Periphere T-Zell-Lymphome mit Toxin ausbremsen

Josef Gulden

Brentuximab Vedotin soll in Kombination mit einer angepassten Chemo das Überleben steigern. Brentuximab Vedotin soll in Kombination mit einer angepassten Chemo das Überleben steigern. © wikimedia/Nephron

Periphere T-Zell-Lymphome zählen bislang zu den am schwierigsten zu behandelnden Non-Hodgkin-Lymphomen. Sofern sie das CD30-Antigen exprimieren, soll das Antikörper-Toxin-Konjugat Brentuximab Vedotin kombiniert mit einer angepassten Chemo das Überleben steigern. Erfolg ist vor allem in einer Subgruppe zu verzeichnen.

Periphere T-Zell-Lymphome (PTCL) sind eine seltene, aber schwer zu behandelnde Subgruppe von Non-Hodgkin-Lymphomen, die auf klassische Chemotherapie-Regime auf CHOP*-Basis nur mäßig gut ansprechen und kurze progressionsfreie und Gesamt­überlebenszeiten erreichen.

Statt Vincristin kommt ein Immuntoxin dazu

PTCL stellen selbst eine heterogene Gruppe von Erkrankungen dar, so die Autoren. Systemische anaplastische großzellige Lymphome ­(sALCL) mit einer ALK-Translokation sprechen besser auf die Chemo an als andere Subtypen. Vor allem bei über 40-jährigen Patienten oder solchen mit einem International Prognostic Index ≥ 2 liegen die Fünf-Jahres-Überlebensraten allerdings auch in dieser Untergruppe bei weniger als 50 %.

Die ECHELON-2-Studie wurde nun in 17 Ländern weltweit durchgeführt, um eine Behandlung mit Brentuximab Vedotin plus CHP mit der Standard-CHOP-Therapie zu vergleichen. Es konnten insgesamt 452 Patienten eingeschlossen werden, die CD30 auf mindestens 10 % der Zellen ihres neu diagnostizierten PTCL exprimierten. Die überwiegende Mehrzahl dieser Teilnehmer litt an einem sALCL, von denen wiederum die meisten ALK-negativ waren. Die Patienten wurden randomisiert, sechs bis acht Zyklen entweder CHOP oder Brentuximab Vedotin in Kombination mit CHP zu erhalten.

CD30 öffnet dem Toxin die Tür

Die sALCL insgesamt exprimieren durchweg das CD30-Oberflächenantigen, bei den übrigen Subtypen ist die Expression sehr variabel. Das ist mittlerweile auch für die klinische Praxis von Bedeutung, weil mit Brentuximab Vedotin ein Antikörper-Toxin-Konjugat zur Verfügung steht, das an CD30 bindet. Das hochwirksame Toxin wird dadurch gezielt in maligne Zellen eingeschleust und nur dort freigesetzt, sodass die Verabreichung von höheren Dosen möglich ist.

Bezüglich der Toxizitäten (Grad < 3 ebenso wie Grad ≥ 3) waren keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Armen zu erkennen, wohl aber bei den Daten zur Effektivität: Primärer Endpunkt war hier das progressionsfreie Überleben (PFS), wobei eine autologe Stammzelltransplantation oder eine Radiotherapie nicht als PFS-Ereignis gewertet wurde. Das mediane PFS konnte durch den Einsatz von Brentuximab Vedotin anstelle von Vincristin von 20,8 auf 48,2 Monate mehr als verdoppelt und die Drei-Jahres-Rate von 44 auf 57 % erhöht werden (HR 0,71; p = 0,011). Darüber hinaus wurde auch beim Sterberisiko eine signifikante Verbesserung nachgewiesen – mit nur 23 % Todesfällen unter dem Immuntoxin gegenüber 32 % unter der konventionellen Chemotherapie (HR 0,66; p = 0,0244). Das mediane Gesamtüberleben war nach median 42,1 Monaten Nachbeobachtung in beiden Gruppen noch nicht erreicht.

Subgruppe mit sALCL hat größten Benefit

Die Immunchemotherapie war auch im Hinblick auf andere sekundäre Endpunkte überlegen. Das traf auf die Gesamtansprechrate (83 vs. 72 %; p = 0,0032) sowie auf die Rate an Komplettremissionen (68 vs. 56 %; p = 0,0066) zu. In der größten Subgruppe der Patienten mit sALCL (n = 314) konnte das Risiko für Progression oder Tod durch den Einsatz von Brentuximab Vedotin signifikant um 41 % reduziert werden (HR 0,59; p = 0,0031).

Therapie könnte neuen Standard darstellen

Nach Aussage der Wissenschaftler ist dies die erste prospektive Studie, in der eine Überlegenheit zur Standardtherapie in dieser Indikation demonstriert wird. Die Therapie könne also ein neuer Standard werden für viele Patienten mit CD30-positiven peripheren T-Zell-Lymphomen. Um eindeutige Aussagen für alle Subgruppen treffen zu können, müssen allerdings noch weitere Studien folgen, merkten die Autoren an.

* Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison

Quelle: Horwitz S et al. Lancet 2019; 393: 229-240

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Brentuximab Vedotin soll in Kombination mit einer angepassten Chemo das Überleben steigern. Brentuximab Vedotin soll in Kombination mit einer angepassten Chemo das Überleben steigern. © wikimedia/Nephron
Systemische anaplas­tische großzellige Lymphome waren in der ECHELON-2-Studie am häufigsten vertreten. Systemische anaplas­tische großzellige Lymphome waren in der ECHELON-2-Studie am häufigsten vertreten. © wikimedia/Nephron