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Vestibuläre Migräne verläuft oft schmerzfrei

Sogar Experten betrachteten die vestibuläre Migräne lange Zeit nicht als eigenständigen Migränetyp, sondern fassten sie stattdessen als eine Form der Migräneaura auf, erklären Professor Dr. Dagny Holle-Lee von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen und ihre Kollegen. Erst seit einigen Jahren taucht die Erkrankung offiziell in der International Classification of Headache Disorders auf.
Das Besondere an dieser Migräneform: Bei ihr sind Kopfschmerzen keine Conditio sine qua non. Fast die Hälfte der Betroffenen klagt aber zusätzlich über eine klassische chronische Migräne (Symptome an mindestens 15 Tagen pro Monat).
Beim Lagerungsschwindel hält das Symptom viel kürzer an
An eine vestibuläre Migräne sollten Sie denken, wenn (Dreh- oder Schwank-)Schwindel, Benommenheit oder Schwierigkeiten bei Kopfbewegungen auftreten, die zwischen fünf Minuten und 72 Stunden dauern können, und zusätzlich bei mindestens der Hälfte der Attacken mindestens eines der drei folgenden Merkmale auftritt:
- Kopfschmerzen mit zwei der vier folgenden Charakteristika:
- einseitig lokalisiert
- pulsierend
- mittelschwer bis schwer ausgeprägt
- Zunahme der Intensität bei körperlicher Anstrengung (auch Alltagsaktivitäten)
- Licht- und Geräuschüberempfindlichkeit
- visuelle Aura
Wenn anamnestisch eine Migräne bekannt ist, andere Erkrankungen des Gleichgewichtssinnes ausgeschlossen und bereits fünf oder mehr solcher Episoden aufgetreten sind, steht die Diagnose fast sicher fest. Eine eindeutige beweisende Diagnostik gibt es allerdings bisher nicht.
Differenzialdiagnostisch müssen Sie in erster Linie an einen ischämiebedingten Schwindel denken. Ein Schlaganfall, der das hintere Versorgungsgebiet betrifft, kann sich zunächst ganz ähnlich darstellen (Alarmzeichen s. Kasten).
Achtung, Gehirn in Gefahr!
- rein rotatorischer oder rein vertikaler Nystagmus, Nystagmus mit Richtungsänderung
- Skew Deviation (vertikale Divergenz der Augäpfel) und normaler Kopfimpulstest
- weitere neurologische Befunde wie
- akut aufgetretene einseitige Schwerhörigkeit
- Sprechstörungen
- Lähmungen, Sensibilitätsausfälle, Koordinationsstörungen
- ataktisches Gangbild oder vollständige Gehunfähigkeit
Quelle: Holle-Lee D et al. internistische praxis 2020; 62: 197-205
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