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TAVI: „Der Katz-Index ist ein wichtiger Risikoprädiktor, den wir zu selten anwenden“

Die Begleiterkrankungen, die eine Indikation zur Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) begründen, verschlechtern zugleich auch die Prognose. Das erschwere die Beurteilung, ob die minimal-invasive Methode tatsächlich angebracht ist oder nicht, erklärte Professor Dr. Julinda Mehilli, Chefärztin der Kardiologie am Zentralklinikum Bad Berka. Gemäß der aktuellen Leitlinie der European Society of Cardiology spräche praktisch alles für die TAVI, was die Situation kompliziert macht: ein hohes Alter des Patienten, Komorbiditäten wie Leberzirrhose, Niereninsuffizienz oder COPD, Gebrechlichkeit sowie eingeschränkte Mobilität.
Die TAVI-Prognose mit Komorbidität fällt immer schlechter aus als ohne. Bei der COPD etwa nimmt die Einjahresmortalität von 19 auf 23 % zu, und das umso stärker, je schwerwiegender die Lungenerkrankung ist. Noch schlechter sieht es bei pulmonaler Hypertonie aus, wo je nach Ausprägung das Sterberisiko bis aufs Dreifache ansteigt. Patienten mit dialysepflichtiger Niereninsuffizienz sterben mit 50%iger Wahrscheinlichkeit innerhalb von zwei Jahren. „Lungen- und Nierenerkrankung entscheiden über das Schicksal des Patienten“, betonte Prof. Mehilli.
Natürlich ist es unsinnig, einen Patienten mit stark reduzierter Lebenserwartung noch einem Eingriff zu unterziehen, auch nicht einer TAVI. Es gibt Scoresysteme wie die aus den TAVI-Studien PARTNER** und FRANCE 2*** entwickelten Skalen, mit denen sich das individuelle Risiko abschätzen lässt. Bei PARTNER etwa gilt der Eingriff als unangebracht, wenn der Patient dem Score zufolge mit 50%iger Wahrscheinlichkeit binnen sechs Monaten sterben wird. FRANCE 2 zieht die Grenze bei einer 30-Tage-Mortalität über 15 %.
Für Prof. Mehilli ist der Katz-Index „ein wichtiger Risikoprädiktor, den wir zu selten anwenden“. Dieses Punktesystem bewertet die Alltagsfähigkeiten des Patienten, seine Mobilität und seine Kognition, also letztlich das, dessen Fehlen heute unter dem Begriff „Frailty“ subsumiert wird.
In einer Studie korrelierte das Ergebnis aus dem Index gut mit der Prognose nach TAVI: Patienten mit 0–2 Punkten – immobil und weitgehend auf Hilfe angewiesen – waren zu fast 70 % binnen eines Jahres tot, die Hälfte davon schon innerhalb der folgenden 30 Tage. Patienten mit 6 Punkten und mehr, die „noch gut im Leben stehen“, hatten eine Einjahresüberlebensrate von über 80 %.
Für die Lebensqualität gibt es leider noch keinen Score
Die Sterblichkeit sei aber nur die eine Seite der Medaille. „Das können wir mit unseren Scores kalkulieren. Aber Mortalität zählt nicht mehr viel bei über 90-Jährigen“, meinte die Kardiologin. „Wir haben leider kein Instrument, das vorhersagt, welcher unserer Patienten nach TAVI an Lebensqualität gewinnen wird.“
Quelle: DGK* Herztage 2018
* Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
** Placement of Aortic Transcatheter Valves
*** French Aortic National Corevalve and Edwards 2
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