Risikoplan ändert die Sichtweise aufs Retinopathie-Screening

Dr. Barbara Kreutzkamp

Vier-Jahres-Intervall scheint bei Typ-1-Diabetes mit günstigem Retinabefund und niedrigem HbA1c zu genügen.
Vier-Jahres-Intervall scheint bei Typ-1-Diabetes mit günstigem Retinabefund und niedrigem HbA1c zu genügen. © Fotolia/auremar

Ein routinemäßiges Retinopathie-Screening bei Patienten Typ-1-Diabetes nur noch alle vier Jahre? Ein neuer Algorithmus, der sich an den aktuellsten Befunden orientiert, macht das möglich.

Spätestens fünf Jahre nach der Erstdiagnose sollte sich der Typ-1-Diabetiker einem jährlichen Retinopathie-Screening unterziehen, so die gängige Empfehlung. Doch ist das in Zeiten verbesserter glykämischer Kontrolle noch nötig? In einem alternativen Modell mit einem individualisierten, an den aktuellen Retinopathie- und HbA1c-Befund angepassten Vorsorge-Programm lässt sich die Häufigkeit der Untersuchungen reduzieren, ohne dass sich das Risiko für eine verspätete Retinopathie-Diagnose erhöht.

Alle drei Monate bei Grad-4-Befund

Evaluiert wurde dieses Schema im Rahmen des über 30 Jahre fortgesetzten Diabetes Control and Complications Trial (DCCT) und seiner Fortsetzung in der Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications (EDIC)-Studie. Die Daten stammten von über 1400 Patienten, die sich strukturiert und prospektiv verschiedenen Therapieschemata und einer standardisierten stereoskopischen 7-Felder-Fundus-Fotografie in unterschiedlichen Zeitabständen unterzogen hatten.

Auf der Grundlage der so gewonnen Daten entwickelten die Wissenschaftler der DCCT/EDIC-Research-Group Modelle, mit denen sich das Risiko für einen Progress in Richtung proliferative diabetische Retinopathie bzw. klinisch relevantes Makulaödem vorhersagen ließ.1 Retinopathie-Screening-Untersuchungen sollten demnach stattfinden:

  • bei einer Grad-1-Retinopathie in vier Jahren
  • bei einem Grad-2-Befund in drei Jahren
  • bei Grad 3 in sechs Monaten
  • bei Grad 4 in drei Monaten

Erhöhte HbA1c-Werte erfordern eine angepasst engere Taktung.

Patienten oftmals nur mäßig adhärent

Die Studiendaten sind überzeugend, wenngleich die Überprüfung der Praxistauglichkeit bei oftmals nur mäßig adhärenten Patienten noch aussteht, schreiben Dr. Jamie B. Rosenberg und ihre Kollegin in einem Editorial. Und vielleicht ergeben sich durch die hocheffektive Retinopathietherapie mit intravitreal injizierten Anti-VEGF-Antikörpern noch einmal gänzlich andere Vorsorgeintervalle.2

1. DCCT/EDIC Research Group. N Engl J Med 2017; 376: 1507-1516
2. Rosenberg JB, Tsui I. A.a.O.:1587-1588

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Vier-Jahres-Intervall scheint bei Typ-1-Diabetes mit günstigem Retinabefund und niedrigem HbA1c zu genügen.
Vier-Jahres-Intervall scheint bei Typ-1-Diabetes mit günstigem Retinabefund und niedrigem HbA1c zu genügen. © Fotolia/auremar