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Pille oder Messer? Optionen bei Refluxkrankheit aus zwei Blickwinkeln

Sicht des Gastroenterologen
Das wichtigste Standbein der komplexen Behandlung der Refluxösophagitis sind Medikamente, so Professor Dr. Joachim Mössner von der Klinik und Poliklinik für Gastroenterolgie und Rheumatologie der Universitätsklinik Leipzig.
Dabei soll die konservative Therapie nicht nur die Beschwerden beseitigen und die Ösophagitis abheilen lassen, sondern auch etwaige extraösophageale Symptome eliminieren und Komplikationen wie Stenosen, Blutungen oder Barrett-Ösophagus und das damit verbundene Adenokarzinom möglichst verhindern. Unklar bleibt jedoch, ob eine laparoskopische Fundoplicatio oder eine langfristige Gabe des Magensäurehemmers das Krebsrisiko tatsächlich senkt.
Zwar werden PPI noch sehr häufig verordnet. Aber: „Zurzeit erleben wir einen richtigen Anti-Hype, der auch durch die Laienpresse geht“, betonte der Referent und mahnte dazu, sich mit den möglichen Nebenwirkungen und Arzneimittelinteraktionen dieser Substanzklasse eingehend zu befassen. So kann sich bei Leberzirrhotikern eine hepatische Enzephalopathie unter PPI verschlechtern. Bei Rauchern besteht ein erhöhtes Risiko für osteoporotische Frakturen und für alle Patienten möglicherweise eine höhere Wahrscheinlichkeit für bestimmte Infektionen und die Entwicklung eines Pankreaskarzinoms.
Die meisten sind mit ihren PPI sehr zufrieden
Dennoch gibt es zahlreiche Indikationen zur PPI-Therapie bei Refluxkrankheit und refluxassoziierten Erkrankungen, wobei sich immer wieder die Frage stellt, wie lange die Medikation eigentlich zum Einsatz kommen sollte. Eine Studie mit verschiedenen Magensäureinhibitoren ergab, dass unter einer Omeprazol-Standarddosis nach sechs bis zwölf Monaten rund 80 % der Patienten in Remission sind. „Nur im Stadium 0 der Refluxkrankheit sollten wir eine Bedarfs-, in allen höhergradigen Stadien eine Dauertherapie durchführen,“ sagte Prof. Mössner.
Besteht eine ausgeprägte Stenose aufgrund einer Refluxösophagitis, erfolgt eine Bougierung und im Anschluss eine fortgesetzte hoch dosierte Gabe des Magensäurehemmers. Ob Patienten im GERD-Stadium IV (Barrett-Ösophagus ohne Dysplasie) von einer Dauertherapie oder von einer laparoskopischen Fundoplicatio profitieren, bleibt offen.
Wann operieren?
- Massenreflux mit großer Hiatushernie
- große, symptomatische Hiatushernie
- Upside-down-Magen
- Nebenwirkungen der PPI
- schlechte Compliance/Ablehnung der medikamentösen Therapie
- Symptome trotz Medikation
Dabei gehe es in vielen Fällen nicht nur um die Wiederherstellung der Ventilfunktion mittels Fundoplicatio, sondern auch um die operative Versorgung der oft gleichzeitig vorliegenden Hiatushernie (Hiatoplastik). Beides zusammen beseitigt den Reflux. Doch wies Prof. Carus auch auf die Operationsrisiken hin, nämlich auf Rezidivhernien nach Hiatoplastik, die einen erneuten Eingriff erfordern können.
Unerfahrene Kollegen strapazieren die Nerven
Gestaltet der Chirurg bei der Fundoplicatio die „Manschette“ zu eng, klagt der Patient über persistierende Schluckstörungen; ist sie zu weit, bleibt der Reflux bestehen. Verletzungen des N. vagus mit Magenentleerungsstörungen sowie der Ösophaguswand oder von Gefäßen sind weitere mögliche Komplikationen der OP. Insgesamt erachtet der Referent die Fundoplicatio jedoch als sichere und effiziente Therapieoption – sofern ein erfahrener Chirurg sie durchführt.Quelle: Kongressbericht Viszeralmedizin 2017
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