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Treat-to-Target hält Patienten munter

Bis zu 70 % aller Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) leiden an Fatigue. Inwieweit diese Beobachtung mit der Aktivität der Grunderkrankung zusammenhängt, war bislang unklar. Forscher um Dr. Karen Holten, Diakonhjemmet Hospital in Oslo, gingen dem nach und analysierten die Daten der ARCTIC-Studie. Diese schloss 230 Patienten mit früher RA gemäß EULAR-Richtlinien ein, die zu Studienbeginn nach der Treat-to-Target-Strategie mit Glukokortikoiden und Methotrexat eingestellt worden waren. Als Behandlungsziel galt die Remission bei einem Disease Activity Score (DAS) < 1,6 in 44 Gelenken. Die Teilnehmer absolvierten in den folgenden zwei Jahren 13 Kontrolltermine. Neben den dabei erhobenen klinischen Outcome-Parametern lagen für 205 Patienten auch Angaben zum Fatigue-Status vor. Dieser wurde anhand der visuellen Analogskala (VAS), die von 0–100 mm reicht, gemessen. Ein Wert ≥ 20 galt als klinisch relevant.
Im Verlauf der Studie entwickelten sich Krankheitsaktivität und Fatigue parallel: Während 80 % der Patienten zu Beginn einen DAS > 2,4 aufwiesen, waren es nach 24 Monaten nur noch 9 %. Gleichzeitig hatten 69 % der Patienten anfangs unter Fatigue gelitten, während es nach 24 Monaten nur 38 % waren. Die medianen Fatigue-Werte sanken von zunächst 37 mm auf 9 mm, wobei sich die stärkste Besserung in den ersten drei Monaten der Behandlung zeigte. Damit scheint die Treat-to-Target-Therapie neben der RA auch die Fatigue zu bessern, schließen die Autoren. Erreicht man innerhalb von sechs Monaten eine Remission, sinkt das Fatigue-Risiko deutlich.
Bei hohen PGA-Werten dauert Fatigue oft lang an
Als signifikante Prädiktoren für eine Fatigue ≥ 24 Monate erwiesen sich bei der Basisuntersuchung festgestellte Schlafstörungen, Funktionseinschränkungen und hohe Werte im Patient-Global-Assessment. Überraschenderweise erhöhte auch eine eingangs geringe entzündliche Aktivität – festgemacht an niedrigem Ultraschall-Score und nur wenigen geschwollenen Gelenken – das Risiko für eine dauerhafte Fatigue. Offenbar handelt es sich dabei um ein multidimensional getriggertes Geschehen, dessen Faktoren nicht alle durch eine DMARD-Therapie beeinflusst werden. Dazu passt, dass einige Patienten trotz DAS-Remission über das Erschöpfungssyndrom klagten, während andere mit hoher Krankheitsaktivität diesbezüglich keinerlei Beschwerden hatten. Auf jeden Fall empfehlen die Autoren, bei Patienten, die bei Diagnose ihrer RA die oben genannten Fatigue-Prädiktoren aufweisen, neben der antirheumatischen Therapie frühzeitig nicht-medikamentöse Behandlungsstrategien einzusetzen.
Quelle: Holten K et al. Ann Rheum Dis 2021; DOI: 10.1136/annrheumdis-2021-220750
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