Remission auf die Sprünge helfen

Maria Weiß

Wichtiger Baustein in der Asthmatherapie ist die Behandlung von Komorbiditäten. (Agenturfoto) Wichtiger Baustein in der Asthmatherapie ist die Behandlung von Komorbiditäten. (Agenturfoto) © iStock/ProfessionalStudioImages

Asthma wird zunehmend besser verstanden. Und so rücken mit der Remission immer ehrgeizigere Therapieziele in den Blick. Den Biologika dürfte bei künftigen Behandlungsstrategien eine Schlüsselrolle zukommen.

Bisher zielt die Asthmabehandlung vor allem darauf ab, Symptome zu lindern und Exazerbationen so gut wie möglich zu verhindern. Mit modernen Medikamenten und einer angepassten Behandlungsstrategie lässt sich bei vielen Patienten aber durchaus mehr herausholen, schreibt eine Wissenschaftlergruppe um Dr. Dennis Thomas vom Medical Research Institute an der University of Newcastle in Australien. Heute schon sei es realistisch, für die Patienten die Krankheitsremission anzustreben.

Klinische oder komplette Remission?

Von klinischer Asthmaremission spricht man, wenn folgende Kriterien gegeben sind:

  • Es fehlt die typische Asthmasymptomatik (ACQ*-Score ≤ 1 oder ACT**-Score ≥ 20). Der Patient hat über mindestens 12 Monate keine kurz wirksamen Beta-2-Agonisten benötigt.
  • Es ist für länger als ein Jahr zu keinen Exazerbationen gekommen, der Patient ist ohne systemische Kortikosteroide ausgekommen. Es war keine Hospitalisierung wegen des Asthmas erforderlich, kein Notaufnahmebesuch und kein ungeplanter Arztkontakt.
  • Der Patient weist eine stabile Lungenfunktion auf, nachgewiesen z.B. mittels post-bronchodilatatorischer FEV1 ≥ 80.

Für eine komplette Remission wird zusätzlich zu diesen Kriterien die Normalisierung der zugrunde liegenden Pathologie gefordert. Dies bedeutet, dass sich weder im Blut noch im Sputum erhöhte Eosinophilenzahlen nachweisen lassen (< 300 Zellen/µl bzw. < 3 %), FeNO in der Ausatemluft unauffällig ist und der Test auf bronchiale Hyperreagibilität negativ ausfällt. Außerdem sollen sich keine Umbauprozesse der Bronchien wie fibrotische Verdickungen der Basalmembran finden lassen. Sowohl klinische als auch komplette Remission sind mit entsprechender Medikation erreichbar, kommen manchmal aber auch ohne eine solche vor.

Häufig lässt sich für die Patienten nur die klinische Remission erreichen. Dies bedeutet, dass es durch die weiter bestehenden pathologischen Veränderungen nach wie vor jederzeit zum Rückfall kommen kann, schreiben Dr. Thomas und Kollegen. Andererseits kann eine Komplettremission durchaus zum natürlichen Verlauf der Erkrankung gehören. Bei erwachsenen Patienten liegen die Raten für eine spontane Remission je nach untersuchter Population zwischen 2 % und 52 %, bei Kindern sind sie besser.

Prädiktoren für eine spontane Remission sind:

  • mildes Asthma
  • bessere Lungenfunktion
  • bessere Asthmakontrolle
  • jüngeres Lebensalter
  • früher Krankheitsbeginn
  • kürzere Asthmadauer
  • milde bronchiale Hyperreagibilität
  • keine oder geringfügige Komorbiditäten
  • Rauchstopp oder Niemalsraucher

Patienten mit leichtem Asthma haben somit eine deutlich größere Chance auf eine Spontanremission als solche mit schwerer Erkrankung. Aufgrund der multifaktoriellen Ätiologie und infolge der komplexen Pathologie kann man allerdings nur schwer voraussagen, mit welchem Vorgehen sich am ehesten eine klinische Remission oder gar eine Komplettremission erreichen lässt, erläutern die Experten.

Auf jeden Fall sollte man sich nicht ausschließlich auf die bronchodilatatorische Wirkung der Medikamente verlassen und auch bei asymptomatischen Asthma­patienten die zugrunde liegende Inflammation mit inhalativen Kortikosteroiden (ICS) weiterbehandeln. Zusätzlich gegebene lang wirksame Beta-2-Agonisten (­LABA) bessern das Asthmamanagement merklich, schreiben sie weiter. Ob diese Kombinationsbehandlung auch die Progression aufhalten kann, müsse sich aber noch zeigen.

Substanzen mit dem Potenzial, eine Remission herbeizuführen, sind z.B. Biologika wie Dupilumab oder Mepolizumab beim eosinophilen Asthma. Makrolidantibiotika wie Azithromycin kommen sowohl beim eosinophilen als auch beim nicht-­eosinophilen Asthma zum Einsatz, wo sie die Zahl der Attacken signifikant reduzieren. Die Kombination mit geeigneten Biologika verstärkt ihre antiinflammatorischen und immunmodulierenden Effekte möglicherweise noch.

Wichtiger Baustein in der Asthmatherapie ist die Behandlung von Komorbiditäten. Dazu gehören beispielsweise die obstruktive Schlafapnoe oder Erkrankungen  der Stimmbänder. Auch ein Rauchstopp, vermehrte körperliche Bewegung und gegebenenfalls eine Gewichtsreduktion beeinflussen den Behandlungserfolg merklich.

*    Asthma Control Questionaire
**    Asthma Control Test
Quelle: Thomas D et al. Eur Respir J 2022; DOI: 10.1183/13993003.02583-2021

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Wichtiger Baustein in der Asthmatherapie ist die Behandlung von Komorbiditäten. (Agenturfoto) Wichtiger Baustein in der Asthmatherapie ist die Behandlung von Komorbiditäten. (Agenturfoto) © iStock/ProfessionalStudioImages