Viel mehr Fußballer müssten nach Zusammenstoß vom Platz!

Neurochirurgen des St. Michaels Hospitals Toronto analysierten die Videos aller 64 Spiele der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Als Kollision bewerteten die Autoren jeden Kopfkontakt, nach dem ein Spieler nicht unmittelbar weiterkickte. Merkmale für eine Gehirnerschütterung waren langsames Aufstehen, Desorientiertheit, auffällige Gleichgewichtsstörungen, Bewusstseinsverlust, unsicherer Gang oder Kopf umklammern. Nur Fälle mit zwei oder mehr Anzeichen wurden als Commotio gewertet.
Medizinische Untersuchung nur bei 15%
In den 64 Spielen erlitten 61 Spieler insgesamt 81 Kopfkollisionen. Bei 17 % der Zusammenstöße ließen sich keine oder nur ein Anzeichen einer Gehirnerschütterung erkennen. 56 % hatten zwei Hinweise und 27 % drei oder mehr. In 15 % aller Fälle gab es eine medizinische Untersuchung. 56 % begutachtete der Schiedsrichter oder andere Spieler, auf ein Viertel schaute gar niemand. Von 67 Fällen mit einer vermuteten Commotio kehrten nur drei nicht mehr auf das Spielfeld zurück.
Bei knapp zwei Drittel der Ereignisse wurden die Protokolle zum Thema Schädel-Hirn-Traumata nicht beachtet, weil die Sportler keine Untersuchung erhielten, so die Neurochirurgen. Nach den Richtlinien, die auch die FIFA angenommen hat, sei ein Kicker schon beim kleinsten Anzeichen einer Gehirnerschütterung vom Platz zu nehmen und Fachleuten an der Seitenlinie vorzustellen. Im Übrigen berichteten die Team‑Ärzte an die FIFA lediglich 19 Fälle von Kopfverletzungen, die Analyse fand 81. So schlagen die Autoren vor, in Zukunft unabhängige Mediziner an den Spielfeldrand zu stellen, auch um die Spieler vor sich selbst zu schützen.
Quelle: Aus der Fachliteratur
Quelle: Cusimano M et al. JAMA 317 (24): 2548-2549
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).