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Vier Regeln, um Schwindel richtig einzuordnen

Neulich in der Praxis: Ein Patient erzählt Ihnen, ihm sei immerzu schwindelig. Dazu nennt er noch einige unspezifische Symptome wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Hörprobleme etc. Und Sie sollen nun herausfinden, was dahinter steckt. „Die erste Frage, die Sie sich in solchen Fällen immer stellen müssen, lautet: Ist der Schwindel auf eine vestibuläre Störung zurückzuführen?“, erläuterte Professor Dr. Dr. Karl-Friedrich Hamann aus Bogenhausen. Wenn Sie sich vier Regeln merken, sei die Antwort darauf ganz einfach.
Schwindel mit Scheinbewegung (vestibulär)
(gibt Hinweise auf die Lokalisation)
- Drehschwindel: Bogengangserkrankung
- Liftschwindel: Sacculusstörung
- Laterotraktion: Utriculusstörung
(gibt Hinweise auf die Grunderkrankung)
- Sekunden: Auftreten nur bei Kopfbewegung: gutartiger Lagerungsschwindel
- Minuten bis Stunden: begleitet von Hörverlust, Tinnitus, Ohrdruck: M. Menière
- Tage: Neuritis vestibularis
Regel 1: Ein Schwindel mit Scheinbewegungen hat seine Ursache im Gleichgewichtssystem.
Aussagen wie „alles dreht sich“, „wie auf einem Schiff“ oder „ständiges Auf und Ab“ deuten in der Regel auf einen (vestibulären) Dreh-, Schwank- bzw. Liftschwindel hin. „Damit wissen Sie aber noch nicht, ob dieser zentralen oder peripheren Ursprungs ist“, fuhr Prof. Hamann fort. Es gilt:
Regel 2: Je peripherer die Ursache, desto stärker der Schwindel.
Regel 3: Bei zentralen Erkrankungen ist Schwindel nie das einzige Symptom.
Die Qualität des Leitsymptoms gibt Hinweise auf die Lokalisation der Störung (s. Tabelle). Beachten Sie zusätzlich die Dauer der Schwindelattacken, sind Sie laut Prof. Hamann schon fast bei der Diagnose. Außerdem sollten Sie sich merken, dass additive neurologische Zeichen höchstwahrscheinlich eine zentrale Ursache haben.Schwindel ohne Scheinbewegung (nicht-vestibulär) | |
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Qualität | Ursache |
Schwarzwerden vor den Augen | orthostatische Kreislaufregulation |
Schwankgefühl (keine Stürze!) | Angst |
Bewusstlosigkeit, oft Synkope | Herzrhythmusstörung Epilepsie (Aura) |
verschwindet beim Augenschließen | okulär |
mit kognitiver Störung | Demenz zerebrovaskuläre Insuffizienz |
taumelig, benommen, unsicher, „komisches Gefühl im Kopf“ | multiple zentrale Ursachen |
Regel 4: Schwindel ohne Scheinbewegung hat seine Ursache nicht im Gleichgewichtssystem.
Von psychogenem Angstschwindel Betroffene fühlen sich zwar auch häufig „wie auf einem schwankenden Schiff“, doch tritt diese Empfindung meist situationsgebunden auf und lässt sich organisch nicht erklären. Stürze kommen praktisch nicht vor – diese lassen Angstpatienten typischerweise nicht zu, erklärte der Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Dem kardiovaskulären Schwindel (Präsynkope) liegen Herzrhythmus- oder Kreislaufregulationsstörungen zugrunde. Und wenn der Patient auf die Frage „Verschwindet der Schwindel, wenn Sie die Augen schließen?“ mit Ja antwortet, handelt es sich vermutlich um die ophthalmologische Form des Symptoms – oft bedingt durch Gleitsicht- oder schlecht angepasste Brillen, sagte der Kollege.Quelle: 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
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