PAVK: Amputationen mit konsequenter Sekundärprävention zuvorkommen!

Maria Weiß

Um Gefäßthromben zu vermeiden, brauchen PAVK-Patienten einen Plättchenhemmer. Um Gefäßthromben zu vermeiden, brauchen PAVK-Patienten einen Plättchenhemmer. © wikimedia/Patho

Immer mehr Patienten in Deutschland, hohe Amputationsraten und schlecht eingestellte Risikofaktoren – so sieht die traurige Realität in Sachen PAVK aus. Höchste Zeit also, in der Sekundärprävention­ mehr zu unternehmen.

Zwischen 2010 und 2015 hat die Prävalenz der PAVK weltweit um 22 % zugenommen, führte Professor Dr. Christine­ Espinola-Klein vom Zentrum für Kardiologie an der Universitätsmedizin Mainz ins Thema ein. Länder mit höherem Einkommen sind besonders betroffen. Im europäischen Vergleich ist die Erkrankung in Deutschland besonders häufig zu finden, vor allem bei den Männern. Auch bei der Zahl der Amputationen ist Deutschland mit 18,7 Operationen pro 100 000 Einwohner und Jahr führend, berichtete die Referentin.

Neben der Linderung der Claudicatio und dem Beinerhalt sollte man alles daransetzen, die Prognose der Patienten zu verbessern, betonte die Angiologin. Zusätzlich zu Lebensstiländerungen mit Nikotinkarenz, gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung gehört die Kontrolle von Lipiden, Blutzucker und Blutdruck immer mit dazu.

Laufen, damit es läuft

Den größten Effekt sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärprävention hat die Bewegung. Sie verringert die Sterblichkeitsrate signifikant. Das strukturierte Gehtraining ist zudem eine zentrale Behandlungsmethode der Claudicatio intermittens. Oft limitiert mangelnde Therapietreue den Erfolg. Durch eine stärkere Individualisierung der Übungen mit Elementen wie Zirkeltraining, Laufen in Eigenregie oder Nordic Walking kann die Adhärenz und damit der langfristige Erfolg gesteigert werden.

Nur jeder Fünfte erreicht LDL-Spiegel unter 100 mg/dl

In den ESC*-Leitlinien wird bei PAVK die Senkung des LDL-Spiegels unter 55 mg/dl empfohlen. Doch einen Wert unter 70 mg/dl erreichen hierzulande nur etwa 6 % der Betroffenen, unter 100 mg/dl kommen nur 20 %. Und das, obwohl zahlreiche Studien zeigen, dass Menschen mit PAVK deutlich von der konsequenten LDL-Senkung profitieren. Mit maximal dosierten Statinen allein ist es bei diesen Patienten oft nicht getan. Lassen sich die Zielwerte nicht erreichen, sollte die Therapie konsequent um Ezetimib und ggf. PCSK9-Hemmer ergänzt werden, so Prof. Espinola-Klein. Die konsequente Blutdruckeinstellung ist eine weitere wichtige Säule der Prävention. Nach einer neuen Analyse der ARIC-Studie bringt ein Blutdruck ≥ 140/90 mmHg die Inzidenz der PAVK auf mehr als das Doppelte. Gegenüber einem systolischen Druck < 120 mmHg als Referenz steigt den Studien­daten zufolge das Risiko für eine PAVK bereits bei Werten zwischen 120 und 129 mmHg an.

ASS plus Rivaroxaban bei geringem Blutungsrisiko

In der Therapie von Diabetespatienten mit PAVK sollte gemäß der aktuellen Diabetes-Leitlinie der ESC ein SGLT2-Hemmer mit an Bord sein. Empfohlen wird sogar eine Monotherapie mit diesen Substanzen bei zuvor unbehandelten Diabetikern, noch vor der Gabe von Metformin. Dies würde aber einen Off-Label-Einsatz darstellen, gab die Referentin zu bedenken. Grundsätzlich gilt: Bestehen mikrovaskuläre Komplikationen, steigt das Amputationsrisiko um das Vierfache. Eine weitere Maßnahme in der PAVK-Behandlung ist die gerinnungshemmende Therapie. Unbestritten ist, dass bei stabiler symptomatischer Erkrankung ein Thrombozytenaggregationshemmer mit dazu gehören sollte. Die Daten der COMPASS-Studie zeigen unter anderem, dass PAVK-Patienten von einer Kombination von niedrig dosiertem Rivaroxaban (2 x 2,5 mg/d) und ASS (100 mg/d) im Vergleich zu einer alleinigen ASS-Therapie profitieren, allerdings auf Kosten eines erhöhten Blutungsrisikos. In den Leitlinien der European Society of Vascular Medicine und der ESC wird diese Kombination für alle PAVK-Patienten ohne erhöhtes Blutungsrisiko empfohlen.

* European Society of Cardiology

Quelle: 11. Interdisziplinäres Update Gefäßmedizin

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Um Gefäßthromben zu vermeiden, brauchen PAVK-Patienten einen Plättchenhemmer. Um Gefäßthromben zu vermeiden, brauchen PAVK-Patienten einen Plättchenhemmer. © wikimedia/Patho