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Urothelkarzinom: Antikörpereinsatz verhilft zu fast zweijährigem medianem Überleben

Bislang wurden Checkpoint-Inhibitoren nach platinhaltiger Erstlinienbehandlung erst bei Progress im Rahmen einer Zweitlinie eingesetzt, erläuterte Professor Dr. Thomas Powles, Barts Cancer Centre, London. „Mit unserer Strategie, den Progress nicht abzuwarten, sondern die Ansprechdauer durch die Erhaltungstherapie zu verlängern bzw. die Progression hinauszuzögern, wollten wir der Immuntherapie bei den noch nicht progredienten Patienten Zeit geben, ihre Wirksamkeit zu entfalten.“ Eine weitere Überlegung sei gewesen, dass im klinischen Alltag Betroffene mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom häufig keine Zweitlinie (mehr) erhalten.
Sterberisiko reduziert sich um fast ein Drittel
Insgesamt wurden 700 Patienten mit inoperablem, lokal fortgeschrittenem bzw. mehrheitlich metastasiertem Urothelkarzinom in die Phase-3-Studie JAVELIN Bladder 100 randomisiert. Alle Teilnehmer hatten vorher eine platinhaltige Erstlinien-Chemotherapie erhalten und auf diese mindestens mit einer Stabilisierung der Erkrankung angesprochen – gut 70 % erreichten eine objektive Tumorrückbildung. Nach Randomisierung erhielten die Patienten alternativ Avelumab als Erhaltungstherapie plus Best Supportive Care (BSC) versus BSC allein. Gut 50 % (n = 358) hatten einen positiven PD-L1-Status (PD-L1+). Das mediane Alter betrug knapp 70 Jahre.
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 19,6 Monaten betrug die mediane Gesamtüberlebenszeit im Avelumabarm 21,4 Monate gegenüber 14,3 Monaten im Kontrollarm (HR 0,69; p < 0,001). Diese signifikante Überlebenszeitverlängerung entspricht einer Reduktion des Sterberisikos um 31%, betonte Prof. Powles und sei das bis dato längste dokumentierte Gesamtüberleben beim metastasierten Urothelkarzinom im Rahmen einer Phase-3-Studie. Nach 18 Monaten waren noch 61 % der mit Avelumab Behandelten am Leben im Vergleich zu 44 % im Kontrollarm.
Benefit tritt in allen Subgruppen ein
Der Überlebensvorteil trat konsistent in allen untersuchten Subgruppen auf, betonte Prof. Powles – unter anderem unabhängig von der Vortherapie, dem Alter, dem Allgemeinzustand und der Qualität des Ansprechens auf die vorherige platinhaltige Chemotherapie. Auch die PD-L1-negativen Patienten profitierten von der Erhaltung mit Avelumab, wenn auch in einem geringeren Ausmaß (HR 0,86).
Analoge Ergebnisse zeigten sich beim progressionsfreien Überleben: Die Erhaltungstherapie mit Avelumab reduzierte das Progressionsrisiko um 38 % (HR 0,62; p < 0,001) für die Gesamtpopulation und um 44 % für die PD-L1+ Patienten (HR 0,56; p < 0,001). Die Verträglichkeit bezeichnete Prof. Powles als gut. Das Nebenwirkungsspektrum entsprach dem aus früheren Studien mit Avelumab als Monotherapie und war handhabbar. Laut dem Referenten sollte die Erhaltungstherapie mit Avelumab ein neuer Erstlinienstandard für nicht-progrediente Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom unter platinhaltiger Erstlinientherapie sein.
Pluspunkt PD-L1-Positivität
Wichtige Option, wenn eine Zweitlinie fraglich ist
Dem schloss sich auch Professor Dr. Elizabeth R. Plimack vom Fox Chase Cancer Center, Philadelphia, an, die als unabhängige Expertin die Ergebnisse diskutierte. Die Erhaltungstherapie ist nach ihrer Meinung speziell dann eine wichtige Option, wenn nicht sichergestellt werden kann, dass Patienten nach platinhaltiger Erstlinie bei Progress eine Zweitlinie bekommen (können).Quelle:
ASCO20 Virtual Meeting
Powles T et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstr LBA 1); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.18_suppl.LBA1
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