Vaskulitischer Herzschmerz - Kardiale Beteiligung ist bei Arteriitiden entscheidend für die Prognose

Dr. Alexandra Bischoff

Vaskulitiden können auch zu Herzschmerz führen. Vaskulitiden können auch zu Herzschmerz führen. © fotoila/Tatiana

Vaskulitiden betreffen mitunter auch das Herz, was die Prognose maßgeblich beeinflusst. Leidet Ihr Patient an einer der klassischen Arteriitiden, sollte eine kardiale Beteiligung lieber einmal zu viel als zu wenig abgeklärt werden.

Vaskulitiden entstehen aufgrund immunreaktiver Pro­­zesse, die eine Entzündungsreaktion von Gefäßen unterschiedlicher Größe bewirkt. Anfangs dominieren allgemeine Symptome wie Fieber, Nachtschweiss, Schwindel und Gewichtsverlust und spezifische Laborparameter fehlen. Das erschwert die Diagnose im frühen Stadium und die Therapie beginnt leider häufig verzögert. Da bei vielen Vaskulitiden auch das Herz mitbetroffen sein kann, sollte man unbedingt ein Screening darauf durchführen.

Vaskulitiden mit seltener kardialer Beteiligung

  • Riesenzellarteriitis
  • Granulomatose mit Polyangiitis (Wegenersche Granulomatose)
  • Mikroskopische Polyangiitis
  • Cogan-Syndrom
  • Morbus Behçet

Takayasu-Arteriitis

Bei der Takayasu-Arteriitis (TA) handelt es sich um eine granulomatöse Entzündung der großen Gefäße mit einer Inzidenz von etwa 1,2–2,6 pro 1 Million. Die Erkrankung unklarer Genese betrifft insbesondere junge Frauen (80–90 %) im zweiten bis dritten Lebensjahrzehnt und verläuft in zwei Phasen:
  • Die erste Phase (Prepulseless-Phase oder präokklusives Stadium) zieht sich über Jahre schleichend mit Symptomen wie Fieber, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Arthralgien und Cephalgien hin.
  • Die zweite Phase (Pulseless-Phase oder okklusives Stadium) manifes-tiert sich in Form von Pannikulitis, Erythema nodosum, Raynaud-Syndrom sowie Claudicatio-intermittens-Schmerzen, meist im Bereich der Arme.
Jeder dritte Takayasu-Patient entwickelt eine Hypertonie Kardiale Komplikationen (Aorteninsuffizienz, Gefäßstenosierung, Thrombenbildung, Aneurysmen der Koronararterien) kommen bei etwa 40 % der Patienten vor. Jeder Dritte entwickelt zudem eine Krankheitsbild Detailseitearterielle Hypertonie infolge einer Nierenarterienstenose. Eine Immunsuppression mit Kortikosteroiden bewirkt bei 40–60 % der Betroffenen eine Remission. 40 % der Non-Responder reagieren positiv auf die zusätzliche Gabe von zytotoxischen Substanzen. Trotz neuer Optionen (z.B. TNF-α-Antagonisten wie Infliximab) können aktuell etwa 20 % der Patienten nicht erfolgreich therapiert werden.

Polyarteriitis nodosa

Die Polyarteriitis nodosa zählt zu den Vaskulitiden der mittelgroßen Gefäße mit einer Inzidenz von 5/100 000 pro Jahr. Männer erkranken dreimal häufiger als Frauen. Verschiedene Viren wie beispielsweise das Hepatitis-B-Virus (ein Drittel aller Patienten!), Epstein-Barr-Virus, Parvovirus B19 oder HIV können zur Entstehung beitragen. Große Unterschiede in der Symptomatik und Organbeteiligung erschweren die Diagnose. Lebensbedrohliche Folgen innerhalb der ersten Wochen Bei 80 % der Patienten sind die Koronararterien in Mitleidenschaft gezogen, woraus häufig eine Herzinsuffizienz resultiert. Die Betroffenen leiden unter Hypertonie, Tachykardie und Dyspnoe. Insbesondere innerhalb der ersten Wochen kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen, die schnell unter Kontrolle gebracht werden müssen. Bei positivem Virusnachweis besteht die Therapie aus einer initialen Gabe von Kortikosteroiden und einer Kombination von antiviralen Medikamenten plus Plasmaaustausch (Steigerung der Antigen-Antikörper-Serokonversionsrate). Bei fehlender viraler Beteiligung entspricht die Medikation der bei Takayasu-Arteriitis.

Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis

Die Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis – früher Churg-Strauss-Syndrom genannt – ist eine granulomatöse, nekrotisierende Vaskulitis der kleineren Gefäße. Die jährliche Inzidenz liegt bei 1/100 000. Sie befällt insbesondere den Respirationstrakt und tritt im mittleren Lebensalter auf. Bei 30–40 % der Patienten finden sich anti-neutrophile zytoplasmatische Antikörper (ANCA). Sowohl genetische Ursachen als auch verschiedene Allergene und Medikamente können die Entzündung auslösen. Die Betroffenen leiden typischerweise unter Asthma, einer allergischen Rhinitis und weisen eine Eosinophilie im Blut sowie in den befallenen Organen auf. Eine kardiale Beteiligung kommt bei rund 30 % der Patienten (überwiegend ANCA-negativ!) vor, meist in Form einer Endomyokarditis oder endokardialen Fibrose (60 %), bei 10 % bilden sich im Herzen Thromben. Aus den Gewebsveränderungen entwickelt sich eine restriktive oder dilatative Kardiomyopathie mit schlechter Prognose. Um die Diagnose zu sichern, sollten spezifische Laborparameter (CK-MB, Troponin) bestimmt und ein EKG, ein Herzecho sowie eine MRT-Untersuchung durchgeführt werden. Bei Verdacht auf eine koronare Beteiligung kann zudem eine Angiographie erforderlich sein. Bestätigt sich bei einer Vaskulitis die kardiale Beteiligung, muss die immunsuppressive Therapie intensiviert und der Verlauf engmaschig mittels Bildgebung kontrolliert werden.

Kinderherzen fahren Kawasaki

Das Kawasaki-Syndrom, eine akute systemische Vaskulitis, gilt als häufigste erworbene Herz-Kreislauf-Erkrankung bei Kindern und tritt gehäuft im Alter zwischen 6 Monaten und 5 Jahren auf. Virale oder bakterielle Infektionen, Autoimmunfaktoren und eine genetische Prädisposition wirken möglicherweise bei der Entstehung mit. Als charakteristisch gelten u.a. ein über 5 Tage persistierendes, antibiotikaresistentes Fieber, bilaterale Injektion der Konjunktiven ohne Exsudat, Lacklippen, Erdbeerzunge, Ödeme und Erytheme oral und an Händen bzw. Füßen. Eine Dilatation der Koronararterien ist meist unter Therapie regredient. Die intravenöse Gabe von Immunglobulinen stellt die Standardtherapie dar, zusätzlich können Statine, Infliximab oder Kortikosteroide eingesetzt werden.

Quelle: Aus der Fachliteratur
Quelle: Könemann S, Felix SB. Therapeutische Umschau 2016; 73: 713-721

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Vaskulitiden können auch zu Herzschmerz führen. Vaskulitiden können auch zu Herzschmerz führen. © fotoila/Tatiana