Keine Angst vor Glukokortikoiden im Seniorenalter

Dr. Judith Lorenz/Stephanie Käufl

Der schlechte Ruf von Glukokortikoiden in Bezug auf ältere RA-Patienten ist eigentlich ungerechtfertigt. Der schlechte Ruf von Glukokortikoiden in Bezug auf ältere RA-Patienten ist eigentlich ungerechtfertigt. © RapidEye/gettyimages

Die niedrigdosierte Glukokortikoidtherapie bei älteren Rheuma-Patienten ist besser als ihr Ruf, zeigen die Ergebnisse der GLORIA-Studie. Zwar führen niedrigdosiere Glukokortikoide zu einem Anstieg unerwünschter Wirkungen. Dagegen steht, dass sie die Krankheitsaktivität deutlich senken. Ihr Nutzen wiegt den Schaden also auf.

Die Langzeittherapie der rheumatoiden Arthritis (RA) mit Glukokortikoiden gilt angesichts des Nebenwirkungsrisikos als problematisch. Laut Leitlinien sollten Glukokortikoide gar nicht oder höchstens als Überbrückungstherapie eingesetzt werden. Die diesbezügliche wissenschaftliche Evidenz ist allerdings schwach. 

Ob bei älteren RA-Patienten Nutzen oder Schaden einer niedrig dosierten Glukokortikoidtherapie überwiegt, hat eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Maarten Boers von der Universität Amsterdam untersucht. 

451 RA-Patienten im Durchschnittsalter von 72 Jahren nahmen an der Studie teil. Die Mehrzahl der Betroffenen litt zusätzlich an multiplen Begleiterkrankungen. Im Durchschnitt dauerte ihre rheumatoide Arthritis elf Jahre, der Krankheitsaktivitätsscore DAS28 betrug im Schnitt 4,5. Alle Teilnehmer führten ihre bestehende antirheumatische Therapie unverändert fort. Diese bestand bei 79 % aus DMARD (14 % von ihnen erhielten Biologika). Etwa die Hälfte der Studienpatienten  nahm zusätzlich 5 mg Prednisolon pro Tag ein, die Kontrollen erhielten stattdessen Placebo.

Nach zwei Jahren wiesen die mit Prednisolon behandelten RA-Kranken im Vergleich zu den Kontrollen einen signifikant niedrigeren DAS28 auf. Zudem hatte sich bei ihnen die radiologisch objektivierte RA-Progression deutlich verlangsamt

Unerwünschte Ereignisse traten bei 60 % der Prednisolon- und 49 % der Placebogruppe auf. Das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen lag damit unter Prednisolon um 24 % höher, wobei es sich vor allem um leichte bis mäßig schwere  Infektionen handelte. Die Abbruchraten glichen sich in beiden Gruppen. Etwa 14 % der Teilnehmer beendeten die Studie aufgrund unerwünschter Wirkungen vorzeitig, etwa 4 % aufgrund einer Krankheitsaktivierung. 

Das in dieser Studie durch die zusätzliche Gabe von 5 mg Prednisolon um 24 % erhöhte Nebenwirkungsrisiko liegt weit unter der traditionell geschätzten Rate, schreiben die Autoren. Angesichts dessen und angesichts der erheblichen positiven Effekte auf die Krankheitsaktivität sind sie der Meinung, dass bei einer zusätzlichen Gabe von Low-Dose-Glukokortikoiden an über 65-jährigen RA-Patienten der Nutzen den Schaden durchaus überwiegt.

Quelle: Boers M et al. Ann Rheum Dis 2022; DOI: 10.1136/annrheumdis-2021-221957

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Der schlechte Ruf von Glukokortikoiden in Bezug auf ältere RA-Patienten ist eigentlich ungerechtfertigt. Der schlechte Ruf von Glukokortikoiden in Bezug auf ältere RA-Patienten ist eigentlich ungerechtfertigt. © RapidEye/gettyimages