Kein Vorteil adjuvanter Checkpoint-Hemmung bei muskelinvasivem Urothelkrebs

Birgit-Kristin Pohlmann

Links: Urothelkarzinom der Blase. Rechts: Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Krebszelle der Blase. Die Mehrheit der Teilnehmer hatte dort den Primärtumor. Links: Urothelkarzinom der Blase. Rechts: Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Krebszelle der Blase. Die Mehrheit der Teilnehmer hatte dort den Primärtumor. © wikimedia/KGH (CC BY-SA 3.0); Science Photo Library/Gschmeissner, Steve

In der IMvigor010-Studie wurde der adjuvante Einsatz von Atezolizumab bei Patienten mit muskelinvasivem Urothelkarzinom geprüft. Das krankheitsfreie Überleben verlängerte sich leicht, aber eine Signifikanz wurde nicht erreicht.

Das muskelinvasive Urothelkarzinom (MIUC) ist seit Jahren eine schwierig zu behandelnde Erkrankung. Trotz kurativer Intention ist die Sterberate hoch. Aktueller Therapiestandard ist die radikale Operation des Tumors plus/minus eine cisplatinbasierte neoadjuvante Chemotherapie. Etwa die Hälfte der Patienten ist dafür jedoch nicht geeignet, erläuterte Professor Dr. Maha H. A. Hussain, Robert H. Lurie Comprehensive Cancer Center, Chicago.

Atezolizumab statt Beobachtung nach der OP

Die Immuncheckpoint-Blockade mit dem PD-L1-Inhibitor Atezolizumab ist beim lokal fortgeschrittenen bzw. metastasierten Urothelkarzinom zugelassen. Vor diesem Hintergrund habe man sich beim MIUC prognostische Fortschritte vom adjuvanten Einsatz der Substanz erhofft und die IMvigor010-Studie initiiert.

Dies ist die erste Phase-3-Studie zur adjuvanten Nutzung eines Checkpoint-Inhibitors beim MIUC. Insgesamt wurden über 800 Hochrisiko-Patienten nach radikaler Operation, inkl. Lymphknotendissektion 1:1 randomisiert und adjuvant mit Atezolizumab als Monotherapie versus Beobachtung weiterbehandelt. Gut die Hälfte der Teilnehmer hatte neo­adjuvant eine cisplatinhaltige Chemotherapie bekommen. Die Studienpatienten durften jedoch keine postoperative Strahlen- und/oder Chemotherapie erhalten haben. Beide Studienarme waren gut balanciert – über 90 % der Patienten hatten den Primärtumor in der Blase und etwa die Hälfte hatte ein PD-L1 IC-positives (IC2+/3+) Karzinom.

Die Verträglichkeit der Medikation war insgesamt gut: Es traten keine neuen Sicherheitssignale auf. Jedoch wurde der primäre Studienendpunkt, das krankheitsfreie Überleben (DFS), weder in der Intent-to-treat-Population noch in der PD-L1 IC-positiven Gruppe erreicht, bedauerte Prof. Hussain.

Nach einer medianen Nachbeob­achtungszeit von 21,9 Monaten betrug das mediane krankheitsfreie Überleben der Gesamtpopulation im Atezolizumabarm 19,4 Monate vs. 16,6 Monate im Kontrollarm. Die Risikoreduktion um 11 % war statistisch nicht signifikant (HR 0,89; p = 0,2446).

Die Subgruppenanalyse ergab den deutlichsten DFS-Vorteil zugunsten von Atezolizumab für die Personen mit pT4N0-Karzinom bei Studieneinschluss (HR 0,60) – eine Subgruppe, die in der IMvigor010-Studie nur zu knapp 15 % vertreten war. Das mediane Gesamtüberleben war zum Auswertungszeitpunkt in beiden Studienarmen noch nicht erreicht. Es deutete sich aber ein tendenzieller Vorteil für die Patienten unter Atezolizumab an (HR 0,85; 95%-KI 0,66–1,09).

Die Nachbeobachtung zum Gesamtüberleben läuft laut der Referentin trotz nicht erreichtem primärem Endpunkt weiter. Zusätzliche Biomarker- und Subgruppenanalysen seien geplant, um Aufschlüsse zu erhalten, warum die Immuncheckpoint-Blockade im metastasierten Setting erfolgreich ist, nicht aber im adjuvanten Bereich.

Alter Standard bleibt bestehen

Professor Dr. Daniel Y. C. Heng, Tom Baker Cancer Centre, University of Calgary, der die Ergebnisse kommentierte, bezeichnete IMvigor010 als wichtige Studie, deren Ergebnisse für weitere Untersuchungen genutzt werden müssten. Der Therapiestandard für Hochrisiko-Patienten mit MIUC bleibe aber derzeit die radikale Operation mit oder ohne neo­adjuvante cisplatinhaltige Chemotherapie.

Quelle:
Hussain MHA et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstr 5000); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.15_suppl.5000
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Links: Urothelkarzinom der Blase. Rechts: Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Krebszelle der Blase. Die Mehrheit der Teilnehmer hatte dort den Primärtumor. Links: Urothelkarzinom der Blase. Rechts: Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Krebszelle der Blase. Die Mehrheit der Teilnehmer hatte dort den Primärtumor. © wikimedia/KGH (CC BY-SA 3.0); Science Photo Library/Gschmeissner, Steve