„Ein Sprung nach vorne“

Dr. Miriam Sonnet

Es gibt einen neuen Standard für die Erstlinienbehandlung des lokal fortgeschrittenen/metastasierten Urothelkarzinoms. Es gibt einen neuen Standard für die Erstlinienbehandlung des lokal fortgeschrittenen/metastasierten Urothelkarzinoms. © H_Ko – stock.adobe.com

Die Kombination aus Enfortumab-Vedotin und Pembrolizumab ist neuer Standard für die Erstlinienbehandlung des lokal fortgeschrittenen/metastasierten Urothelkarzinoms. Sowohl PFS als auch OS fielen damit besser aus als mit einer platinbasierten Chemotherapie.

Seit Jahrzehnten galt die platinbasierte Chemotherapie als Erstlinienstandard des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Urothelkarzinoms. Das könnten die Ergebnisse der Phase-3-Studie EV-302 nun ändern: Darin prüften Forschende um Prof. Dr. Thomas Powles, Barts Cancer Institute Biomedical Research Centre, London, das ADC Enfortumab-Vedotin (EV) plus Pembrolizumab bei zuvor unbehandelten Patient:innen gegen den bisherigen Standard.1

442 Teilnehmende erhielten die neue Kombination und 444 Gemcitabin plus Cisplatin oder Carboplatin. Nach median 17,2 Monaten Follow-up war das mediane PFS mit 12,5 Monaten vs. 6,3 Monate im Interventionsarm signifikant länger als in der Kontrolle (HR 0,45; 95%-KI 0,38–0,54; p < 0,001). 

Daten zu Folgetherapien

Zum Zeitpunkt der Datenanalyse erhielten 32,6 % vs. 0 % der Patient:innen aus Prüfarm vs. Kontrolle noch die jeweilige Therapie. 31,7 % vs. 70,5 % benötigten eine nachfolgende Behandlung.

OS in diversen Subgruppen konsistent verlängert

Auch das mediane OS fiel unter der Prüfkombination signifikant besser aus (31,5 Monate vs. 16,1 Monate; HR 0,47; 95%-KI 0,38–0,58; p < 0,001). Die Ergebnisse waren in verschiedenen Subgruppen konsistent und u.a. unabhängig von der Eignung für eine Therapie mit Cisplatin oder dem PD-L1-Status.

67,7 % vs. 44,4 % sprachen an, darunter 29,1 % vs. 12,5 % komplett. Die mediane Dauer des Ansprechens wurde unter EV/Pembrolizumab nicht erreicht und betrug sieben Monate unter Chemotherapie.

55,9 % vs. 69,5 % der Teilnehmenden erlitten therapiebedingte Nebenwirkungen vom Schweregrad 3 oder höher. Am häufigsten kam es unter der Prüfkombination zu makulopapulösen Ausschlägen (7,7 %), Hyperglykämie (5,0 %) und Neutropenie (4,8 %). Die häufigsten therapiebedingten Nebenwirkungen ≥ Grad 3 in der Kontrolle umfassten Anämie (31,4 %), Neutropenie (30,0 %) und Thrombozytopenie (19,4 %).

EV-302 sollte als Landmark-Studie angesehen werden, die einen neuen Standard setzt, betont Prof. Dr. Günter Niegisch, Universitätsklinikum Düsseldorf, in seinem Editorial.2 Die Therapie des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Urothelkarzinoms habe damit nicht nur „einen Schritt, sondern vielmehr einen Sprung nach vorne“ gemacht. Offene Fragen betreffen z.B. den zukünftigen Stellenwert der platinbasierten Chemotherapie und die jährlichen Kosten der Behandlung. 

Fragen nach Kosten und Therapiestopp klären

Diese liegen einer aktuellen Analyse zufolge mit EV + Pembrolizumab rund 3,8-mal höher als mit einer platinbasierten Chemotherapie, gefolgt von einem Switch zur Avelumab-Erhaltung. In diesem Zusammenhang spiele auch die Dauer der Therapie eine Rolle, so der Kommentator – in EV-302 sei Pembrolizumab auf bis zu zwei Jahre beschränkt gewesen, während EV unbegrenzt gegeben werden konnte. Unklar bleibe, ob man die Therapien zu irgendeinem Zeitpunkt stoppen kann, ohne das onkologische Outcome negativ zu beeinflussen.

Quellen:
1.    Powles T et al. N Engl J Med 2024; 390: 875–88; DOI: 10.1056/NEJMoa2312117
2.    Niegisch G. N Engl J Med 2024; 390: 944–946; DOI: 10.1056/NEJMe2400311.

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Es gibt einen neuen Standard für die Erstlinienbehandlung des lokal fortgeschrittenen/metastasierten Urothelkarzinoms. Es gibt einen neuen Standard für die Erstlinienbehandlung des lokal fortgeschrittenen/metastasierten Urothelkarzinoms. © H_Ko – stock.adobe.com