
SGLT2-Hemmer auch bei niedrigerer eGFR gut wirksam

SGLT2-Inhibitoren haben direkte sowie indirekte metabolische und diuretische Effekte, die sich günstig auf Herz, Pankreas und Nieren auswirken, so Prof. Dr. Michael Lehrke, Uniklinik der RWTH Aachen, z.B. eine direkte Wirkung an der Niere (u.a. reduzierter Filtrationsdruck). Noch umstritten ist eine vom SGLT2-Transporter unabhängige, direkte Inhibition des NHE-Transporters in den Kardiomyozyten. Der G-BA habe der reno-kardioprotektiven Wirkung der SGLT2-Hemmung zu Recht einen beträchtlichen Zusatznutzen bescheinigt, so Prof. Dr. Jan-Christoph Galle, Klinik für Nephrologie und Dialyseverfahren, Lüdenscheid.
Den Drop der eGFR richtig deuten
Belege dafür lassen sich aus neueren Diabetes-Studien bei koronaren Herzerkrankungen in einem breiten Setting ableiten, sagte er. „SGLT2-Hemmer reduzieren kardiovaskuläre und renale Endpunkte und Mortalität bei Typ-2-Diabetes – auch bei niedrigerer eGFR als bisher angenommen.“ Die Abnahme der eGFR, die in den Studien mit SGLT2-Hemmern zunächst sehr rasch zu sehen ist, müsse man richtig interpretieren. Dies sei keine Schädigung, sondern: „Salopp gesagt bedeutet das, den Fuß vom Vollgas auf der Niere zu nehmen.“ Diese Änderung in der renalen Hämodynamik sei positiv zu bewerten, zeige einen Rückgang der Hyperfiltration. Im Weiteren steigt die eGFR wieder an. „Es ist ein reversibler Vorgang, kein struktureller Effekt“, der akuten Regulierung der Kreislaufsituation in der Niere beruhe. Künftig könnten Patient*innen bis zu einer unteren eGFR von 20 ml/min/1,73 m² behandelt werden, prognostizierte er. Positive Effekte der SGLT2-Hemmer zeigten sich auch bei herzinsuffizienten Patient*innen ohne Diabetes.
Die Ergebnisse der multizentrischen EMPA-Kidney-Studie mit chronisch nierenkranken Probanden werden zum Jahresende erwartet. Diese Phase-3-Studie wurde nach der Zwischenanalyse abgebrochen, da die Daten für Empagliflozin zur Herz- und Nierenprotektion so positiv waren, dass die Placebogruppe sonst hätte Schaden nehmen können.
Finerenon ist in den USA und durch die EMA bereits zugelassen, in Deutschland aber noch nicht verschreibbar, sagte Prof. Dr. Andreas Schäffler, Universitätsklinikum Gießen. Er stellte die FIDELIO-Studie vor, die den Effekt der neuen Substanz auf die chronische Niereninsuffizienz bei Typ-2-Diabetes untersucht. Der Aldosteronantagonist der dritten Generation ohne Steroidgrundgerüst brachte bei optimierter RAS-Therapie eine beträchtliche Risikosenkung der Niereninsuffizienz-Progression um 18 % sowie des Risikos der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität um 14 %. Die Verträglichkeit von Finerenon war hier gut, die unerwünschten Ereignisse mit Placebogabe vergleichbar.
„Obwohl die Hyperkaliämie zunahm, war sie kontrollierbar. Nur 2,3 % der Patient*innen stellten die Einnahme von Finerenon ein vs. 0,9 % bei Placebo“, berichtete er. Das Kaliumproblem sei jedoch wohl geringer als bei Spironolacton, da Finerenon zwar eine viel höhere Selektivität für den Mineralokortikoidrezeptor hat, aber eine geringere Bindungsaffinität als Spironolacton.
Quelle: 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
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