
Schlaganfall: Blutdruck-Schwankungen geben Prognose und Therapie vor

Gleich mehrere Studien haben sich aktuell mit akuten Blutdruckkrisen bei Schlaganfall beschäftigt, wie Dr. Olaf Eberhardt von der Klinik für Neurologie des Klinikums Bogenhausen in München berichtet. Während bei intrazerebralen Blutungen systolische Werte um 130–150 mmHg empfohlen werden, scheinen beim ischämischen Infarkt Zielwerte < 180/105 mmHg nur bei Lyse oder Thrombektomie notwendig zu sein.
Ischämischer Schlaganfall
Eine gestörte neurogene Kreislaufkontrolle, eine autonome Dysregulation, ein Baroreflexversagen oder Stressphänomene sind nur einige der Ursachen, die zu einer hypertensiven Krise bei einem ischämischen Schlaganfall beitragen können. Aber auch spontane Blutdruckabfälle um 20–30/10 mmHg sind in den ersten Tagen bis zur Entlassung keine Seltenheit. Studien zufolge scheinen sowohl sehr hohe als auch niedrige RR-Ausgangswerte prognostisch ungünstig zu sein.
Prinzipiell kann die bisherige antihypertensive Medikation in den ersten 24 bis 48 Stunden abgesetzt werden, wobei insbesondere bei Betablockern und Clonidin auf ein mögliches Reboundphänomen zu achten ist. Mit den schrittweise neu angesetzten Medikamenten sollen dann in den ersten 48 Stunden Werte von 180/100–105 mmHg erreicht werden. Dabei darf es keinesfalls zu einer zu schnellen Blutdrucksenkung oder zu größeren Schwankungen kommen.
Bei Schlaganfallpatienten ohne rekanalisierende Therapie wird eine Senkung des Blutdrucks um 15–25 % in den ersten 24 Stunden nur bei Werten > 220/120 mmHg empfohlen. Ist eine systemische Lyse geplant, muss der Blutdruck 24 Stunden vor und nach der Intervention auf Werte < 180/105 mmHG gesenkt werden. Diese Zielwerte sind zwar bei einer Thrombektomie nicht zwingend notwendig, aber durchaus sinnvoll, so der Experte.
Bei fortbestehenden hochgradigen Gefäßstenosen oder Gefäßverschlüssen ohne kompletten Infarkt im abhängigen Areal sind höhere systolische Werte (140–180 mmHg) in der Frühphase tolerabel. Mit einer ausreichenden Volumenzufuhr sowie Vasopressoren lassen sich niedrige Blutdruckwerte verhindern.
Besonderheiten bei der Subarachnoidalblutung
Intrazerebrale Blutung
Das Risiko für eine intrazerebrale Blutung nimmt mit steigenden RR-Werten bereits im prähypertensiven Bereich (< 140 mmHg) zu. Ein akuter Anstieg (ca. 40 mmHg gegenüber Vorwerten) kommt bei hämorrhagischen Schlaganfällen deutlich häufiger vor als bei ischämischen und wird auch ohne die zusätzliche Einnahme von Gerinnungshemmern als prognostisch ungünstig betrachtet. Zwar gilt eine Senkung des systolischen RR-Wertes von anfänglich 150–220 mmHg auf < 140 mmHg als sicher, erbrachte jedoch keine nachweislichen Vorteile hinsichtlich der Prognose. Dennoch rät der Autor zu einem Zielblutdruck von 130–150 mmHg (systolisch); der zerebrale Perfusionsdruck sollte bei 60–80 mmHg liegen.Quelle: Eberhardt O. Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86: 290-300
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