Urothelkarzinom: Antikörpereinsatz verhilft zu fast zweijährigem medianem Überleben

Birgit-Kristin Pohlmann

Der Überlebensvorteil trat konsistent in allen untersuchten Subgruppen auf. Der Überlebensvorteil trat konsistent in allen untersuchten Subgruppen auf. © iStock/mirror-images

Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom haben eine ungünstige Prognose. Zwar sprechen gut zwei Drittel auf eine platinhaltige Erstlinie an, doch meist nur kurz. Daher wurde nun der Einsatz einer Erhaltungstherapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Avelumab untersucht.

Bislang wurden Checkpoint-Inhibitoren nach platinhaltiger Erstlinienbehandlung erst bei Progress im Rahmen einer Zweitlinie eingesetzt, erläuterte Professor Dr. Thomas Powles, Barts Cancer Centre, London. „Mit unserer Strategie, den Progress nicht abzuwarten, sondern die Ansprechdauer durch die Erhaltungstherapie zu verlängern bzw. die Progression hinauszuzögern, wollten wir der Immuntherapie bei den noch nicht progredienten Patienten Zeit geben, ihre Wirksamkeit zu entfalten.“ Eine weitere Überlegung sei gewesen, dass im klinischen Alltag Betroffene mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom häufig keine Zweitlinie (mehr) erhalten.

Sterberisiko reduziert sich um fast ein Drittel

Insgesamt wurden 700 Patienten mit inoperablem, lokal fortgeschrittenem bzw. mehrheitlich metastasiertem Urothelkarzinom in die Phase-3-Studie JAVELIN Bladder 100 randomisiert. Alle Teilnehmer hatten vorher eine platinhaltige Erstlinien-Chemotherapie erhalten und auf diese mindestens mit einer Stabilisierung der Erkrankung angesprochen – gut 70 % erreichten eine objektive Tumorrückbildung. Nach Randomisierung erhielten die Patienten alternativ Avelumab als Erhaltungstherapie plus Best Supportive Care (BSC) versus BSC allein. Gut 50 % (n = 358) hatten einen positiven PD-L1-Status (PD-L1+). Das mediane Alter betrug knapp 70 Jahre.

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 19,6 Monaten betrug die mediane Gesamtüberlebenszeit im Avelumabarm 21,4 Monate gegenüber 14,3 Monaten im Kontrollarm (HR 0,69; p < 0,001). Diese signifikante Überlebenszeitverlängerung entspricht einer Reduktion des Sterberisikos um 31%, betonte Prof. Powles und sei das bis dato längste dokumentierte Gesamt­überleben beim metastasierten Urothelkarzinom im Rahmen einer Phase-3-Studie. Nach 18 Monaten waren noch 61 % der mit Avelumab Behandelten am Leben im Vergleich zu 44 % im Kontrollarm.

Benefit tritt in allen Subgruppen ein

Der Überlebensvorteil trat konsis­tent in allen untersuchten Subgruppen auf, betonte Prof. Powles – unter anderem unabhängig von der Vor­therapie, dem Alter, dem Allgemeinzustand und der Qualität des Ansprechens auf die vorherige platinhaltige Chemotherapie. Auch die PD-L1-negativen Patienten profitierten von der Erhaltung mit Avelumab, wenn auch in einem geringeren Ausmaß (HR 0,86).

Analoge Ergebnisse zeigten sich beim progressionsfreien Überleben: Die Erhaltungstherapie mit Avelumab reduzierte das Progressionsrisiko um 38 % (HR 0,62; p < 0,001) für die Gesamtpopulation und um 44 % für die PD-L1+ Patienten (HR 0,56; p < 0,001). Die Verträglichkeit bezeichnete Prof. Powles als gut. Das Nebenwirkungsspektrum entsprach dem aus früheren Studien mit Avelumab als Monotherapie und war handhabbar. Laut dem Referenten sollte die Erhaltungstherapie mit Avelumab ein neuer Erstlinienstandard für nicht-progrediente Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom unter platinhaltiger Erstlinientherapie sein.

Pluspunkt PD-L1-Positivität

Besonders deutlich profitierte die Subgruppe mit PD-L1-positivem Tumor: Zum Auswertungszeitpunkt war das mediane Überleben unter dem Antikörper noch nicht erreicht und betrug im Kontrollarm 17,1 Monate (HR 0,56; p < 0,001). Nach 18 Monaten waren noch 70 % der PD-L1-positiven Patienten am Leben (vs. 48 %).

Wichtige Option, wenn eine Zweitlinie fraglich ist

Dem schloss sich auch Professor Dr. ­Elizabeth R. Plimack vom Fox Chase Cancer Center, Philadelphia, an, die als unabhängige Expertin die Ergebnisse diskutierte. Die Erhaltungstherapie ist nach ihrer Meinung speziell dann eine wichtige Option, wenn nicht sichergestellt werden kann, dass Patienten nach platinhaltiger Erstlinie bei Progress eine Zweitlinie bekommen (können).

Quelle:
ASCO20 Virtual Meeting
Powles T et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstr LBA 1); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.18_suppl.LBA1

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Der Überlebensvorteil trat konsistent in allen untersuchten Subgruppen auf. Der Überlebensvorteil trat konsistent in allen untersuchten Subgruppen auf. © iStock/mirror-images
Die Hinzunahme des PD-L1-Hemmers Avelumab zu Best Supportive Care resultiert in einer Steigerung der Gesamtüberlebensrate nach 18 Monaten von 44 % auf 61 %. Die Hinzunahme des PD-L1-Hemmers Avelumab zu Best Supportive Care resultiert in einer Steigerung der Gesamtüberlebensrate nach 18 Monaten von 44 % auf 61 %. © MT Grafik