Reha-Sandwich für Patienten mit Emphysem

Friederike Klein

Liegen luftgefüllte Blasen von über einem Zentimeter Größe vor, spricht man von einem bullösen Emphysem. Liegen luftgefüllte Blasen von über einem Zentimeter Größe vor, spricht man von einem bullösen Emphysem. © wikimedia commons/LizetPath

Wenn schon Maximaltherapie, dann richtig! Und das bedeutet für Patienten mit schwerem Lungenemphysem: Vor und nach der Volumenreduktion sollten sie in der Reha so fit wie möglich gemacht werden.

Bevor man Patienten mit schwerem Lungenemphysem zur Lungenvolumenreduktion (LVR) schickt, sollten alle Behandlungsoptionen einschließlich Rehabilitationsmaßnahmen ausgeschöpft sein. So fordern es die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin und die Deutsche Atemwegsliga. Die Evidenz dafür ist zwar noch schwach, Unterstützung kommt jedoch aus Bad Reichenhall.

Wie Dr. Konrad Schultz, Klinik Bad Reichenhall, berichtete, erfüllten zwar 98 von 561 Patienten der RIMTCORE*-Studie (17,5 %) zu Rehabeginn die Indikationskriterien für eine Lungenvolumenreduktion. Doch auch sie profitierten von den Rehamaßnahmen, Beispiel 6-Minuten-Gehstrecke: Diese verlängerte sich im Gesamtkollektiv um 84,64 m und bei den potenziellen LVR-Kandidaten um 97,0 m.

Die Lebensqualität, gemessen anhand des St. George Respiratory Ques­tionnaire, verbesserte sich ebenfalls in beiden Gruppen gleichermaßen. Sie blieb im Jahr nach der Reha im Vergleich zum Ausgangswert weiterhin deutlich erhöht, erklärte der Kollege weiter.

Nur noch etwa die Hälfte der Patienten (48 von 98) erfüllte am Ende der Reha die Kriterien für eine Lungenvolumenreduktion. Zudem konnte erreicht werden, dass mehr als die Hälfte der Raucher die Zigaretten links liegen ließen, viele auch noch sechs Monate nach Rehaende. Der Rauchstopp ist wichtige Voraussetzung für eine LVR, die Verschleimung nimmt ab und damit auch das OP-Risiko, erklärte Dr. Schultz.

Nach einer Lungenvolumenreduktion ist die Rehabilitation ebenfalls von gro­ßer Bedeutung. Dies unterstreicht die retrospektive Auswertung der Daten von 24 Patienten, die aufgrund eines Emphysems bei COPD einen solchen Eingriff und anschließend an der Klinik von Dr. Schultz eine Reha erhalten hatten. Jeder Zweite erlitt durch den Eingriff relevante Komplikationen wie Pneumothorax (n = 3), Pneumonie (n = 3), akute Exazerbation der COPD (n = 4), Sepsis (n = 1) und akutes Nierenversagen (n = 1). Bei drei von 18 mit Ventilen versorgten Patienten mussten die Ventile wieder explantiert werden. Die Reha begann im Mittel 8,8 Monate nach der LVR, bei zwölf der Patienten bereits innerhalb von ein bis zwei Monaten als Anschlussheilbehandlung.

Spiralen und Ventile

Es gibt zwei reversible endoskopische Verfahren zur Volumenreduktion:
  • Durch das Einsetzen von Ventilen kann Luft entweichen, aber nicht mehr eindringen. Krankhaft veränderte Abschnitte lassen sich so schrumpfen.
  • Spiralen ziehen funktionseingeschränkte Bereiche zusammen. Dadurch entsteht mehr Raum für gesünderes Gewebe.

Quelle: Lungeninformationsdienst.de

Lebensqualität im klinisch relevanten Ausmaß verbessert

Die Rehamaßnahmen führten zu einer deutlich verbesserten 6-Minuten-Gehstrecke (370,0 vs. 419,5 m). Sie verbesserte in klinisch relevantem Ausmaß die submaximale Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität, berichtete der Kollege. Gleiches galt für die Anschlussheilbehandlung direkt nach dem Eingriff. Dr. Schultz plädierte deshalb für eine Sandwich-Strategie: eine Reha vor und eine nach der Operation. Professor Dr. Christian Geltner von der Kreisklinik Bad Reichenhall wies darauf hin, dass die Effekte der Reha ebenso gut waren wie die der LVR – nur ohne die mit der OP einhergehenden Komplikationen. Er forderte: „Wenn ich Patienten eine solch teure Maximaltherapie wie die LVR zubillige, dann sollte ich auch den Turbo dran machen – die Reha!“

* Routinemäßiges Inspirationsmuskeltraining in der COPD-Reha

Quelle: Kongressbericht, 50. Bad Reichenhaller Kolloquium

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Liegen luftgefüllte Blasen von über einem Zentimeter Größe vor, spricht man von einem bullösen Emphysem. Liegen luftgefüllte Blasen von über einem Zentimeter Größe vor, spricht man von einem bullösen Emphysem. © wikimedia commons/LizetPath
Bullöses Emphysem Bullöses Emphysem © wikimedia commons/LizetPath