Palliation dank Einzelbestrahlung

Dr. Judith Lorenz

Hepatozelluläres Karzinom und Lebermetastasen verursachen starke Schmerzen, die mit palliativer Bestrahlung gelindert werden können. Hepatozelluläres Karzinom und Lebermetastasen verursachen starke Schmerzen, die mit palliativer Bestrahlung gelindert werden können. © SewcreamStudio – stock.adobe.com

Sowohl das hepatozelluläre Karzinom als auch Lebermetastasen anderer maligner Tumoren können starke Schmerzen verursachen. Betroffenen, die auf andere Therapien nicht mehr ansprechen, kann mit einer einmaligen palliativen Bestrahlung geholfen werden.

Schätzungen zufolge leiden jedes Jahr weltweit etwa eine Million Menschen an schmerzhaftem Leberkrebs. Durch ein hepatozelluläres Karzinom oder Lebermetastasen verursachte Schmerzen sind schwer in den Griff zu bekommen, erläutern Forschende um Prof. Dr. Laura A. Dawson vom Princess Margaret Cancer Centre der Universität Toronto. Dies gilt besonders, wenn bereits eine Funktionseinschränkung des Organs vorliegt. Eine vielversprechende palliative Behandlungsoption nach Ausschöpfen anderer Standardtherapien stellt die Einzelfraktionsbestrahlung dar: In der CCTG-HE1-Studie linderte sie in Kombination mit Best Supportive Care Leberschmerzen deutlich besser als die Supportivtherapie allein.

An der Phase-3-Studie beteiligten sich zwischen 2015 und 2022 neun kanadische Krebszentren. Die Teilnehmer:innen, 23 Personen mit einem hepatozellulären Karzinom und 43 Tumorerkrankte mit Leberfiliae, waren im Median 65 Jahre alt und litten an starken Leberschmerzen. Sie erreichten im Brief Pain Inventory (BPI) innerhalb von 24 Stunden einen maximalen Wert von mindestens vier aus zehn Punkten. In allen Fällen waren die lokalen, regionalen und systemischen Therapieoptionen ausgeschöpft oder kamen nicht infrage. Alle Patient:innen hatten zudem eine Lebenserwartung von mindestens drei Monaten.

Optimierte Therapieoptionen evaluieren

Studienteilnehmende erhielten eine optimierte Supportivtherapie inklusive Opioid- und Nichtopioidanalgetika und/oder Dexamethason. Gemäß Randomisierung absolvierte die Hälfte zusätzlich – nach Prämedikation mit Ondansetron und Dexamethason – einmalig eine Leberbestrahlung (Dosis 8 Gy). 24 der bestrahlten (73 %) und 18 der nicht bestrahlten Personen (55 %) nahmen einen Monat später an einer Nachuntersuchung teil. Den primären Studienendpunkt, die Abnahme der Leberbeschwerden um mindestens zwei BPI-Punkte, erfüllten zu diesem Zeitpunkt 16 (67 %) bzw. vier (22 %) von ihnen (p = 0,0042). Die häufigsten unerwünschten Ereignisse vom Grad 3–4 umfassten Bauchschmerzen und Aszites. Schwerwiegende Nebenwirkungen (SAE) oder therapiebedingte Todesfälle verzeichneten die Forscher:innen nicht.

Die Autor:innen glauben, dass die Intervention zum Versorgungsstandard werden könnte. Eine besonders große Relevanz sehen sie dabei in ressourcenschwachen Ländern mit endemischem Auftreten des hepatozellulären Karzinoms, in denen teure onkologische Therapien und Analgetika eventuell schlecht zugänglich sind – die Niedrigdosis-Leberradiatio stelle hier eine kostengünstige, einfache und nichtinvasive Option dar. Insgesamt bleiben allerdings noch viele Fragen offen: Unter anderem sei zu klären, ob auch Personen mit einem früheren Tumorstadium von der Leberbestrahlung profitieren und inwiefern sie sich auf die Überlebensprognose auswirkt. 

Quelle:
Dawson LA et al. Lancet Oncol 2024; DOI: 10.1016/S1470-2045(24)00438-8

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Hepatozelluläres Karzinom und Lebermetastasen verursachen starke Schmerzen, die mit palliativer Bestrahlung gelindert werden können. Hepatozelluläres Karzinom und Lebermetastasen verursachen starke Schmerzen, die mit palliativer Bestrahlung gelindert werden können. © SewcreamStudio – stock.adobe.com