Sieben Ursachen für kahle Kinderköpfe

Haar- und Kopfhautprobleme bei Kindern und Jugendlichen reichen von der banalen Wachstumsanomalie bis hin zu seltenen Syndromen, schreibt Professor Dr. Hans Wolff von der Hautklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Kurze Haarwachstumsphase
Wenn die Haarpracht von einem Kind einfach nicht sprießen will, kann das an einer verkürzten Anagenphase liegen, die nicht wie üblich mindestens 36 Monate, sondern nur 6–24 Monate andauert. Demnach erreichen die Haare auch nur eine Länge von 6–24 cm und fallen dann aus. Mit zunehmendem Alter verlängert sich die Wachstumsphase meist spontan.
Lose Anagenhaare
Anderer, meist blonder Nachwuchs kann unter losen Anagenhaaren leiden. Schon durch leichten Zug und völlig schmerzlos lassen sich die Haare herausziehen, was in manchen Fällen zu einer diffusen Alopezie führt. Die Haarwurzeluntersuchung ergibt dysplastische Anagenhaare ohne oder mit ganz locker sitzender Wurzelscheide. Auch dieses Problem wächst sich innerhalb einiger Jahre von selbst aus.
Androgenetische Alopezie
Die Alopecia androgenetica, ein Albtraum für viele Erwachsene, tritt manchmal bereits im Grundschulalter auf. Der Mittelscheitel wird immer „breiter“ und es liegen miniaturisierte Haarfollikel vor. Für den Heilversuch schlägt Prof. Wolff eine 2%ige Minoxidillösung vor.
Aplasia cutis congenita
Eine etwa münzgroße, kahle Stelle am Vertex, die seit der Geburt unverändert besteht, zeichnet die Aplasia cutis congenita aus.
Alopecia areata
Im Konstrast zur Aplasia cutis congenita beginnt die Alopecia areata meist mit einem scharf begrenzten, runden haarlosen Areal. Tritt sie erstmals und örtlich begrenzt auf, heilt sie i.d.R. innerhalb von drei bis sechs Monaten ab. Seltener schreitet sie rasch fort und kann zum Verlust der gesamten Kopfbehaarung führen (Alopecia totalis). Die T-Zell-vermittelte Autoimmunerkrankung spielt sich am Haarfollikel ab. Es bestehen gewisse Assoziationen mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis, Typ-1-Diabetes oder Vitiligo. Der Beginn im Kindesalter gilt als prognostisch ungünstiges Zeichen, genauso wie eine parallele Neurodermitis oder Tüpfel- bzw. Krümelnägel. Eine Behandlung über maximal drei Monate mit Zinktabletten und topischen Kortikosteroiden wie Mometason- oder Prednicarbat-Lösung ist vertretbar. Etwa ab dem zwölften Lebensjahr kann man laut Prof. Wolff eine topische Immuntherapie mit Diphencyprone erwägen. Außerdem empfiehlt er Baseballkappen und Kopftücher statt Perücken.
Trichotillomanie
Kahle Stellen, die durch zwanghaftes Haareausreißen entstehen, werden anfangs gerne als Alopecia areata fehlinterpretiert. Doch gibt es einen wesentlichen Unterschied: Bei der Trichotillomanie findet sich ein stoppeliger Haarboden aufgrund abgebrochener und nachwachsender Haare, während die Stellen der Alopecia areata meist komplett haarlos und glatt sind.
Oft wollen die Eltern es nicht glauben, dass ihr Kind sich die Haare selbst herauszieht oder abscheuert. Fragt man genauer nach, berichten Vater oder Mutter nicht selten, dass das betroffene Kind ein Geschwisterchen bekommen hat, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Bei unter Zehnjährigen verschwindet die Trichotillomanie meist innerhalb von Monaten wieder.
Tinea capitis
Diese Mykose lösen Dermatophyten wie z.B. Trichophytum verrucosum, Trichophyton tonsurans oder Microsporum canis (übertragen von jungen Katzen) aus. Die Mikrosporie führt oft nur zu einer umschriebenen trockenen Schuppung der Kopfhaut mit abgebrochenen Haaren. Viel heftiger machen sich Infektionen durch T. verrucosum oder T. rubrum bemerkbar – sie können die Follikel vollständig zerstören und eine narbige Alopezie hinterlassen. Um dies zu vermeiden, sollte die Behandlung immer topische und systemische Antimykotika umfassen. Meist ist die Tinea capitis nach dreimonatiger systemischer Therapie ausgestanden und die Haare wachsen wieder.
Quelle Text und Abb.: Wolff H „Haar- und Kopfhautprobleme bei Kindern“ Akt Dermatol 2017; 43: 326-328. DOI: 10.1055/s-0043-113987 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart
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