Zielgerichtete Therapie für das Urothelkarzinom

Dr. Katharina Arnheim

Bei 15–20 % aller Patienten mit metastasiertem Blasenkarzinom werden genetische Anomalien im FGFR3 nachgewiesen. Bei 15–20 % aller Patienten mit metastasiertem Blasenkarzinom werden genetische Anomalien im FGFR3 nachgewiesen. © iStock/Raycat

Harnblasenkarzinome weisen relativ häufig Mutationen im FGF-Rezeptor (FGFR) auf. Mit dem FGFR-Inhibitor Erdafitinib bietet sich nun ein neuer Ansatz für die Zweitlinientherapie des Tumors.

Progrediente Patienten mit fortgeschrittenem Harnblasenkarzinom haben trotz einer Zweitlinien-Chemotherapie mit Taxanen oder Vinflunin eine schlechte Prognose mit Responseraten von rund 10 % und einem Gesamtüberleben (OS) von maximal neun Monaten, erinnerte Professor Dr. Arlene Siefker-Radtke vom MD Anderson Cancer Center, Houston. Auch unter Checkpoint-Inhibitoren bleiben die Remissionsraten mit 20 % recht niedrig. Weitere Optionen werden deshalb dringend benötigt.

Bei 15–20 % aller Patienten mit metastasiertem Blasenkarzinom werden genetische Anomalien im FGFR3 nachgewiesen, die die Tumorentwicklung vorantreiben. Erdafitinib, ein Inhibitor aller vier FGFR, wurde nun in der Phase-II-Studie BLC2001 bei 99 Blasenkarzinom-Patienten entweder mit Progress nach mindestens einer vorausgegangenen Chemotherapie oder Cisplatin-Unverträglichkeit geprüft.1

Mit einer Ansprechrate von 40 %, davon 3 % Komplettremissionen, erreichte die Studie ihren primären Endpunkt. Bei weiteren 39,4 % der Patienten gelang eine Tumorstabilisierung. Prof. Siefker-Radtke betonte, dass die Remissionen bereits nach median 1,4 Monaten eintraten und über median 5,6 Monate anhielten. Auch profitierten chemonaive und vorbehandelte Patienten ebenso wie Patienten mit und ohne viszerale Metastasen gleichermaßen von Erdafitinib. Das progressionsfreie Überleben beträgt median 5,5 Monate, das mediane OS liegt bei 13,8 Monaten.

Ansprechen steigt unter Erdafitinib

22 Studienteilnehmer waren zuvor mit Checkpoint-Inhibitoren behandelt worden, doch hatte nur einer auf diese Therapie angesprochen. Erdafitinib erwies sich in diesem Kollektiv mit einer Responserate von 59 % als weitaus effektiver.

Keine schweren Nebenwirkungen verzeichnet

Prof. Siefker-Radtke bezeichnete das Verträglichkeitsprofil von Erdafitinib als gut: Die meisten Nebenwirkungen waren leicht (Grad 1–2); unerwünschte Ereignisse vom Grad 4–5 traten nicht auf. Häufigste Nebenwirkungen (alle Grade) waren Hyperphosphatämie (73 %), Hautreaktionen (49 %) und Nagelveränderungen (52 %), die jedoch nur selten Therapieabbrüche erforderten. Meist konnten sie mit supportiven Maßnahmen, Dosismodifikationen oder Therapiepausen kontrolliert werden. Als typische Nebenwirkung von Inhibitoren des MAP-Kinase-Wegs nannte die Referentin zentrale seröse Retinopathien, die bei 21 Patienten dokumentiert wurden. Doch musste die Substanz deswegen nur in drei Fällen abgesetzt werden. Laut Prof. Siefker-Radtke müssen die positiven Daten jetzt in weiteren Studien bestätigt werden. Diese laufen bereits: So wird Erdafitinib in der Phase-III-Studie THOR mit einer Chemotherapie oder mit Pembrolizumab verglichen. Außerdem läuft eine Studie der Phase Ib/II mit Erdafitinib in Kombination mit einem PD-1-Inhibitor. Auf Basis der Phase-II-Daten hat die US-Zulassungsbehörde FDA dem FGFR-Inhibitor bereits den Breakthrough Therapy Designation Status zuerkannt.

Quelle:
1. Siefker-Radtke AO et al. J Clin Oncol 2018; 36 (suppl; abstr 4503)
ASCO Jahrestagung 2018

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Bei 15–20 % aller Patienten mit metastasiertem Blasenkarzinom werden genetische Anomalien im FGFR3 nachgewiesen. Bei 15–20 % aller Patienten mit metastasiertem Blasenkarzinom werden genetische Anomalien im FGFR3 nachgewiesen. © iStock/Raycat