlossen 322 erwachsene aNHL-Patienten aus 18 Ländern ein. Die Teilnehmer wiesen zu etwa zwei Drittel eine primäre Erkrankung auf, während rund 19 % nach weniger als sechs Monaten ein Rezidiv erlitten hatten. Alle Betroffenen mussten für eine autologe Stammzelltransplantation (ASCT) geeignet sein, und von allen wurden per Leukapherese T-Lymphozyten gesammelt, weil ein Cross-over von der Kontrolle in den Prüfarm gestattet war.
Personen der SOC-Gruppe erhielten eine platinbasierte Chemotherapie. Bei denjenigen Patienten, die darauf ansprachen, folgte eine Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender ASCT. In der experimentellen Gruppe bekamen die Teilnehmer nach einer Lymphodepletion Tisagenlecleucel verabreicht. Bis zu dessen Infusion war eine Bridging-Behandlung mit einem platinhaltigen Protokoll möglich. Der Anteil der Betroffenen mit hochgradigen Lymphomen war mit 24,1 % vs. 16,9 % größer als in der Kontrolle, ebenso wie der Anteil an Personen mit einem IPI von mindestens 2 (65,4 % vs. 57,5 %). Beinahe alle Erkrankten im Verumarm erhielten die geplante Behandlung, während nur etwa jeder Dritte in der Kontrolle es bis zur ASCT schaffte.
Das ereignisfreie Überleben (EFS), primärer Endpunkt der Studie, betrug in beiden Gruppen median 3 Monate; auch die beste Gesamtansprechrate (ORR) nach zwölf Monaten unterschied sich mit 46,3 % unter Tisagenlecleucel vs. 42,5 % unter dem SOC nicht, sagte der Referent. Gleiches galt für die Komplettremissionsraten mit je rund 28 %. Für 72 Patienten der Kontrolle, die die Cross-over-Option zur CAR-T-Zell-Therapie in Anspruch nahmen, ergab sich eine ORR von 40 %.
Unerwünschte Ereignisse vom Grad ≥ 3 traten mit 84 % im Verum- und 90 % im SOC-Arm etwa gleich häufig auf. Unter Tisagenlecleucel entwickelten 5 % der Teilnehmer ein Zytokinfreisetzungssyndrom vom Grad 3 oder 4 und 2 % litten unter Neurotoxizitäten dieser Schweregrade. 32,1 % vs. 28,1 % der Betroffenen aus Prüf- vs. Kontrollgruppe starben; Ursache war meist eine Krankheitsprogression.
Dass die CAR-T-Zellen in der BELINDA-Studie nicht besser abschnitten als der SOC, könnte mehrere Gründe haben, so Prof. Bishop: Kritisch sei wahrscheinlich die Zeit von der Therapieentscheidung bis zur Infusion. Offenbar ist es bei den mehrheitlich refraktären Erkrankten von großer Bedeutung, dass die CAR-T-Zellen möglichst bald gegeben werden. Die Auswahl der Patienten sowie die Anwendung der Bridging-Therapien sind weitere Faktoren, die möglicherweise die Ergebnisse beeinflussen.
Quellen:
Bishop M et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract LBA-6
2021 ASH Annual Meeting
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